Fifty-Fifty
- Goldmann
- Erschienen: November 2022
- 6
- Eddie Flynn 5
- Übersetzung: Jörn Ingwersen
- Originaltitel: "Fifty-Fifty"
- Paperback, Klappenbroschur
- 544 Seiten
Dieser Thriller überzeugt hundertprozentig
5. Oktober 2018: Bei der New Yorker Notrufzentrale gehen fast zeitgleich zwei Anrufe ein. Der Grund: Der ehemalige Bürgermeister der Stadt, Frank Avellino, wurde mit äußerster Brutalität in seinem eigenen Schlafzimmer ermordet, der Täter muss in einem wahren Blutrausch gehandelt haben. Das Seltsame: Die Anruferinnen sind Avellinos Töchter Sofia und Alexandra. Beide sind im Haus des Vaters und beschuldigen sich nun gegenseitig der Tat. Die Frage: Wer von beiden ist eine sadistische, psychopathische Mörderin und wer ist vollkommen unschuldig? Oder haben etwa beide zusammen die Tat begangen?
Das einzige, was klar zu sein scheint, ist das Motiv: Avellino hinterlässt ein Erbe von 44 Millionen Dollar. Aber sowohl Eddie Flynn, der Sofia vor Gericht verteidigt, als auch Alexandras junge Anwältin Kate Brooks können nicht sicher sein, dass ihre Mandantin unschuldig ist. Ihre Chancen, die jeweils richtige Schwester vor dem Gefängnis zu bewahren, stehen fifty-fifty.
Ehemaliger Anwalt als Autor
Autor Steve Cavanagh wuchs in Belfast auf und zog mit 18 Jahren nach Dublin, wo er Jura studierte. Er arbeitete als Tellerwäscher, Türsteher, für einen Sicherheitsdienst und als Call-Center-Agent, bevor er einen Job bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast annahm. In seiner irischen Heimat machte sich Steve Cavanagh als erfolgreicher Bürgerrechtsanwalt einen Namen und war in zahlreiche prominente Fälle involviert. Mittlerweile konzentriert er sich auf seine Arbeit als Autor.
Seine Thrillerserie um den Anwalt Eddie Flynn umfasst mittlerweile sieben Bände. Nachdem die ersten beiden Teile der Reihe („Zu wenig Zeit zu sterben“, „Gegen alle Regeln“) 2015/2016 zunächst bei Blanvalet erschienen, werden sie im kommenden Jahr ebenso wie der bislang noch nicht ins Deutsche übersetzte dritte Band „Liar“ vom Goldmann Verlag neu aufgelegt. Bereits Anfang des Jahres erschien mit „Thirteen“ der spektakuläre vierte Fall für Anwalt Eddie Flynn. Der sechste Teil „The Devil‘s Advocate“ erschien 2021 im englischen Orion Books-Verlag, der auch bereits den siebten Band „The Accomplice“ in diesem Jahr publizierte.
Smarter Anwalt
Steve Cavanaghs Figur des Anwalts Eddie Flynn hat in Deutschland schon nahezu Kultstatus erlangt - und das mit nur einem einzigen Roman. Als Zu Beginn des Jahres „Thirteen“ erschien, eroberte der Titel vollkommen zurecht in kürzester Zeit die Bestsellerlisten. Dies liegt aber nicht nur am einzigartigen Protagonisten, sondern auch an Cavanaghs Schreibstil: kurzweilig, prägnant, temporeich. Der Autor weiß als ehemaliger Anwalt, wovon er schreibt. Dadurch wirkt der Roman, bei aller Fiktion, stets glaubwürdig.
Cavanaghs Stil ist derart leicht, flüssig und überzeugend, dass man sich fragen muss, warum der Autor hierzulande lange Zeit nahezu unbekannt war. „Fifty-Fifty“ ist so unfassbar intelligent, raffiniert und packend konstruiert, dass Sie das Buch nicht mehr aus der Hand legen werden.
Wer ist die Täterin?
Eddie Flynn ist einer der besten Anwälte New Yorks, auch wenn er dies von sich selber nie behaupten würde. Er ist eher ein schüchterner, zurückhaltender Typ, der aber vor Gericht regelrecht zu glühen beginnt. Ein Mann, der für seinen Job lebt. Dabei ist sein größtes Problem als Anwalt, dass er sich stets wünscht, Schuldige sollten bestraft und Unschuldige freigesprochen werden. Aber so funktioniert die Justiz leider nicht immer. Flynn übernimmt aber nur Fälle, wenn er von der Unschuld seines Mandanten überzeugt ist - und dies ist diesmal gar nicht so einfach. Vor dem aktuellen Fall hätte Flynn nicht an das wirklich Böse geglaubt, weil das Verhalten der meisten Mörder erklärbar ist. Aber diesmal gibt es keine Antwort, keinen Schlüssel. Dieser Fall hat etwas Finsteres an sich. Flynn muss an seine Grenzen gehen und verliert dabei fast alles - seinen Glauben an Gerechtigkeit und eine wichtige Person in seinem Leben. Aber er wäre nicht New Yorks bester Anwalt, wenn er am Ende nicht doch die wahre Täterin finden würde.
Weiterentwicklung der Serie
Dass Gute an der Reihe ist, dass Stillstand für Autor Steve Cavanagh ein Fremdwort ist. Dies betrifft sowohl den rasanten Plot als auch das Figurentableau. Vor allem mit Kate Brooks tritt ein neuer, vielversprechender Charakter auf. Ihr Jurastudium und die Anstellung bei einer renommierten Kanzlei hat sich Kate hart erarbeitet. Deshalb ist sie morgens auch die erste im Büro und abends die Letzte. Ihre Mutter hatte - im wahrsten Sinne des Wortes - Jahre ihres Lebens für sie geopfert. Dies treibt Kate immer wieder an und lässt sie still einiges ertragen. Obwohl die junge Anwältin noch kein halbes Jahr als Associate bei Levy, Bernard & Groff ist, kündigt sie nach langem Hadern wegen sexueller Belästigung ihren Job und übernimmt ganz alleine die Verteidigung der Tatverdächtigen Alexandra. Ihr zur Seite steht lediglich ihre alte Freundin Melissa Bloch. Diese hat vor einem halben Jahr ihren Dienst als Polizistin gekündigt und verdient ihren Lebensunterhalt als freie Ausbilderin beim NYPD. Bloch ist ein schweigsamer Charakter und spricht nur, wenn es nötig ist, aber ihre alten Beziehungen sind für Kate Gold wert.
Kaum Schwächen
Cavanaghs neuer Thriller ist ein intelligenter Geniestreich. Wenn es etwas am aktuellen Roman negativ zu kritisieren gibt, dann vielleicht die Tatsache, dass der Thriller eine fast schon zu erwartende Lösung anbietet. Dies tut der Spannung aber in keiner Weise einen Abbruch. Im Gegenteil: Die Geschichte ist derart wendungsreich und clever konstruiert, dass man wirklich bis zum Schluss mitfiebert. Und der Cliffhanger am Ende weist bereits auf spannende Neuerungen der Reihe hin.
Fazit
Ohne jeden Zweifel - Steve Cavanagh ist aktuell einer der besten Thrillerautoren! Er bewegt sich nahezu auf einer Stufe mit Größen wie dem Australier Michael Robotham. „Fifty-Fifty“ ist nach „Thirteen“ erneut ein packender, mitreißender Thriller. Cavanagh setzt mit seiner Eddie-Flynn-Reihe wahrlich neue Maßstäbe.
Steve Cavanagh, Goldmann
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