Brennweite

  • btb
  • Erschienen: März 2022
  • 2

- Ein Bronski Krimi 3

- Paperback, Klappenbroschur

- 420 Seiten

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Thomas Gisbertz
88°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2022

Extrem spannend, rasant und erbarmungslos fesselnd

Ein wahres Wunder geschieht im Tiroler Kloster Marienstein: Der blinde Bruder Erich Corga kann nach vielen Jahren plötzlich wieder sehen, nachdem er beinahe von einer Marienstatur erschlagen wurde. Seit einem schweren Autounfall, bei dem seine Eltern starben, war er blind, sein Gesicht grausam entstellt. Das Kloster bot ihm einen Rückzugsort. Nun ist er auf wundersame Weise geheilt. Für den Berliner Pressefotograf Bronski und die Journalistin Svenja Spielmann, die beide zusammen gerade Urlaub in der Gegend machen, ist es die Story. Sie wollen ein Exklusivinterview mit dem mysteriösen Klosterbruder. Corga willigt ein. Im Gegenzug sollen sie ihn beschützen und dessen Schwester ausfindig machen, mit der er seit dem tragischen Autounfall keinen Kontakt mehr hat. Bronski ist sichtlich bewegt vom Schicksal des Mönches. Auf ihrer gemeinsamen Reise geschehen weitere Wunder und düstere Prophezeiungen werden Realität. Doch Corga scheint plötzlich weder ein bescheidener, unscheinbarer Mönch noch ein neuer Messias zu sein, sondern ein Wahnsinniger, der einen ungeheuren Plan verfolgt. Bronski und Svenja müssen sich auf die Suche nach der Wahrheit machen.

Bronski ist zurück

Über den österreichischen Bestsellerautor Bernhard Aichner muss man nicht mehr viel sagen. Was der Tiroler anpackt, gelingt auch. So wie der dritte Band der Krimireihe um den Fotografen David Bronski. Aichner erreicht mühelos das Niveau der beiden vorherigen Romane. Er ist ein Meister der Inszenierung und beherrscht die gesamte Klaviatur des Schreibens: mal leise und bewegend, dann voller Dramatik und Spannung. Es gibt wenige Thriller-Autoren, die in ihrem Schreibstil die gesamte Palette von Romantik bis Hard Rock beherrschen. Aichner kann es - und wie.

Anders, aber gut

Mit dem neuen Bronski-Roman erfindet sich Autor Bernhard Aichner keineswegs neu, aber er schlägt diesmal etwas andere Töne an. Während das für ihn so typische tragische Element der Erzählung weniger im Vordergrund steht als gewohnt und die wundervoll poetische Sprache, mit der er seine einzigartigen Dialoge zeichnet, etwas in den Hintergrund tritt, ist „Brennweite“ noch fesselnder und rasanter als die ersten beiden Bände.

Die Ereignisse überschlagen sich regelrecht und nichts ist so, wie es scheint. Aichner führt seine Leser*innen immer wieder an der Nase herum und spart dabei nicht mit Gesellschaftskritik. Menschen, die ohne Überlegung an ein Wunder glauben und auf einen neuen Messias hoffen. Eine Welt, die an den Lippen des Mönchs hängt und einfach staunend zuschaut. Und Corga? Der spielt ebenso mit der Öffentlichkeit wie mit Bronski, genießt die Unantastbarkeit und Überlegenheit.

Dabei würde Bronski gerne an ein Wunder glauben, aber er muss erkennen, dass jemand einen perfiden Plan verfolgt. Nun ist der Fotograf der Blinde. Deswegen sieht er auch nicht das Unglück kommen, obwohl es mit voller Wucht auf ihn zurast.

Gleichzeitig muss Bronski auch in seiner Beziehung zu Svenja erkennen, dass er ein gottverdammter Idiot ist. Er droht nicht nur sie zu verlieren, sondern auch seine Tochter Svenja. Diese hat nicht nur das fotografische Talent ihres Vaters geerbt, sondern auch seinen Dickkopf und dessen Überzeugung, für eine gute Story alles machen zu können. Ihr Ehrgeiz wird Bronskis Tochter in größte Gefahr bringen.

Ein Buch wie ein Film

Aichner hebt sich vor allem deswegen von der breiten Masse der Autoren ab, weil er in erster Linie ein wundervoller Geschichtenerzähler ist. Dies stellt er hier erneut in eindrucksvoller Art unter Beweis. Allerdings fehlen diesmal im Roman etwas die leisen Momente - ansonsten eine große Stärke Aichners. Vielleicht gibt es auch den ein oder anderen Zufall zu viel in der Geschichte, dennoch schmälert dies nicht das Lesevergnügen. Aichner bietet Kopfkino vom Feinsten und das ist es, was zählt. Und das Beste: Der Tiroler schreibt bereits am vierten Teil der Reihe. „Bildrauschen“ wird während eines Schneesturms auf einer Tiroler Berghütte spielen - inklusive mehrerer Morde.

Fazit

Bernhard Aichner ist einfach ein genialer Autor. Plot, Figurendarstellung, Sprache - hier passt wieder alles zusammen. Und gleichzeitig entwickelt er die Reihe mit dem dritten Band weiter, ist diesmal rasanter, temporeicher. Langweile und Stillstand gibt es nicht. „Brennweite“ ist nicht nur extrem spannend und fesselnd, sondern unterhält vor allem bestens.

Brennweite

Bernhard Aichner, btb

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