Kalte Körper

  • Bastei Lübbe
  • Erschienen: Juni 2022
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Thomas Gisbertz
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2022

Der beste Band der Falk-Hagedorn-Reihe

Der Bodensee rund um Konstanz leidet seit Wochen unter einer drückenden Hitze. Dies allein ist aber nicht der Grund, warum der Fallanalytiker Falk Hagedorn keinen Schlaf findet. Nachdem seine Tochter Karina vor einem Jahr erschossen wurde, versinkt er immer tiefer in Depressionen und flüchtet sich in den Alkohol. Als er frühmorgens mit seinem Rollstuhl die Rheinpromenade entlangfährt, ahnt er noch nicht, dass er bald wider Willen die Polizei bei einem Fall unterstützen wird.

Hagedorn wird Zeuge eines bizarren Schauspiels. Er entdeckt am Bodenseeforum die Leiche einer jungen Frau, deren Körper kunstvoll auf einem kleinen Marmorsockel als Statue inszeniert ist. Als wäre dies nicht schon ungewöhnlich genug, ist der Körper auch noch tiefgefroren. Der rätselhafte Fall weckt das Interesse Hagedorns und nach anfänglichem Zögern willigt er ein, sich gemeinsam mit dem ermittelnden Kriminalhauptkommissar Marius Bannert auf die Suche nach dem Mörder zu machen. Doch es bleibt nicht bei einer Leiche. Offenbar tötet ein Serienmörder, um seine Opfer anschließend spektakulär in Szene zu setzen. Aber was ist sein Motiv? Hagedorn und Bannert bleibt nicht viel Zeit, um weitere Morde zu verhindern und die „Vernissage des Todes“ zu stoppen.

Reichlich berufliche Erfahrung

Autor Matthias Bürgel weiß nur allzu gut, worüber er in seinen Thrillern schreibt. Nach einer Ausbildung zum Feinmechaniker trat er 1991 in den Polizeidienst des Landes Baden-Württemberg ein. Von 2002 bis 2005 studierte Bürgel an der Fachhochschule der Polizei Rechts- und Verwaltungswissenschaften. Vierzehn Jahre Streifendienst, zwei Auslandseinsätze im Kosovo für die Vereinten Nationen und die EU sowie seine Tätigkeit als kriminalpolizeilicher Sachbearbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen haben ihn maßgeblich geprägt.

Seit der Polizeireform 2014 dient Matthias Bürgel - wie auch seine Hauptfigur Marius Bannert - als Kriminalhauptkommissar beim Kriminaldauerdienst des Polizeipräsidiums Konstanz, seit 2021 mit dem Schwerpunkt Raub und Sexualdelikte. „Trotz der menschlichen Abgründe, die ich in meiner täglichen Arbeit erfahre, liebe ich seit 30 Jahren meinen Beruf immer noch. Meine Erfahrungen inspirierten mich zu schreiben“, sagt Bürgel über seine Tätigkeit.

In der beThrilled-Reihe des Lübbe-Verlags erscheint aktuell nach „Dunkler Hass“ und „Schrei nach Rache“ der dritte Band um den querschnittsgelähmten Fallanalytiker Falk Hagedorn und Hauptkommissar Marius Bannert.

Exzentrischer Profiler

Bereits der erste Teil der Krimi-Reihe um den ungewöhnlichen Ermittler Hagedorn überzeugte mit einem wunderbar klaren, stringenten Schreibstil. Bürgel verzichtet weitestgehend auf Nebenhandlungen. Das tut dem Roman sehr gut, denn dadurch dreht sich der gesamte Plot stets um die Mordserie. Folglich bekommt die Handlung ein derart hohes Tempo, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Dies liegt aber nicht nur an der durchdachten und äußerst spannenden Geschichte, sondern auch am unterhaltsamen Ermittlerteam.

Der extrovertierte Profiler Falk Hagedorn, der seit einer missglückten Verfolgungsjagd im Rollstuhl sitzt, ist bei den Kollegen häufig als überheblich und selbstgefällig verschrien. Andererseits überzeugt der desillusionierte Hagedorn als exzellenter Fallanalytiker. Zwar hadert er wiederholt nach mehreren erlittenen Schicksalsschlägen mit seinem Leben, gleichzeitig ist er jedoch ein neugieriger und vor allem nach Anerkennung gierender Mensch. Mit seinen ironischen, teils zynischen Bemerkungen und seinem nicht immer konformen Verhalten bringt er dabei nicht nur Kriminalhauptkommissar Marius Bannert des Öfteren in Rage. Seit dem ersten Band der Reihe hat Bürgel der Figur des Profilers mittlerweile einen unverwechselbaren Charakter verliehen.

Gute Polzeiarbeit

Ihm zur Seite steht mit Marius Bannert ein Ermittler, der durchaus zu schätzen weiß, was er an einem fokussierten Hagedorn hat. Das Arbeitstier Bannert ergänzt sich sehr gut mit dem Profiler, wenngleich er ihn mitunter auch zurechtweisen muss. Dennoch sind beide enge Freunde, auch wenn die Freundschaft durch Hagedorns Verhalten auch immer wieder auf die Probe gestellt wird. Ergänzt wird der Kern des Ermittlerteams durch die noch recht junge Kriminaloberrätin Nadine Adler. Sie ist es auch, die Bannert nach dem letzten Fall - bei dem eine junge Frau gestorben war, an deren Tod er sich die Schuld gibt - wieder zurück ins Kommissariat geholt hat.

Starke Erzählweise

Auch die Erzählweise des Romans weiß zu überzeugen: kurze Kapitel, wunderbar leichte, authentisch wirkende Dialoge und wechselnde Erzählperspektiven. Hinzu kommt, dass Autor Matthias Bürgel sich akribisch in das jeweilige Hauptthema seiner Romane einarbeitet. Dadurch kommt selbst der geübte Leser in den Genuss, seinen kriminalistischen Wortschatz zu erweitern und Wissenswertes zu erfahren. Dabei diskutieren seine Figuren auch über rechtliche bzw. gesetzliche Vorgaben in Bezug auf die aufgefundenen Leichname.

Fazit

Wer gute Kriminalromane mit einer klaren, zielgerichteten Handlung und einem stimmigen Ermittlerteam liebt, der sollte Matthias Bürgel lesen. Warum der Autor noch immer zu wenigen Lesern ein Begriff ist, erscheint nach dem dritten Band der Falk-Hagedorn-Reihe noch unverständlicher. Bürgels Romane sind wirklich ein Gewinn für die deutsche Kriminallandschaft

Kalte Körper

Matthias Bürgel, Bastei Lübbe

Kalte Körper

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