Ein Gentleman für Mma Ramotswe
- Nymphenburger
- Erschienen: Januar 2002
- 1
- Edinburgh: Polygon, 2000, Titel: 'Tears of the giraffe', Seiten: 202, Originalsprache
- München: Nymphenburger, 2002, Seiten: 238, Übersetzt: Gerda Bean
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2004, Seiten: 238, Übersetzt: Gerda Bean
- Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2007, Seiten: 238, Übersetzt: Gerda Bean
Es war einmal... in Afrika
Die Bücher von Alexander McCall-Smith sind leichte Kost, gut zugänglich und bestens geeignet zum gemütlichen Schmökern auf der Couch. Aber während das erste Buch der Reihe (das mit dem Krokodil) noch die Grundaspekte eines Kriminalromans aufweisen konnte, ist der "Gentleman" lediglich ein modernes Märchen in Afrika geworden, der um eine Prise ansatzweise als "Fall" zu bezeichnender Ermittlungen ergänzt, aber nicht angereichert wurde.
In erster Linie knüpft der "Gentleman" an das Happy End des "Krokodils" an und führt dieses um gut 240 Seiten weiter. Alles ist schön, alles ist gut, Mma Ramotswe und Mr. J.L.B. Matekoni sind immer noch verlobt und weil man von irgendwo her gesteckt bekommt, dass eine moderne verlobte Frau von ihrem Gatten in spe einen Brillantring geschenkt bekommen muss, kaufen die beiden auch kurz später einen. Damit ist die Handlung der ersten 50 Seiten eigentlich schon umfassend wieder gegeben. Dann adoptieren die beiden noch zwei Kinder und während das Mädchen sich mehr für Motoren interessiert als der Junge, ernennt Mma Ramotswe noch schnell ihre Sekretärin zur Hilfsdetektivin. Punkt.
Tradition und Werte... gab es früher einmal
McCall-Smith benutzt eine einfache, um nicht zu sagen naive Sprache. Die Sätze sind kurz und strikt gebaut, die Bezeichnung der Personen ist stets gleich. Mr. J.L.B. Matekoni ist stets Mr. J.L.B. Matekoni, zu keiner Zeit der "alte Automechaniker" und Mma Ramotswe wird niemals salopp als "die Detektivin" genannt. Was der Autor damit zweifellos bewirkt, er bringt die mitunter unmodern wirkende, sehr edle Lebenseinstellung der Protagonisten sehr anschaulich den Lesern näher. Ihre Kritik am modernen, verdorbenen Afrika, in denen Respekt vor Familie und Verwandten sowie Würde und Stolz im Beruf nicht weit verbreitet scheinen, bekommt einen etwas antiquarischen, hoffnungslos romantischen Anstrich.
Zwei Fälle werden von der No.1 Ladies Detective Agency in diesem Buch "bearbeitet". Eine Mutter sucht ihren seit 10 Jahren verschwundenen Sohn und ein Ehemann verdächtigt seine Frau ein außereheliches Verhältnis zu haben. Beide Fälle sind einfach gelöst, interessant ist nur, wie Mma Ramotswe ihren Klienten das Ergebnis der Ermittlungen bekannt gibt und weshalb. Spannung? Logik? Fehlanzeige.
Happy End im Li-La-Launeland
Alles läuft gut, fast perfekt sozusagen. Mma Ramotswe und Mr. J.L.B. Matekoni schweben auf Wolke Sieben und egal was sie anstellen, nichts kann ihre gute Laune erschüttern. Mit Krimi hat das ganze so gut wie nichts zu tun und die Weisheiten des Autors verleiten auch nicht zu Begeisterungsstürmen. Bleiben die Sympathiepunkte, die man für die ehrenvollen Ansichten der Hauptcharaktere aufbringen muss. Nach einem ganz guten ersten Buch muss man McCall-Smith diesen Reinfall mit dem zweiten Buch wohl nachsehen.
Alexander McCall Smith, Nymphenburger
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