Knochengrund
- Goldmann
- Erschienen: Dezember 2022
- 2
Übersetzung: Maike Dörries
- Originaltitel: "Maskemanden"
- Taschenbuch
- 400 Seiten
Viel Hintergrundwissen und wenig Thriller
„Knochengrund“ ist der zweite Roman aus der Reihe rund um die forensische Anthropologin Josefine Jespersen und Kriminalkommissar Alexander Damgaard. Während Autorin Lotte Petri in Dänemark einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzt, wurden in Deutschland bisher lediglich diese beiden Bücher veröffentlicht. Es ist durchaus möglich erst mit „Knochengrund“ in die Serie einzusteigen, die im Aufbau und auch in den Charakteren sehr an eine andere Reihe um eine forensische Anthropologin aus den USA erinnert, die vielen Thrillerlesern und -leserinnen bestimmt bekannt sein dürfte.
Jagd nach einem Serienmörder
Auf einer archäologischen Grabung wird ein weiblicher Schädel gefunden, der sich aber als ziemlich neuzeitlich herausstellt. Als die forensische Anthropologin Josefine Jesperson ihn näher untersucht, findet sie zudem ein weiteres Knochenfragment im Inneren des Schädels. Das stellt nicht nur sie vor viele Fragen, auch die Polizei steht vor einem Rätsel. Doch bald wird klar, dass Josefine und Kriminalkommissar Alexander Damgaard hinter einem Serienmörder her sind, der scheinbar schon seit Jahren sein bisher unentdecktes Unwesen treibt. Lotte Petri schreibt diese Jagd in einem eingängigen und wenig anspruchsvollen Stil, der aber leider zu viele Wiederholungen aufweist. „Knochenfagment“ dürfte das Wort sein, welches man für ewig mit diesem Buch in Verbindung bringen dürfte, so oft wird es benutzt.
Willkommen im Reich der Archäologen
Petri scheint eine umfangreiche Recherche zur archäologischen Feldforschung betrieben zu haben. Fast schon mit wissenschaftlicher Tiefe geht sie das Thema an, wenn sie die Umstände beschreibt unter denen der Schädel gefunden wird und sich daraus diverse Probleme für die Archäologen ergeben. Selbst die manchmal unfairen Vorgehensweisen bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden erwähnt. Dadurch gerät die Thriller-Handlung über weite Strecke fast zur Nebensache. Gerade am Anfang braucht es schon ziemlich lange, bis ein wenig Spannung aufkommt. Und selbst dann köchelt sie eher auf kleiner Flamme. Die gut geschilderte Atmosphäre reißt hier noch einiges raus. Erst zum Ende hin wird das Geschehen packender, obwohl der Aufbau (nicht nur für Fans einer gewissen amerikanischen Anthropologin) sehr vorhersehbar ist. Die manchmal etwas krampfhaften Wendungen führen damit zu einem Schluss, der im besten Fall als unrealistisch bezeichnet werden kann und einen insgesamt durchschnittlichen Thriller genauso abschließt.
Und wieder menschelt es
Auch in der Figurenzeichnung geht Petri ziemlich ausgetretene Pfade. Eine Wissenschaftlerin, die mehr für ihren Job brennt als für ihr Privatleben, ist nun wirklich nichts Neues. Der Polizist mit einer gewissen Zuneigung zu eben dieser Forscherin auch nicht. Es menschelt sehr zwischen den beiden und zum Schluss wird sogar noch mehr in Aussicht gestellt. Ohne diese amouröse Komponente scheint kaum noch ein Thriller auszukommen. Macht ja eigentlich nichts, doch ich hätte mir eine tiefere Charakterisierung der beiden Hauptfiguren gewünscht, die sie zu Individuen mit Ecken und Kanten gemacht hätte und nicht zu ziemlich austauschbaren Allerweltspersonen.
Der Hintergrund des Täters allerdings ist erschreckend und in seiner Konsequenz grausam und schwer zu ertragen. Das wiederum hat die Autorin sehr gut vermittelt und im Thriller verpackt.
Fazit
Ein eher durchschnittlicher Thriller ohne innovative Handlung oder tiefgründige Charaktere und erst spät aufkommende Spannung. Wer zudem das Thema Kindesmissbrauch vermeiden möchte, sollte die Finger von diesem Buch lassen.
Lotte Petri, Goldmann
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