Die Herzchirurgin

  • Droemer
  • Erschienen: Februar 2023
  • 13
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Marcel Zenk
89°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2023

Eine Chirurgin und eine OP

Primum non nocere – „Als erstes keinen Schaden anrichten.“ Der Hippokratische Eid ist das oberste Gebot aller ÄrztInnen und damit auch für die Herzchirurgin Dr. Anna Jones. Sie ist aber auch Mutter. Das oberste Gebot aller Mütter ist es, ihre Kinder zu beschützen. Als Anna Jones eines Tages nach Hause kommt, ist ihre Babysitterin tot und ihr Sohn verschwunden. Die Entführer fordern von Anna, dass sie den angehenden Premierminister Ahmed Shabir bei einer Herzoperation auf dem OP-Tisch tötet. Wenn das nicht passiert, stirbt ihr Sohn. Hat die verzweifelte Chirurgin denn überhaupt eine Wahl?

Der Autor

Im Alter von 17 Jahren litt Jack Jordan unter Agoraphobie, bekannt als Platzangst und Angst vor öffentlichen Plätzen und Menschenmengen. Das Schreiben half ihm dabei, den Kontakt zur Außenwelt wiederherzustellen und aus seinem „Gefängnis“ auszubrechen. „Die Herzchirurgin“ ist sein sechstes Buch. Jordan‘s nächster Thriller erscheint im Sommer (auf Englisch) und handelt diesmal von einem Rechtsanwalt, der sich dazu gezwungen sieht, seinem Berufsethos zuwider zu handeln.

Der Autor stellt seine Charaktere gerne vor ein unlösbares moralisches Dilemma. Wer jedoch erwartet, in diesem Buch Ausführungen zu den Themen Ethik und Moral, sowie rechtliche Probleme rund um das Berufsethos von ÄrztInnen zu finden, der wird enttäuscht. Das hätte ich mir gewünscht, da es dem Thriller noch mehr Tiefe und etwas zum Nachdenken verliehen hätte. Aber es ist eben ein Thriller, in dem es um Spannung, Action und Tragik geht. Eins steht trotz alledem fest: dieses Gebiet beherrscht Jack Jordan wunderbar. Es gibt zahlreiche Wendungen und der Ausgang des Buches ist bis zuletzt völlig offen.

Überzeugender Nebenplot

Der Nebenplot um die Krankenschwester Margot, Anna’s Kollegin, ist tragisch und besonders ergreifend. Hier schafft Jordan einen Ausgleich zu dem rasanten und spannenden Thriller. Margot klaut von ihren KollegInnen, weil sie Geldprobleme und keinen Unterstützer hat, der ihr zur Seite steht. Bald schon gerät sie in eine Situation, die sie komplett verschlingt.

Gruselige Szenen am OP-Tisch

Kurze, prägnante Sätze, ein hochexplosiver und dennoch simpler Plot können von Anfang bis Ende überzeugen. Besonders hervorzuheben sind die detailreichen Szenen im OP-Saal. Hier zeigt sich, dass Jordan ein fundiertes Wissen über Herz-OPˋs hat. Es erfordert viel schriftstellerisches Geschick, diese Szenen so zu gestalten, dass ich, als Leser, sie in meinem Kopf abspielen kann, ohne die Stelle im Buch erneut lesen zu müssen.

Fazit

Man könnte meinen, Jack Jordan hätte sein Handwerk von großen Autoren wie Tess Gerritsen oder Linwood Barclay gelernt, denn so elektrisierend und messerscharf ist sein Schreibstil. Man merkt schnell, dass Jack Jordan für höheres bestimmt ist.

Die Herzchirurgin

Jack Jordan, Droemer

Die Herzchirurgin

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