Team Helsinki: Die Tote im Container
- Lübbe
- Erschienen: März 2022
- 5
- Paula Pihlaja-Serie 1
- Übersetzung: Gabriele Schrey-Vasara
- Originaltitel: "Kontti"
- Paperback
- 351 Seiten
Schwächerer Reihenauftakt aus Finnland
Am Morgen des Mittsommertags werden Kommissarin Paula Pihjala und ihr Team zu einem grauenvollen Fund westlich von Helsinki gerufen. Vor dem Gutshof der Unternehmerfamilie Lehmusoja wurde ein Container abgestellt, in dem eine ermordete dunkelhäutige Frau liegt. Sie ist qualvoll darin ertrunken, nachdem Meerwasser eingefüllt wurde. Niemand scheint die Frau zu kennen. Dennoch scheint die Unternehmerfamilie etwas zu verbergen. Durch einen Hinweis des Geschäftsführers des Unternehmens kann die Identität der Toten schließlich doch geklärt werden: Die Universitätsdozentin Rauha Kalando war erst wenige Stunden vor ihrem Tod aus Namibia eingeflogen.
Spur führt nach Afrika
In ihrem Hotelzimmer liegt ein Dokument, unterschrieben vom ehemaligen, erst kürzlich verstorbenen Unternehmenschef und Gründer der Lehmus-Stiftung Hannes Lehmusoja. Der Inhalt des Schreibens ist derart brisant, dass es gleich mehrere Motive für die Ermordung der Dozentin liefert. Und doch ist die Suche nach dem Täter komplexer, als die Ermittler erhoffen, und führt das Team Helsinki in die dunkle Vergangenheit der Unternehmerfamilie - und die Entwicklungspolitik Namibias.
Finnisches Autorenpaar
A. M. Ollikainen ist das Pseudonym des Ehepaars Aki und Milla Ollikainen. Der ehemalige Journalist Aki Ollikainen hat bereits drei Romane veröffentlicht und den Literaturpreis der größten finnischen Tageszeitung gewonnen, den „Helsingin Sanomat Literture Prize 2012“. Auch Milla Ollikainen ist mittlerweile eine renommierte Autorin, nachdem sie früher als Chefredakteurin einer Lokalzeitung gearbeitet hat. Von ihr sind ebenfalls drei Romane erschienen und sie gewann 2012 den Preis der „Finish Detective Society's Crime novel“.
„Die Tote im Container“ ist der Auftakt einer fünfteiligen Reihe um das vierköpfige Team Helsinki und erscheint international in 15 Ländern. Im Mittelpunkt des aktuellen Romans steht ein Familienunternehmen und dessen dunkle Machenschaften in Namibia. Die Handlung bietet daher nicht nur Einblicke in die finnische Gesellschaft, sondern auch in die Geschichte eines afrikanischen Landes, das historisch eng mit Finnland verbunden ist.
Zu sympathisches Ermittlerteam
Wie das Autorenpaar in einem Interview mit dem Lübbe-Verlag verrät, war es ihm bei der Charakterentwicklung wichtig, Figuren zu schaffen, „die wir mögen und mit denen wir gern zusammen sind“. Dies beschreibt das „Team Helskini“ um Paula Pihjala, dem jungen Aki Renko, dem erfahrenen Hartikainen und Karhu und dem Neuen in der Mordkommission, sehr gut. Allesamt sind sympathische Figuren, mit denen man gerne (Lese-)Zeit verbringt. Das wünscht man sich für den Freundeskreis, aber für einen Kriminalroman ist dies eher eine unglückliche Konstellation. Alles läuft innerhalb des Teams zu harmonisch ab. Da achtet Paula zum Beispiel darauf, dass Aki nicht zu lange Dienst schiebt, da zuhause seine Ehefrau und ein kleines Baby warten. Auch wenn die Teammitglieder auch ihre Probleme mit sich tragen, bietet die Zusammensetzung (noch) zu wenig Brisanz.
Als Figur ragt allenfalls Paula Pihjala etwas aus dem Team heraus - und das nicht nur aufgrund ihrer Körpergröße von 1,90 Metern. Sie ist eine durchsetzungsstarke, aber auch empathische Ermittlerin, die es versteht, die Eigenarten ihres Teams sinnvoll zu nutzen. Aber die ehemalige Basketballerin trägt auch ein dunkles Geheimnis mit sich, an das sie während er Ermittlungen immer wieder erinnert wird, da die Lebensgeschichte Pihjalas und der getöteten Dozentin eine traurige Parallele aufweisen.
Zu einfach konstruiert
Auch wenn der Roman ein ernstes Thema aufgreift, welches gut recherchiert erscheint, will der Funke im ersten Band der Reihe noch nicht wirklich überspringen. Dies liegt unter anderem daran, dass man früh erkennt, warum die Dozentin getötet wurde. Die Spuren werden im ersten Drittel des Romans leider allzu deutlich gelegt, sodass Spannung eigentlich nur durch die Frage erzeugt wird, ob die Lösung so einfach sein kann. Am Ende geht es dann auch nur darum, wer den Mord begangen hat. In dieser Hinsicht ist der Roman ein klassischer Whodunit.
Die Erzählweise lässt ebenfalls noch Luft nach oben. Die Handlung verrennt sich noch allzu oft in Nebensächlichkeiten, die dann episch ausgebreitet werden. Die Darstellung der Unternehmerfamilie ist leider viel zu klischeebeladen. Dies betrifft sowohl die innerfamiliären Konflikte wie auch die Charakterisierung der einzelnen Familienmitglieder.
Fazit
A. M. Ollikainen gelingt mit „Die Tote im Container“ ein durchschnittlicher Auftakt ihrer „Team-Helsinki-Reihe“. Leider kommt das Autorenpaar noch nicht an die Qualität ihrer finnischen Landsmänner Max Seeck und Arttu Tuominen heran, deren Romane aktuell ebenfalls im Lübbe-Verlag erscheinen.
A. M. Ollikainen, Lübbe
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