Polit-Thriller aus den üblichen Zutaten
Journalist Anton Berg wurde für zahlreiche Dokumentationen im schwedischen Rundfunk preisgekrönt. 2018 startete er mit der Serie rund um den Investigativ-Journalisten Axel Sköld sein Debüt als Thrillerautor in Schweden. Dieses Jahr soll der zweite Teil „Achtzehn – Der Eid der Mächtigen“ auf Deutsch erscheinen, dessen Vorgeschichte „Achtzehn“ bereits 2020 in der Übersetzung von Thorsten Alms in Deutschland publiziert wurde.
Vier Mordfälle
Radio-Journalist Axel Sköld ist sich sicher: Die Morde an König Gustav III, der Fernsehjournalistin Cats Falck, dem Schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme und dem Rüstungskontrollinspekteur Carl-Fredrik Algernon hängen zusammen. Doch diese Taten wurden im Zeitrahmen von 1792 bis 1987 verübt! Obwohl er nur wenig Rückendeckung durch seinen Sender bekommt, recherchiert Sköld weiter. Er stößt auf Hinweise, die zu einer schwedischen Geheimgesellschaft führen, die es seit Jahrhunderten gibt und deren Mitglieder scheinbar auch heute noch tätig sind. Was Sköld nicht ahnt, ist die Verstrickung der eigenen Familie und allerhöchster Kreise aus Politik und Wirtschaft in diese Machenschaften. Trotz Drohungen recherchiert Sköld weiter und bringt sich und sein Umfeld damit in höchste Gefahr.
Man nehme ...
Es hat fast den Anschein als hätte Berg nach diesem Motto sein Thriller-Debüt gekocht, denn zu finden sind die üblichen Zutaten, die so gerne für Polit-Thriller genommen werden: Eine gekonnt konstruierte Verschwörungstheorie; eine Geheimgesellschaft, die schon seit Jahrhunderten existiert; ein Journalist, der unter Gefahr seine Recherchen durchführt; ein Computernerd, der scheinbar alles knackt und natürlich die Freunde, welche immer mitziehen, auch auf manchmal vielleicht sehr unkonventionelle Art. Dennoch hat Berg es geschafft einen passablen Thriller abzuliefern. Ihm ist die Kurve von 1792 in die Gegenwart gelungen, in dem er den wohl bekanntesten Mord in Schweden mit einbezieht. Die regelrechte Hinrichtung von Olof Palme dürfte noch so manchem Leser in Erinnerung sein. Durch die Verknüpfung von Realität und Fiktion wird man sehr schnell in die Geschichte gezogen, die zudem sehr flüssig zu lesen ist. Lediglich die Spannung lässt unangenehm lange auf sich warten.
Die Spannung kommt spät …
… dann aber mit Wucht. Lange hält sich der Autor mit der Einleitung zum Hauptgeschehen auf. Immer wieder wird man daran erinnert, mit welchen Problemen Journalisten zu kämpfen haben um eine Story veröffentlichen zu können. Da müssen die Vorgesetzten mitspielen und die Geschichte muss wasserdicht aus verschiedenen Quellen abgesichert werden. In Axel Sköld scheint so einiges von Anton Berg zu stecken, jedenfalls ist die Arbeit eines Investigativ-Journalisten sehr gut geschildert – nur eben auch sehr ausführlich. Doch wenn dann endlich die Spannung einsetzt, lässt sie auch nicht mehr nach. Dass die aktuelle politische Lage in Schweden mehr oder weniger in die Geschichte einfließt, macht alles noch mehr zu einer gelungenen und dann auch fesselnden Mischung aus Fiktion und Realität, die aber hoffentlich mehr zu Ersterem tendiert. Die Bedrohung von Axel, seiner Kollegin, deren behindertem Kind und einer Politikerin der Grünen ist bis zum Ende packend geschildert und mündet in einem Schluss, der mehr als eine Lösung bietet und natürlich im zweiten Band noch einmal aufgegriffen werden wird.
Eine Recherche von Stockholm bis Boston und wieder zurück
Abwechslung in die eigentlich recht ausgetretenen Pfade bringen unterschiedliche Handlungsorte. Stockholm als Wohnort von Sköld wird genauso bemüht, wie die Schären vor der Hauptstadt und sogar das königliche Schloss auf Stadsholmen mit seiner Schatzkammer kommt vor. Das alles schildert Berg sehr anschaulich, genauso wie die Atmosphäre in Bostons großer Public Library. Die Jagd nach Beweisen für seine Theorie und die Verfolgung durch seine Widersacher lässt Sköld und damit die Leserschaft ganz schön herum kommen und ähnelt einer Schnitzeljagd, wie man sie auch aus anderen Thrillern kennt. Doch auch hier gilt: Berg hat gekonnt Atmosphäre mit Spannung verbunden und so hechelt man atemlos hinter Axel, Lova, Stina und David her, die nicht nur ihre Haut retten wollen, sondern einem geheimen Bündnis auf der Spur sind, das seit vielen Jahren die Politik beeinflusst.
Fazit
Ein Polit-Thriller, der spät zündet, aber dann bis zum Schluss fesselt. Anton Berg ist ein Debüt gelungen, das zwar auf hergebrachten Komponenten basiert, aber dennoch durch Atmosphäre und zum Ende hin sehr schnelle Handlung beeindruckt. Bestimmt freuen sich nach der Lektüre schon viele auf die Fortsetzung, die für September 2023 angekündigt ist.
Anton Berg, Lübbe
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