Schlaflos

Der Roman beginnt mit einem schrecklichen Ereignis, das Kommissar Manfred Olsson den Boden unter den Füssen wegzieht. Sein persönliches Drama muss wegen einer angespülten jugendlichen Leiche etwas in den Hintergrund rücken. Das ist nicht einfach, gestaltet sich der Fall komplizierter als gedacht.

Unglücklich

Der achtzehnjährige Samuel lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in einer freikirchlichen Gemeinschaft. Obwohl sich der Jugendliche bemüht, bringt er einfach nichts auf die Reihe. Einzig die Botenlaufbahn bei einem Drogenboss scheint von Erfolg gekrönt zu sein. Schieres Pech dann, als Samuels Mutter Pernilla das Päckchen entdeckt und entsorgt. Die Folgen für Samuel sind fatal. Seine Mutter jagt ihn aus dem Haus und die Drogendealer versuchen, die verlorene Ware zurückzubekommen. Da ist das Jobangebot auf einer abgelegenen Insel sehr willkommen. Bei Rakel und ihrem schwerbehinderten Sohn findet Samuel fürs Erste Unterschlupf.

Unterdessen versucht Manfred, der Kommissar, die Herkunft des jugendlichen Opfers herauszufinden, da wird bereits eine nächste Leiche angespült. Wie bereits der erste Tote ist auch der zweite Leichnam in Tücher und Ketten gewickelt. Fest steht, dass der Fundort nicht der Tatort ist. Überraschend für die Ermittler, dass im Moment noch keine Vermisstmeldungen vorliegen.

Unterschiedliche Fährten

Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag und erzählt von Manfred, dem Kommissar und einem schrecklichen Ereignis. Die Autorin wechselt dann die Perspektive und erzählt von Samuel und seiner religiösen Mutter Pernilla. Die drei Erzählstränge plätschern lange Zeit nebeneinander her, bevor das Kapitel Rakel eine Veränderung mit sich bringt. Mit einem Mal wird deutlich, dass die verschiedenen Stränge auf einander zulaufen. Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit machen sich bemerkbar. Der Verdacht wird allmählich zur schrecklichen Gewissheit.

Camilla Grebe richtet in diesem Psychothriller ihr Augenmerk auf die ständige Verwendung von Smartphones und richtet ihren Blick auf die Macht der sozialen Medien. Sie weist auf die Folgen der ständigen Präsenz im Netz und am Handy hin. Und sie macht aufmerksam auf die Sucht nach Clicks und Likes. Das Resultat in dieser Geschichte ist eine völlig verzerrte Wahrnehmung und entsprechend irrationale Handlungen.

„Die Gesellschaft hat sich verändert. Soziale Strukturen sind aufgebrochen worden, die kleinste Einheit ist nicht mehr die Familie, sondern das Individuum. Dazu kommt die Ausbreitung der sozialen Medien. […] Und es gibt eine starke Verbindung zwischen Abhängigkeit von sozialen Medien und narzisstischem Verhalten.“

Ausgezeichnet gelungen ist der Autorin die Fährtenlegung. Lange Zeit ist nicht klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Auffallend wenig trägt aber die Profilerin Hanne zur Lösung des Falles bei. Gerade weil es sich ja um eine Serie über die Profilerin handelt, und dies der dritte Band ist, hätte ihr doch mehr Platz eingeräumt werden können. Dessen ungeachtet ist die Lektüre geschickt inszeniert und bietet stetig steigende Spannung.  

Fazit

Ein packender und sehr gut aufgebauter Roman mit gewohnt skandinavischen Eigenschaften. Erst spät läuft die Geschichte zu Hochform auf, lässt dann aber den Puls steigen und die Nerven flattern.