In einer stillen Bucht
- Diogenes
- Erschienen: März 2022
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Mord und Dolce Vita
In einer kleinen abgelegenen Bucht an Capris Südküste wird ein Koffer mit einer Leiche gefunden. Grifo war Direktorin des Konservatoriums von Neapel. Aber was wollte sie ausgerechnet am Geburtstag ihrer geliebten Enkelin auf Capri? Inselpolizist Rizzi und seine Kollegin Cirillo ermitteln auf Capri, Procida und in Neapel. Ihr Weg führt sie in die Welt der Musik, die geprägt ist von Konkurrenzdruck und Hierarchien.
Rizzi und Cirillo legen wieder los
„In einer stillen Bucht“ ist bereits der dritte Band aus der Serie rund um Enrico Rizzi und seiner strafversetzten Kollegin Antonia Cirillo. Der unter dem Pseudonym Luca Ventura schreibende Autor bleibt seinem bisherigen Konzept treu und vermischt polizeiliche Ermittlungen mit viel italienischem Flair und Lebensart.
Während im Vorgängerband die Zitronen auf Capri im Mittelpunkt standen, ist es dieses Mal die Musik und der Tourismus. Ventura fängt die Atmosphäre der kleinen Insel im Golf von Neapel bestens ein: die Touristenszene mit reichlich Promiauflauf auf der einen Seite und die angestammten Einwohner Capris auf der anderen. Durch Rizzi lernen wir abermals gerade diese Seite des Insellebens kennen, das nicht zuletzt durch die Rivalität zwischen den Orten Capri und Anacapri geprägt ist. Wieder muss man auf sehr genaue Orts- und Wegbeschreibungen gefasst sein, die manchmal abermals etwas zu detailliert ausfallen, kann sich dann aber auch wieder über das quirlige Familienleben in der Patchworkfamilie Rizzi freuen. Begleitet werden diese ausführlichen Schilderungen des Ambientes dieses Mal allerdings von einem doch sehr konstruierten Mordfall.
Atmosphäre steht vor Spannung
Wie schon in den Vorgängerbänden der Serie dominiert ganz eindeutig die Atmosphäre auf Capri und in Neapel das Geschehen. Doch während bisher die Mordfälle und die Ermittlungen daneben noch relativ glaubhaft abliefen, ist das bei der Leiche im Koffer leider weniger der Fall. Der Mord und seine Aufklärung wirken konstruiert und oft gering glaubwürdig. Die Ermittlungen weisen nur wenige Wendungen auf und lassen dadurch die Spannung nur auf einem sehr niedrigen Niveau verbleiben.
Erst zum Schluss wird es mit kryptischen Anspielungen auf Cirillos Vergangenheit mal kurzzeitig wirklich fesselnd. Doch das sollte wohl eher ein Appetizer für den nächsten Band sein. Immerhin weiß man nach der Lektüre, dass im Sommer der Negrino als Cocktail hoch im Kurs steht, Seeigel nur gedünstet werden dürfen, um alle Aromen zu behalten, und dass das Konservatorium von Neapel eine überaus reiche Geschichte hat sowie wertvolle Instrumente beherbergt.
Fazit
Lassen Sie sich auf einen Negrino und eine Portion Spaghetti mit Miesmuscheln nach Capri entführen! Sie erwartet ein mysteriöser Mordfall eingebettet in jede Menge süditalienische Atmosphäre. Für Liebhaber von Cosy-Krimis zu empfehlen, für eine Leserschaft die auf eine herausfordernde und durchgängig spannende Action-Handlung setzt, dagegen weniger.
Luca Ventura, Diogenes
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