Der Mordclub von Shaftesbury (1) - Eine Tote bleibt selten allein
- Aufbau
- Erschienen: Dezember 2022
- 2
- Taschenbuch
- 320 Seiten
Tatsächlich ein Kriminalroman?
Angela Lautenschläger ist eigentlich Nachlasspflegerin, doch ihre zweite Passion ist das Schreiben. Sie verfasste bereits einige Weihnachtgeschichten und zwei Kriminalreihen. Für ihre dritte Serie rund um Penelope St. James, hat sie sich das wohlklingende Pseudonym Emily Winston zugelegt, denn „Der Mordclub von Shaftesbury“ spielt nicht nur in idyllischer englischer Gegend, sondern bietet der Autorin auch noch die Möglichkeit ihre anglophilen Vorlieben auszuleben.
„Golden Sunshine und Luxury Club“
Penelope St. James verlässt das quirlige London um ausgerechnet im beschaulichen Shaftesbury eine Partnerschaftsvermittlung aufzubauen. Die Eingewöhnung ist nicht ganz einfach. Nicht nur die fehlende Internetverbindung ist ein Problem, die Einwohner des kleinen Örtchens glauben nicht so recht an ihr Geschäftsmodell. Nur bei Tierarzt Sam scheint sie auf ungeteilte Aufmerksamkeit zu stoßen. Als Penelope einen merkwürdigen Autounfall mit Personenschaden beobachtet, macht sie daher aus dem Dilemma eine Tugend und ermittelt zusammen mit Sam – der „Mordclub von Shaftesbury“ ist geboren.
Wann geht es endlich los?
Angela Winston lässt sich lange, sehr lange Zeit bevor der Roman auch nur den Anschein eines Krimis bekommt. Fast die Hälfte der über 300 Seiten gehen mit einer sich anbahnenden Liebesgeschichte und den Problemen eine Partnervermittlung im englischen Nirgendwo zu etablieren ins Land, bevor der Autorin scheinbar doch noch eingefallen ist, dass sie eigentlich einen Krimi schreiben wollte. Das geht natürlich zu Lasten der Spannung. Die ist selbst für einen Cozy-Krimi auf so niedrigem Niveau, dass man sie schon fast nicht mehr wahrnimmt. Zudem ist die maue kriminalistische Handlung sehr vorhersehbar, was den Schluss im Großen und Ganzen vorwegnimmt und der finale Kracher damit auch ausbleibt. Lediglich der immer wieder aufblitzende Humor und die wunderbar verschrobenen Charaktere verhindern ein vorzeitiges Leseende.
Lord Finncliff, die Ackerwinde und der Friedhof
Engländern sagt man im Allgemeinen einen gewissen Hang zur Exzentrik nach. Dieser Umstand wird gerade bei Cozy-Krimis gerne aufgriffen und so kann man dort meist besonders nette Exemplare dieser außerordentlichen Gattung Mensch finden. Auch Winston hat hier ausgiebig zugeschlagen: vom sehr speziellen Lord Finncliff über die von Ackerwinde heimgesuchten Hobbygärtner bis zum tierisch-menschlichen Doppelpack aus Mops und Mrs. Colombine kann man sich hier köstlich über wahrhaft bizarre Charaktere freuen, die zudem mit ihren Namen an manch andere Krimigeschichten erinnern. Lediglich Lilly, die Tochter des Tierarztes ist wohl etwas zu überambitioniert gelungen. Eine 8-Jährige, die bei Operationen assistiert und auch ansonsten mehr als altklug daherkommt – nicht sehr realistisch. Doch das ist (fast) verzeihlich, blitzt im ansonsten eher schlichten Stil der Autorin immer wieder Humor auf - wobei ich den Ohnmachtsanfall beim Anblick von Ratte Rosa durchaus nachvollziehen kann. Lediglich die Probleme mit Internet und Handyempfang werden zu sehr ausgebreitet. Spätestens nach der zweiten Erwähnung, dass ersteres gar nicht vorhanden ist und letzterer nur auf dem Friedhof rudimentär existiert, hat es bestimmt jeder begriffen.
Ein Dorf, wie aus dem Bilderbuch
Das Städtchen Shaftesbury existiert tatsächlich im Süden Englands. Jedoch ist das beschriebene Shaftesbury ein anderes. Der mitgelieferte Lageplan zeigt einen kleinen Ortskern, mit Herrenhaus, Kirche, Tearoom, Pub, Dorfanger und diversen Cottages. Die werden dann auch noch als wahre Kleinode beschrieben, was das ideale Bild einer englischen Dorfidylle vervollständigt. Wer sich gerne in die nachgesagte Heimeligkeit von pittoresken englischen Ortschaften träumt, ist hier genau richtig. Die Atmosphäre reißt damit noch einiges in diesem ansonsten wenig überzeugenden Krimi, denn wer sitzt nicht gerne in einem schnuckeligen Tearoom bei Scones und Tee oder schlendert durch enge Gassen mit reetgedeckten Steinhäusern.
Fazit
Wenig überzeugender Cozy-Krimi, der erst spät in die Gänge kommt und nur durch seine verschrobenen Charaktere und die idyllische Atmosphäre lebt. Nur als leichte Wartezimmerlektüre oder für wenig anspruchsvolle Unterhaltung zu empfehlen. Wer packende Spannung im Krimi will, dürfte hier falsch sein. Vielleicht wird die bereits angekündigte Fortsetzung überzeugender.
Emily Winston, Aufbau
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