Nebelblau
- Rowohlt Polaris
- Erschienen: Juli 2023
- 2
- Die Eira-Sjödin-Trilogie 3
- Übersetzung: Hanna Granz
- Taschenbuch
- 480 Seiten
Ein gut gelungenes Finale
Mit „Nebelblau“ beendet Tove Alsterdal ihre Trilogie um die schwedische Ermittlerin Eira Sjödin. Während die Vorgänger in der Serie eher verhalten spannend waren, setzt Alsterdal jetzt richtig einen drauf und liefert den besten Band als Finale ab.
Wer ist der Tote aus dem Fluss?
Marinearchäologen finden ein Skelett im Ångerman-Fluss. Erst wird angenommen, dass es sich um ein Opfer des schrecklichen Brückeneinsturzes kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges handelt, doch der Mann wurde erschossen. Ein Mord, der aufgrund der schwedischen Rechtsprechung verjährt sein dürfte. Eira Sjödin, schwanger und in den Innendienst versetzt, soll den Cold Case dennoch bearbeiten. Das entpuppt sich jedoch als gefährlicher als angenommen und bald muss sich Eira die Frage stellen, ob ihre Familie in den Fall verwickelt ist.
Die Vergangenheit kommt ans Licht
Die Geschichte ist so ruhig und unaufgeregt, wie man es von Tove Alsterdal gewohnt ist. Doch dieses Mal kann das die Spannung nicht ausbremsen, denn die Autorin hat einen Plot geschrieben, der es in sich hat. Gekonnt verbindet sie Vergangenheit und Gegenwart und macht damit auf ein Kapitel der schwedischen Geschichte aufmerksam, das wohl so nur wenigen bekannt sein dürfte. Während des Vietnamkrieges flüchteten US-Amerikanische Deserteure nach Schweden, wo sie vor der Auslieferung sicher waren. Doch nicht alle in Schweden waren von ihrer Anwesenheit begeistert und es gab Spitzel der CIA, die den jungen Männern das Leben schwer machen konnten. Darauf baut Alsterdal ihre Geschichte auf und verbindet sie gekonnt mit der Familiengeschichte von Polizistin Eira. Ein Geheimnis nach dem anderen wird gelüftet, was von Anfang an packend ist. Nach etlichen Wendungen und neuen Erkenntnissen endet das Ganze in einem fulminanten Finale, das zwar etwas rosarot eingefärbt erscheint, aber dennoch für die Serie ungewohnt packend ist. Alle Fäden laufen jetzt zusammen und am Ende der Trilogie sieht die Welt von Eira ganz anders aus als am Anfang.
Eira Sjödin und ihre Familie
Natürlich ändert sich der Charakter der etwas widerspenstigen Polizistin nicht. Immer noch eher auf sich konzentriert, muss sie jetzt aber mit der Tatsache zurechtkommen, dass sie schwanger ist und nicht weiß, wer von den zwei möglichen Kandidaten der Vater sein könnte. Außerdem gibt es immer noch ihren Bruder, der unschuldig im Gefängnis sitzt und natürlich ihre an Demenz leidende Mutter. Die Lage spitzt sich noch etwas zu, wenn gerade ihre Mutter in den Mittelpunkt der Ermittlungen gerät. Alsterdal läuft zu ungewohnter Höchstform auf, denn die Figuren bekommen im Laufe der Geschichte immer mehr Tiefe. Selbst Nachbar Allan und der Bruder Magnus bekommen mehr Profil. Dafür schöpft die Autorin wirklich alles aus, was die Geschichte nur hergeben kann. Das lässt diese zwar manchmal ein wenig konstruiert erscheinen, doch den Figuren und der Spannung tut es einfach nur gut. Das alles hätte man sich schon für die ersten beiden Bände der Trilogie gewünscht!
Fazit
Ein Abschluss für die Eira-Sjödin-Trilogie, wie man ihn sich nicht besser hätte wünschen können! Jetzt kann man auch verstehen, dass die Filmrechte bereits vergeben sind. Gekonnt verbindet Tove Alsterdal Vergangenheit und Gegenwart mit der Familiengeschichte Eiras und schafft damit einen von Anfang an packenden Plot, der mit den doch etwas zu ruhig geratenen ersten beiden Bände der Trilogie versöhnt.
Tove Alsterdal, Rowohlt Polaris
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