Akte Nordsee - Am dunklen Wasser
- Lübbe
- Erschienen: Mai 2022
- 2
- Taschenbuch
- 352 Seiten
Auftakt der Jacobsen-John-Reihe
Wer hätte es gedacht? Im März dieses Jahres erschien der bereits siebzehnte Band der Pia-Korittki-Reihe („Ostseekreuz“), die inzwischen eine Gesamtauflage jenseits der drei Millionen erreicht hat und an der Ostsee spielt, wie die meisten der Romane bereits im Buchtitel ankündigen. Und jetzt dies: „Akte Nordsee.“
Auf der Halbinsel Eiderstedt lebt und arbeitet Fentje Jacobsen als Anwältin, wobei sie sich zunehmend um den Hof und damit die Schafherde ihrer Großeltern kümmern muss. So macht sie sich eines Morgens auf zu ihrer Herde und stolpert dabei förmlich über einen Mann namens Tobias Asmus, der leicht verletzt auf ihrer Wiese liegt. Wie er dort hinkam weiß er nicht mehr; überhaupt kann er sich nur noch daran erinnern, dass er am Vorabend seine Freundin Sabrina Dierks besuchen wollte. Dort müsste wohl noch sein Auto stehen und da Sabrina im nahegelegenen Wediskoog wohnt, fährt ihn Fentje kurzerhand hin, worauf beide eine grausige Entdeckung machen. In ihrem Garten finden sie Sabrina erhängt an einem Baum, Suizid nicht ausgeschlossen. Ein Mord allerdings auch nicht und da diese meist von den Opfern nahestehenden Menschen verübt werden, stürzen sich die ermittelnden Polizeibeamten aus Flensburg gleich auf den völlig verstörten Tobias und nehmen ihn vorsorglich in Untersuchungshaft. So kommt Fentje zu einem neuen Mandanten und gleichzeitig ihrem ersten Mordfall.
Zur gleichen Zeit steht der freie Journalist Niklas John vor einem Problem. Für die nächste Ausgabe seiner Zeitung wird noch dringend ein Beitrag gesucht und so kommt ihm der Hinweis auf einen Polizeieinsatz in Wediskoog gerade recht. Ein Fall, der scheinbar schnell gelöst ist, doch warum glaubt die Anwältin, aus seiner Sicht ein typisches Landei, so vehement an die Unschuld ihres Mandanten. Wenig später erfährt Niklas, dass nahezu gleichzeitig mit dem Todesfall zwei siebzehnjährige Schülerinnen aus dem Nordstrand-Internat vermisst werden. Gibt es zwischen beiden Fällen womöglich einen Zusammenhang? Immerhin war Sabrina die Vertrauenslehrerin der beiden Jugendlichen. Niklas begibt sich auf Spurensuche und stößt dabei immer wieder auf Fentje.
Weg vom reinen Polizeiermittlungen, hin zum Cosy
In der Pia-Korittki-Reihe ermitteln Leute vom Fach, ergo echte Polizisten, wie die Kommissarin selbst. Von diesen ist in „Am dunklen Wasser“ wenig zu sehen und wenn sie doch kurzzeitig in Erscheinung treten, wirken sie eher unmotiviert und wenig professionell. Sie ermitteln, sofern man dies so nennen darf, durchaus, allerdings eben nicht ergebnisoffen in alle Richtungen, sondern nur in eine. Der Freund muss es sein, zumal sich herausstellt, dass Tobias erst kurz vor dem Mord erfahren hat, dass Sabrina schwanger und Tobias strikt gegen ein Kind war.
Derweil „ermitteln“ Fentje und Niklas erst nebeneinander her und stehen sich in gegenseitiger Abneigung gegenüber, erkennen jedoch zunehmend, dass sie gemeinsam mehr erreichen können. Da es sich um einen Serienauftakt handelt, erfährt man deutlich mehr aus dem Privatleben der beiden Protagonisten als notwendig wäre, aber – nun gut – man möchte ja auch wissen, mit wem man es künftig zu tun hat. Zumindest dürften sich die meisten Leserinnen und Leser auf eine Fortsetzung freuen. Weg von der Polizeiarbeit, hinein in einen Cosy und damit in das Leben zweier durchaus sympathischer Hauptfiguren. Dass dabei nicht alle Spuren konsequent verfolgt werden, schließlich sind ja Fentje und Niklas keine Ermittlungsprofis, nimmt man in Kauf; letztendlich zählt in diesem Genre ohnehin die Atmosphäre und das Zusammenwirken der Hauptfiguren.
Fazit
Es gibt einige Spuren, mitunter sogar Verdächtige und eine Polizei, die diesen Namen nicht zwingend verdient. Die Nordsee und im vorliegenden Fall neben der Halbinsel Eiderstedt auch St. Peter-Ording, Flensburg und Husum, sind die wichtigsten Handlungsorte, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass noch weitere Todesfälle aufgeklärt werden. Alles in allem ein gelungener Start der Erfolgsautorin.
Eva Almstädt, Lübbe
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