Die Geldwäscher
- Emons
- Erschienen: Oktober 2021
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Bankgeheimnis droht zu kippen
Anfang Januar 2001 wird Konrad Kloter, Chefbuchhalter und damit zweiter Mann der Filiale der Privatbank Bieder auf Cayman Islands, bei einer Radtour von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Der Autofahrer wird nicht weit entfernt im Straßengraben gefunden. Er wurde durch einen Kopfschuss getötet.
Kriminalinspektor Riva will die Ermittlungen starten, doch der Polizeichef von George Town erklärt Riva, wo dieser den Mörder keineswegs zu suchen hat: In der Finanzbranche. So findet Riva den „Mörder“ recht schnell, der Fall ist erledigt. Währenddessen kuriert Kloten in einem Krankenhaus in Miami seine Verletzungen und hegt den Verdacht, dass ihn sein Chef Nathan Kupperman höchstpersönlich liquidieren lassen wollte. Seit geraumer Zeit ist das Arbeitsklima in der Bank höchst aggressiv, zumal Kloten einige Regelwidrigkeiten entdeckt hat. Offenbar werden über seine Bank mysteriöse Offshore-Geschäft getätigt. Schon Klotens Vorgänger stolperte über kuriose Zahlungen aus und nach Medellin. Er verstarb unter seltsamen Umständen.
In Miami nimmt Rob McArthur vom FBI zu Kloten Kontakt auf. Zwar sind die Geldgeschäfte auf den Caymans den Amerikanern herzlich egal, allerdings nur solange diese nicht die USA selber betreffen. Wenn Drogengeschäfte, Geldwäsche und Steuerbetrug Amerika schaden, gilt es einzugreifen. McArthur macht Kupperman folglich Druck und droht, er solle Kloten in Ruhe arbeiten lassen. Dieser ermittelt zunächst im Geheimen weiter, steht jedoch unter dauerhafter Bewachung seines Arbeitgebers. Die Lage spitzt sich immer weiter zu, der Druck steigt, weitere Todesfälle geschehen. Dies ändert sich auch nicht, nachdem Kloten zurück nach Zürich gezogen ist. Im Gegenteil: Kloten hat den Kampf gegen das Bankgeheimnis aufgenommen und erkennt, dass nicht nur die eigene Bank der Feind ist. Auch die Justiz bekämpft Kloten mit allen Mitteln, denn ein Verstoß gegen das Bankgeheimnis ist ein Offizialdelikt, das es zu bekämpfen gilt.
Mitunter anstrengend im Stil einer Reportage
Es geht um Offshore-Geschäfte, das Waschen von schmutzigem Geld, erstanden aus Drogen- und Waffengeschäften und anderem mehr. Peter Beutler gibt einen vertieften Einblick in das undurchsichtige Procedere, so dass die Lektüre nicht immer einfach zu lesen ist.
„Die Geldwäscher“ kommt zudem weniger als Kriminalroman, sondern vielmehr als Reportage daher. „Am folgenden Tag, Donnerstag, den 4. Januar 2001, …“ und so weiter, ist auf Dauer nicht wirklich schön zu lesen, zumal diese Details hier keinerlei Nutzen haben. Hinzu kommt, dass alle handelnden Figuren sehr stereotyp geschildert werden und kaum greifbar sind. Selbst der Protagonist bleibt völlig farblos, sieht man von seiner Rolle als Don Quichotte gegen das Schweizer Nationalheiligtum, das Bankengeheimnis, einmal ab.
Im weiteren Verlauf der Geschichte, die erst im Mai 2019 (!) enden wird, spielt Kloten geheime Bankdaten betroffenen Kunden zu und zwingt sie auf diese Art sich selber und die eigene Bank zu belasten. Klotens Problem: Er kann illegale Kontenbewegungen in Millionenhöhe belegen, allerdings müsste er dazu gegen das Bankengeheimnis verstoßen, womit er sich wiederum strafbar machen würde. Steuerhinterziehung gilt derweil als Kavaliersdelikt. Ein tolles Gerüst, welches kriminelles Handeln wie Drogenhandel, Waffengeschäfte und Geldwäsche fördert.
Fazit
Wer einen Finanzthriller zum Schweizer Bankgeheimnis lesen möchte, findet hier womöglich die richtige Lektüre. Die Handlung zieht sich über fast zwanzig Jahre und wird eher wie eine Reportage erzählt; zudem bleiben die Figuren blass. Wie sich die korrupte Polizei und Justiz auf Kloten stürzen, ist „lesenswert“. Man würde jedoch vermuten, dass die Handlung in einem Despotenreich spielt und nicht in der Schweiz. Es ist ein Stück aus dem Tollhaus, bei dem man einige Kapriolen und Grotesken ertragen muss.
Peter Beutler, Emons
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