Never - Die letzte Entscheidung
- Lübbe
- Erschienen: November 2021
- 2
- Übersetzung: Dietmar Schmidt & Rainer Schumacher
- Originaltitel: "Never"
- Hardcover
- 877 Seiten
„Möge es nie wahr werden.
Weltweite Vernetzungen, die nicht vor Eskalationen schützen, machthungrige Staatschefs sowie Terror bestimmen die Handlung in diesem Politthriller von Ken Follett. Die Angst vor einer weltweiten Krise steigt von Tag zu Tag.
Drei Kontinente, drei Schauplätze
Die Geschichte beginnt mit der Besichtigung eines geheimen Bunkers durch die Präsidentin von Amerika. Im Ernstfall soll dieser ihr Schutz bieten. Sie lässt sich erneut die Auswirkung des ultimativen Entscheids, eine Atombombe zu zünden, erklären. Ein düsterer Einstieg in die Lektüre.
Der nachfolgende Ortswechsel führt erst nach Afrika, in den Tschad. Drei Agenten versuchen dort den Aufenthaltsort von Dschihadisten aufzuspüren. Dabei kommen sie einem Schleppernetzwerk auf die Schliche, das gleichzeitig Drogen schmuggelt. In Asien ist China besorgt wegen des unberechenbaren nordkoreanischen Führers. Die Welt scheint langsam aber sicher aus den Fugen zu geraten.
Überall Brandherde
Ein typischer Follett-Wälzer mit über achthundert Seiten. Die verschiedenen Handlungsstränge hätten sehr gut eigenständige Geschichten ergeben. Sie finden an verschiedenen Schauplätzen statt und handeln von unterschiedlichen Personen. Aber irgendwie will sich die Geschichte nicht so recht zu einem Ganzen verbinden. Es ist jedoch alles dabei, was Spannung erzeugt: Waffenhandel, Rauschgiftschmuggel, Schleuserbanden, Machthunger, politische Inkompetenz, Liebesgeschichten und Freundschaften. Erst in der zweiten Hälfte nimmt die Spannung so richtig zu und dann mag man das Buch nicht mehr aus den Händen legen.
Ken Folletts Roman steuert auf das Ende der Welt zu. Die Hoffnung auf Rettung in letzter Minute besteht bis zu Letzt. In aller Deutlichkeit zeigt sich der tägliche Drahtseilakt auf dem politischen Parkett. Gemäß der amerikanischen Eskalationsstufen tragen die Kapitel die Bezeichnung Defcon 5-1. Und man ahnt es: Die kleinen Brandherde werden schon bald zu einem weltweiten Flächenbrand. Unterlassene Beschwichtigungen und Entschuldigungen verstärken die Krise. Es bräuchte manchmal nur eine minimale Kurskorrektur, um das Allerschlimmste zu verhindern. Doch persönliche Befindlichkeiten stehen im Vordergrund. „Manchmal ist internationale Politik wie eine sizilianische Vendetta […]. Leute rächen sich für das, was ihnen angetan worden ist, als wüssten sie nicht, dass ihre Rivalen mit Sicherheit Rache für die Rache nehmen würden. Während die Retourkutschen hin- und hergehen, ist die Eskalation unvermeidlich: größere Wut, größere Rache, größere Gewalt.“
Hautnah erlebt man den Politstress, aber auch die menschliche Seite der Mächtigen. Eine klug konstruierte und realistisch scheinende Geschichte, die zu Beginn etwas Geduld und Ausdauer verlangt.
Fazit
Nach einer eher beschaulichen ersten Hälfte nimmt die Geschichte Fahrt auf und die Spannung steigt stetig. Die verschiedenen Szenarien wirken realistisch und der Wunsch, dass dieser Politthriller Fiktion bleibt, wird übermächtig – alles andere wäre unvorstellbar.
Ken Follett, Lübbe
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