Eis

  • HarperCollins
  • Erschienen: Juni 2022
  • 1

- Ein Alex Carter-Thriller 2

- Übersetzung: Joannis Stefanidis

- Originaltitel: "A Blizzard of Polar Bears"

- Taschenbuch

- 352 Seiten

Eis
Eis
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Carola Krauße-Reim
48°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2022

Viel Liebe zur Natur mit wenig Realitätsnähe

Alice Henderson kam nach eigener Aussage während ihrer Arbeit als Rangerin in einem Naturreservat auf die Idee der Alex-Carter-Reihe. Da ist es nicht verwunderlich, dass ihre Heldin Alex Wildtierbiologin ist, die in den Rocky Mountains die Vielfraß Population erforscht. Dass dieses einsame Leben auch sehr gefährlich sein kann, hat Henderson in ihrem Debüt „Wild“ gezeigt. Jetzt ist dieses Forschungsprojekt abgeschlossen und Alex macht sich auf nach Churchill an der Hudson Bay um Eisbären zu beobachten. Bald allerdings merkt sie, dass jemand ihre Forschung sabotiert und dann geht auf dem Eis alles schief. Alex muss um ihr Leben fürchten.

Liebe macht blind

Alice Henderson ist mit Leib und Seele Rangerin und Naturschützerin. Nicht nur ihre Protagonistin verkörpert das von Grund auf, auch ihre Widmungen im vorliegenden 2. Band der Reihe zeigen das eindeutig. Doch diese Liebe zu den Tieren und ihrem Lebensraum, scheint die Autorin blind für jegliche Realitäten anderer Art gemacht zu haben. Anders kann man sich die vielen inhaltlichen Fehler nicht erklären. Die zeigen u.a. eine Unkenntnis von dem leidlichen Kompetenzgerangel in der Feldforschung, die hier locker flockig ohne Einbindung in irgendwelche Strukturen und Vorbereitungen stattfindet. Das ist vielleicht sehr spezifisch und daher eventuell noch verzeihlich. Wenn dann allerdings Eisbären mit Schrotflinten im Zaum gehalten werden sollen, in lebensbedrohlichen Situationen das Betrachten von Polarlichtern wichtiger ist als der eigene Schutz und überhaupt das geschilderte Leben in der Eisbärzone absolut unrealistisch dargestellt wird, leidet die Geschichte und die Spannung noch mehr. Eine Recherche hätte hier zweifelsfrei noch weiter geholfen und fehlende Kenntnis aufgebessert, aber auch die scheint sich Henderson weitgehend gespart zu haben. Sie siedelt ihre Geschichte in Churchill an, der Stadt, die geprägt ist von den Eisbären und erwähnt in keinem Satz auch nur ansatzweise die Besonderheiten, die damit einhergehen. Weder „Eisbärenknast“ noch die aus Sicherheitsgründen stets unverschlossenen Türen kommen vor und die Spaziergänge der weißen Raubtiere durch die Straße der Stadt schon gar nicht.

Spannung wo bist du?

Es müssen 80 qualvoll lange Seiten vergehen, auf denen man Vielfraßen durch die Wildnis folgt, bevor überhaupt einmal die Ahnung von Spannung aufkommt. Doch dieses kümmerliche Flämmchen wird gleich wieder gelöscht. Und so geht es während des ganzen Geschehens. Die Passagen über die Problematik der Eisbären und ihres Habitats nehmen einen großen Teil der Handlung ein, haben wenig Spannendes und strapazieren die Geduld der Leserschaft. Natürlich darf eine Flucht über das Eis nicht fehlen, doch auch hier krankt das Geschehen an der fehlenden Logik und lässt Spannung nur sehr rudimentär aufkommen. Der Schluss versucht sich dann noch einmal in einem krachenden Showdown, der dann allerdings sprichwörtlich ins Wasser fällt. Diese inhaltlichen Mängel hätten durch starke Charaktere vielleicht noch ein wenig abgefangen werden können, doch statt eine gekonnte Figurenzeichnung hinzulegen, beschreibt die Autorin lieber ausführlich die Besuche in der örtlichen Kneipe und gesteht den Bösen gerade einmal stechend blaue Augen und eine raue Stimme zu. 

Fazit

„Eis“ ist ein Plädoyer für Umweltschutz, aber kein Krimi. Die Spannung fällt der Naturliebe der Autorin zum Opfer, während die wenig realistische Handlung zudem an Logikfehlern krankt. Für mich war das die erste und letzte Geschichte aus der Alex-Carter-Reihe, von der ich mir wesentlich mehr versprochen hatte.  

Eis

Alice Henderson, HarperCollins

Eis

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