Eiszeit für Beck
- Fischer
- Erschienen: Dezember 2021
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Schwächere Fortsetzung der Beck-Reihe
Der Winter hält Einzug in Hamburg. Bei der Suche nach einer passenden Location für das Frühjahrsshooting der „Vogue“ machen Meike und Rodrigo eine grausame Entdeckung: In einer verfallenen Halle auf dem Kleinen Grasbrook gegenüber der Hafencity finden sie eine grausam zugerichtete Frauenleiche, die regelrecht zur Schau gestellt wird. Der Modus Operandi erinnert an eine Mordserie, die bis vor einem guten Jahr die Stadt in Atem hielt. Insgesamt elf Morde gingen auf das Konto des sogenannten Elbrippers. Nick Beck leitete seinerzeit die Sonderkommission, die den Ripper stoppen sollte. Auf der Jagd nach ihm verlor er im Einsatz seine Kollegin Betty. Nach diesem Zwischenfall verschwand der Elbripper. Nick nahm traumatisiert Abstand vom LKA-Dienst und ließ sich nach Nordbek versetzen. Aber nun scheint der grausame Mörder wieder aktiv zu sein.
Rückkehr des Elbrippers?
Als Nick Beck im Briefkasten einen Zettel mit einer kryptischen Botschaft findet, hält er das Ganze zunächst für ein Versehen. Kurz darauf erhält er aber einen Anruf vom LKA. Der Elbripper scheint zurück zu sein und niemand kennt den Serienmörder so gut wie Nick Beck. Ist der mysteriöse Zettel tatsächlich vom Ripper? Beck kehrt zurück nach Hamburg - auch um mit seiner Vergangenheit abschließen zu können. Doch irgendetwas ist diesmal bei den Morden anders: Die Rituale des Killers scheinen sich verändert zu haben. Hat der Elbripper sein Vorgehen geändert? Aber was könnte der Grund dafür sein? Immer stärker drängt sich der Verdacht auf, dass es Nick Beck und seine schwangere Kollegin Cleo Torner mit einem Nachahmungstäter zu tun haben. Als ein zweites Opfer zu beklagen ist, muss das Ermittlerteam erkennen, dass der Täter gefährlicher ist als je zuvor.
Vielschreiber Sven Koch
Hinter dem Pseudonym Tom Voss verbirgt sich der erfolgreiche deutsche Krimiautor Sven Koch. Der in Detmold lebende Autor arbeitet als Redakteur bei einer Tageszeitung. Bekannt wurde er vor allem durch seine „Dünen“-Krimis rund um Tjark Wolf (an den auch seine aktuelle Figur Nick Beck erinnert) und Femke Folkmer, die größtenteils in Ostfriesland spielen. Seit einigen Jahren schreibt er außerdem äußerst erfolgreich als Pierre Lagrange die Reihe um den Ex-Commissaire Albin Leclerc, der mit seinem Mops Tyson in der Provence ermittelt. Darüber hinaus erschienen auch zwei sehr lesenswerte Psychothriller („Kalte Sonne“, „Schwarzer Fjord“) von Sven Koch.
Bereits ein halbes Jahr nach dem Auftakt der Nick-Beck-Reihe („Hundstage für Beck“) erscheint im Fischer Verlag nun die Fortsetzung. Es lohnt sich, zunächst den ersten Band zu lesen, da die Fälle sich inhaltlich überschneiden.
Harter Hund
„Hundstage für Beck“, der Auftakt der Reihe um den traumatisierten Ex-LKA-Ermittler Beck und seine Kollegin Cleo Torner, war recht vielversprechend. Der Roman überzeugte vor allem mit einer dichten Atmosphäre und einem wunderbar spannenden und überraschenden Plot. Dies half, um über einige kleinere Schwächen hinwegzusehen, die nun im zweiten Band aber deutlicher zu Tage treten. Besonders die Darstellung Nick Becks bewegt sich diesmal hart an der Grenze zur Parodie. Dies gilt sowohl für dessen Verhalten als auch die Ausdrucksweise, die mitunter übertrieben wirkt und nicht zu einem authentischen Ermittler passen will. Mal ist Beck ein harter Ermittlertyp, der den Tod seiner Kollegin noch nicht überwunden hat, mal wirkt er durch seine übersteigerte Darstellung fast wie eine Karikatur eines taffen Polizisten.
Gute Idee, schwächere Umsetzung
Der Plot ist durchaus klug durchdacht und auch perspektivisch interessant gestaltet. So sieht sich der Elbripper nicht nur mit einem Nachahmungstäter konfrontiert, sondern seine Frau verdächtigt ihn - ohne sein Wissen - auch plötzlich, der gesuchte Serienmörder zu sein. Leider macht Autor Sven Koch aber zu wenig aus dieser guten Idee. Spannung und Nervenkitzel kommen zu wenig auf. Sowohl die Tätersuche als auch die Nebenhandlungen laufen einfach zu reibungslos ab. Dies betrifft auch die Zusammenarbeit zwischen Nick und Cleo, obwohl diese parallel Nachforschungen zum vorherigen Fall der getöteten Fanny Monecke („Hundstage für Beck“) betreibt, da ihr der Verdacht aufkommt, dass ihr Kollege bei den damaligen Ermittlungen etwas verheimlicht hat. Hinzu kommt, dass mit zunehmender Dauer der eigentliche Täter immer wahrscheinlicher wird, da es einfach zu wenige Verdächtige gibt. Der Täter ist diesmal wegen des speziellen Falls und der Hinweise leichter zu identifizieren, auch wenn Koch versucht, eine falsche Fährte zu legen.
Zu viel des Guten
Insgesamt wirkt der zweite Band der Reihe thematisch etwas überfrachtet. Hinzu kommen mitunter unfreiwillig komisch anmutende Dialoge durch die lakonische Sprache des Ermittlers, besonders wenn Nick als harter Cop auftreten soll. Insgesamt werden auch die Ermittler des LKA als recht naiv dargestellt. Die Ermittlungsarbeit liefert einiges zum Motiv des Täters, aber fast nichts zu dessen Ergreifung. Mitunter kommt es auch zu kleineren inhaltlichen Unstimmigkeiten, wenn zum Beispiel das erste Opfer, eine gebürtige Rumänin, aus Sofia stammt und der Ripper wahlweise vor einem guten Jahr oder zwei Jahren (wie es auf dem Hinterdeckel heißt) seine Mordserie beendete.
Spannung à la Jo Nesbø und Andreas Franz, wie es der Fischer Verlag angekündigt hat, findet man im zweiten Teil der Reihe leider nicht. Immerhin gelingt dem Autor erneut ein kurzweiliger Krimi, bei dem an die Charaktere aber nicht immer zu ernst nehmen darf. Sven Koch hat besonders mit seinen Thrillern und auch dem ersten Teil der Reihe gezeigt, dass er es versteht, packende Romane zu schreiben. Leider stellt er dies mit „Eistage für Beck“ zu wenig unter Beweis.
Fazit:
Erneut gelingt Sven Koch mit dem zweiten Band der Nick-Beck-Reihe ein atmosphärisch dichter, aber erst zum Ende hin spannender Kriminalroman. Die Figurendarstellung ist zu einfach und mitunter zu klischeebeladen. Die Qualität des ersten Falls um Nick Beck und Cleo Torner erreicht „Eiszeit für Beck“ leider nicht. Bleibt zu hoffen, dass Sven Koch mit dem dritten Band (Herbst 2022) wieder zur alten Stärke zurückfindet.
Tom Voss, Fischer
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