Der Zirkel
- Penguin
- Erschienen: September 2022
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Hochbrisanter Thriller, der aktueller kaum sein könnte
Als Johanna Böhm, frisch gebackene Studentin der Polizeiakademie, nachts ihre Wohnungstür öffnet, steht ein unbekannter Mann vor ihr: „Mein Name ist Rasmus Falk. […] Ich bin für Sie keine Bedrohung. Ich möchte mich mit Ihnen nur über die drei Morde unterhalten.“ Nachdem sich die junge Frau vom ersten Schock erholt hat, wird schnell klar, wovon der Ex-Geheimdienstler Falk spricht. In den letzten vier Tagen starben in Italien, Frankreich und Deutschland drei Personen - allesamt vergiftet. Johanna weiß, was diese Morde miteinander verbindet, denn sie kennt die Opfer aus ihrer Vergangenheit, vor der sie einst geflohen ist.
Die junge Frau ahnt, dass sie ihr Wissen in große Gefahr bringen könnte. Falk glaubt zwar nicht, dass Johanna in den Mordkomplott verwickelt ist, dennoch bleiben Zweifel. Aber auch der Ex-Geheimdienstler besitzt einen triftigen Grund, die drei Personen zu töten. Doch warum sollte der Täter Johanna aufsuchen? Beiden bleibt keine andere Wahl, als sich miteinander zu verbünden. Doch können sie einander wirklich vertrauen? Johanna weiß, dass sie bei der Suche nach dem Täter nicht nur ihre zukünftige Karriere aufs Spiel setzt, sondern sich auch in Lebensgefahr begibt.
Start der Böhm-Falk-Reihe
Es war lange Zeit still um Autor Leon Sachs, der mit bürgerlichem Namen Marc Leon Merten heißt. Knapp drei Jahre nach seinem letzten Roman „Mein ist die Macht“ und einem Wechsel zum Penguin Verlag legt der Journalist aus Köln nun seinen neuen Roman „Der Zirkel“ vor, der gleichzeitig der erste Band der neuen Reihe um die Polizeianwärterin Johanna Böhm und den Ex-Geheimdienstler Rasmus Falk ist.
Der 1982 geborene Rheinländer Sachs studierte in Fribourg Medienwissenschaften und erwarb ein Diplom der Durham University in Religion und Theologie.
Fulminanter Start
Mit „Der Zirkel“ gelingt Leon Sachs ein eindringlicher und packender Thriller der Extra-Klasse, der dem Leser kaum Zeit zum Atemholen lässt. Der Start der Böhm-Falk-Reihe könnte besser nicht gelingen. Von der ersten Seite an legt der Roman ein hohes Tempo vor und begeistert mit einer kurzweiligen Handlung, die in verschiedenen Ländern Europas spielt.
Dabei hat der Roman thematisch einiges zu bieten. Im Zentrum der Handlung steht die rechtspopulistische Partei „Gerechtes Deutschland“, die bei der anstehenden Bundestagswahl ihren Machtanspruch untermauern möchte und deren Vorsitzender ausgerechnet Johannas Vater Carl Bellmann ist. Nach Außen versucht die GRD durch ihr moderates, volksnahes Auftreten von ihren eigentlichen Zielen abzulenken. Gleichzeitig gründete Bellmann das „Consilium Humanum“, ein Institut, für die intellektuellen Elite, in dem eine neue Generation deutscher Vordenker heranwachsen soll.
Aber nicht nur politisch greift Sachs ein hochaktuelles Thema auf. Auch Cyberkriminalität und Netzagenturen spielen eine wichtige Rolle im Roman, der exzellent recherchiert und trotz der Fülle an Informationen stets flüssig geschrieben ist und leicht erzählt wird. Der Autor beweist erneut ein Gespür für brisante Themen, die er gekonnt in seinen Roman einbezieht.
Starkes „Ermittlerduo“
Bereits als 16-Jährige kehrte Johanna der Familie nach einem für sie traumatischen Ereignis den Rücken. Bis heute hat sie keinen Kontakt mehr zu den Eltern und ihren beiden Brüdern Viktor und Hagen. Die 29-Jährige lebt finanziell unabhängig in Berlin und macht dort ihre Ausbildung bei der Schutzpolizei. Boris Malkin, ein gebürtiger Russe und ihr bester Freund, hilft Johanna nicht nur, sich in der Bundeshauptstadt einzuleben, sondern unterstützt sie auch sonst, wo er nur kann.
Ramus Falk hat bis vor vier Jahren als IT-Experte beim Militärischen Abschirmdienst gearbeitet, bis Unbekannte in einer verhängnisvollen Nacht seine Frau Hedda töteten und seine rechte Hand zertrümmerten. Seit diesem Ereignis ist Falk nicht nur berufsunfähig, sondern macht selber Jagd auf die Mörder seiner Frau. Sein ganzes Leben ordnet er nun der Suche nach den Tätern unter - und eine heiße Spur führt ihn nun zu Johanna.
Insgesamt zeichnet den Roman eine glaubwürdige, facettenreiche Figurenzeichnung und ein cleverer Plot aus. Bis zuletzt lässt Sachs die Leserschaft darüber im Dunkeln, wer letztendlich im Hintergrund die Fäden zieht.
Fazit
Leon Sachs gelingt ein spannender, mehr als lesenswerter Thriller. „Der Zirkel“ besticht durch eine umfangreiche Recherche, einen überzeugenden Plot und lebendige Figuren. Ein packender, temporeicher Roman, der zeigt, dass Sachs aktuell sicherlich zu den besten deutschsprachigen Thrillerautoren gehört. Ein bemerkenswerter Serienauftakt, der Lust auf mehr macht.
Leon Sachs, Penguin
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