Böses Licht (Mordgruppe 2)
- Droemer
- Erschienen: März 2023
- 3
Routinierte Glätte ohne Herz
Selbst wenn in einem klassischen Theater Shakespeares´ Schurkenstück „Richard III“ aufgeführt wird, dann kann man sich auch da auf blutige Einzelheiten verlassen. Wer das Stück kennt, der gruselt sich wohlig mit der neuen Inszenierung, wundert sich aber auch, warum sich die Regie offensichtlich etwas Neues hat einfallen lassen. Denn dass nach dem berühmten Satz mit dem Königreich und dem Pferd dann doch noch ein weiterer Toter auf dem herauffahrenden Thron sitzt - das kam bisher im Stück nicht vor. Fina Plank vom LKA Wien kann hier aber bald Abhilfe schaffen, denn: Natürlich war das kein dramaturgischer Schachzug. Vor aller Augen wurde der freundliche, farblose Garderobier Ulrich Schreiber ermordet und somit dann auch tatsächlich einmal ins Rampenlicht geschubst. Wer aber könnte einen so unauffälligen Mann so brutal aus dem Leben katapultieren und dann auch noch so spektakulär? Fina Plank nimmt die Ermittlungen auf und stellt bald fest, dass im Haus der schönen Künste vieles alles andere als schön ist.
Routinierter aber kühler Aufbau
Ursula Poznanski führt die Leser in ihrem neuen Roman in das Wiener Burgtheater. Hier sind alle Charaktere des Theaters wie in einem klassischen Bühnenstück versammelt: Der idealistische junge Held, unsterblich verliebt in die zauberhafte Heldin, die aber den Avancen des alten Lüstlings nachzugeben scheint, damit sie ihre Armut überwinden kann. In die Moderne übertragen, geben sie sich hier ein Stelldichein und bilden die Kulisse zu dem Mord, der an dem offensichtlich vollkommen harmlosen Garderobier verübt wurde.
Niemand wird hier bestreiten können, dass Poznanski ihr Handwerk versteht und mitten im Höhepunkt des Bühnengeschehens einen gut aufgebauten Mord inszeniert - aber mich konnte die Handlung nicht so recht packen. Vieles war für mich zu konstruiert: Der überaus gutherzige Held in seiner verzweifelten Liebe und auf der anderen Seite der routiniert auftretende Lüstling, der alle in sein Bett zerren kann. Es ist ein zu oft gehörter, ein fader Konflikt und das macht den Rahmen um den Mord herum allein schon nicht spannend. Natürlich verleidet das auch ein wenig die Nähe zu den auftretenden Personen. Die Theatermannschaft erstarrt offensichtlich in Klischees, aber auch die ermittelnde Kommissarin vermochte mich nicht besonders zu erwärmen. Neben ihrer ohnehin schon anstrengenden Arbeit mit einem übergriffigen Kollegen, wird sie nun auch noch von ihrer nervigen Schwester heimgesucht - und warum eine Frau, die sonst im Job fest ihren Mann steht, es nicht schafft, sich so einen lästigen Plagegeist vom Leib zu halten, das erschloss sich mir dann auch nicht.
Da mischt noch ein Unbekannter mit...
Neben dieser kühlen Atmosphäre, die für meinen Geschmack den zwischenmenschlichen Beziehungen einiger Akteure viel zu viel Raum einräumte, irritierte mich noch der gelegentliche Auftritt eines großen Unbekannten, der offensichtlich auch schon in Band 1 durch die Handlung geisterte. Auch in diesem Band tritt er mehrfach unvermittelt zutage, tritt unter den Überschriften von Theaterszenen plötzlich auf, schwafelt Ungereimtes vor sich hin, um dann wieder zu verschwinden. Möglicherweise wird ja hier noch in einem späteren Band eine sensationelle Aufdeckung gemacht. Ohne jeden Bezug fand ich aber die plötzlichen Auftritte des geschwätzigen Unbekannten recht nervend und manchmal fragte ich mich auch, ob der Leser unbedingt an die gesamte Krimireihe gebunden werden soll.
Fazit
Ursula Poznanski erzählt einen kühlen, routinierten Roman, der dem Wiener Schmäh ein wenig zu viel huldigt und nicht so recht zu fesseln vermag.
Ursula Poznanski, Droemer
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