Rotwild

  • Penguin
  • Erschienen: Januar 2023
  • 3

- Die Berling-und-Pedersen-Reihe 2

- Übersetzung: Sabine Thiele

- Paperback, Klappenbroschur

- 416 Seiten

Rotwild
Rotwild
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Carola Krauße-Reim
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2023

Ein echter Maria Grund-Thriller mit einigen Schwächen

Maria Grund ist mit „Fuchsmädchen“ ein viel beachtetes Thriller-Debüt geglückt. Die Leserschaft war entweder restlos begeistert oder zutiefst enttäuscht. Meinungen zwischen diesen beiden Extremen scheint es kaum gegeben zu haben. Jetzt legt sie mit „Rotwild“ nach und dürfte damit auch einige ihrer bisher wohlwollenden Leserinnen und Leser enttäuschen.

Drei Jahre danach

Drei Jahre sind seit den Vorfällen aus „Fuchsmädchen“ vergangen, doch sie hallen immer noch in allen Beteiligten nach. Während Eir weiterhin in der Mordkommission arbeitet, hat sich Sanna auf einen ruhigen Posten in der Insel-Provinz versetzen lassen. Doch die Ruhe ist trügerisch. Die Probleme der Gesellschaft machen auch vor der ländlichen Idylle nicht halt und schon bald steckt Sanna wieder in einem Mordfall: Ein junger Mann, völlig nackt und schwer verletzt liegt in einem verlassenen Bauernhaus. Bevor Sanna seine letzten Worte richtig verstehen kann, stirbt er in ihren Armen. Zusammen mit Eir und dem alten Team dringt Sanna immer tiefer in eine Welt ein, die gezeichnet ist von Verschwörungstheorien, Hass, Gewalt und einer enormen Gleichgültigkeit der Gesellschaft. Gleichzeitig bekommt sie immer wieder seltsame Anrufe, die sie das Schlimmste ahnen lassen.

Sanna und Eir

Es ist durchaus von Vorteil „Fuchsmädchen“, den ersten Band der Serie zu kennen, denn Grund nimmt immer wieder Bezug darauf und verzichtet jetzt außerdem weitgehend auf eine abermalige gründliche Beschreibung der Charaktere und der Figuren-Konstellation. Sanna und Eir sind immer noch Gegenpole. Sanna versucht die Vergangenheit hinter sich zu lassen, Ruhe und Abstand zu finden. Auch Eir ist ruhiger geworden, doch ist sie immer noch die aufbrausende Polizistin, die gerne einmal aus der Reihe tanzt. Fast scheint es wieder, wie vor drei Jahren als sie gemeinsam mit ihrem Team ermittelten. Doch beide haben eine Entwicklung durchgemacht, nicht zuletzt durch die Ereignisse von damals. Das schlägt sich in ihren Wesen und aktuellen Handlungen nieder, was sie wiederum zu dennoch veränderten und interessanten Personen macht.

Ein Rückschritt in Plot und Stil

Der rasante Vortrieb der Handlung und die konstante Spannung dürften zwei Gründe sein, warum „Fuchsmädchen“ für Viele so interessant war. Doch genau darauf scheint Grund jetzt wenig zu bauen. Zu Beginn schafft sie einen grandiosen Einstieg in die Geschichte, rückt einiges zurecht und baut gehörig Spannung auf. Doch dann verzettelt sie sich in Nebensächlichkeiten, Wiederholungen und völlig redundanten Dialogen – ein bedauerlicher Rückschritt in Sachen Plotaufbau und Stil. Darunter leidet die Spannung im Mittelteil des Buches ganz gewaltig. Erst zum Ende hin nimmt sie wieder Fahrt auf, bevor das Finale, ganz im Stil des vorhergehenden Bandes, mit einem dicken Klops als Lösung aufwartet.

Doch während man in „Fuchsmädchen“ die Lösung noch als realistisch ansehen konnte, schießt die Autorin dieses Mal allerdings über das Ziel hinaus. Zwar besteht auch hier durchaus eine Verbindung zur aktuellen Realität, doch die Umsetzung im Thriller wirkt konstruiert und zwanghaft an das Geschehen angepasst. Das eigentliche Ende lässt dann alle Möglichkeiten für die Fortsetzung der Serie offen und kitzelt dann doch Vorfreude auf den Folgeband, „Krähentochter“, hervor, der 2024 erscheinen soll.   

Diskussionen sind vorprogrammiert

Wenn schon „Fuchsmädchen“ polarisiert hat, dürfte es bei „Rotwild“ erst recht Diskussionen geben. Spannung, Plot und vor allem die Lösung dürften für ausreichend Gesprächsstoff in der Leserschaft sorgen. Wer den ersten Band schon nicht gemocht hat, wird diesen schon gar nicht in Angriff genommen haben. Doch auch bisher gut gesinnte Gemüter könnten jetzt weniger begeistert sein. Bleibt zu hoffen, dass die Autorin die Schwächen erkennt und in Zukunft wieder zu alten Stärken zurückkehrt.

Fazit

Eine unerwartet schwache Fortsetzung der furios gestarteten Berling-Pedersen-Serie. Dennoch ist „Rotwild“ ein solider Thriller, der allerdings in Handlung und Stil nicht an „Fuchsmädchen“ heranreicht. Damit dürfte einmal mehr die Diskussion zu der Reihe angefacht werden, die schon mit ihrem Debüt die Leserschaft gespalten hat.

Rotwild

Maria Grund, Penguin

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