Acht perfekte Morde
- Blanvalet
- Erschienen: Juli 2022
- 1
- Übersetzung: Fred Kinzel
- Originaltitel: "Eight Perfect Murders"
- Paperback, Klappenbroschur
- 368 Seiten
Ein echter Swanson
Die ersten vier Bücher des US-Amerikanischen Autors haben packende Spannung garantiert, während das fünfte ein bedauernswerter Ausreißer nach unten war. Mit „Acht perfekte Morde“ aber wird dieser Ausrutscher wieder gut gemacht, denn hier schreibt Swanson abermals, wie man es von ihm gewohnt ist – spannend!
Eine Liste macht Probleme
Der Bostoner Buchhändler Malcom Kershaw verkauft in seinem Geschäft nur Krimis, neue und gebrauchte. Vor einigen Jahren verfasste er eine Liste im Blog des Buchladens auf der er sieben Bücher und ein Theaterstück nennt, die, seiner Meinung nach, die perfekten Morde beschreiben. Jetzt scheint diese Liste zum Problem zu werden, denn eines Tages schneit FBI-Agentin Mulvey in den Laden und behauptet, jemand würde nach genau dieser Liste Morde begehen. Schnell wird klar, dass der Täter den Buchhändler kennen muss, doch was treibt ihn an? Als Mulvey überraschend von dem Fall abgezogen wird, ermittelt Kershaw alleine. Er verstrickt sich immer mehr in den Fall, der eng mit seiner eigenen Vergangenheit zusammenzuhängen scheint.
Malcom Kershaw erzählt
Gleich zu Beginn macht Swanson es schon mit der kurzen Vorbemerkung spannend, in der er seinen Protagonisten behaupten lässt, dass alles auf wahren Ereignissen beruht. Dann erzählt Malcom Kershaw die Geschichte aus seiner Perspektive. Das ganze Buch ist wie ein chronologischer Bericht aufgebaut, der aufgrund der eingeschränkten Sichtweise gehörig Spannung aufbauen kann, denn Kershaw erlaubt der Leserschaft nur so viel Wissen, wie er ihr momentan gerade zugesteht. Das schafft nicht wenige Wendungen, die alles vorher Geschehene revidieren können und dann eine völlig neue Sicht auf die Dinge zulassen.
Man sollte möglichst die Bücher und das Theaterstück der ominösen Liste kennen, um nachvollziehen zu können, was eigentlich Sache ist, auch wenn die Mordmethoden erklärt werden. Doch auch hier macht sich die Ich-Erzähler-Perspektive bemerkbar, die nur reduzierte Informationen liefert. Im Laufe des Geschehens schrumpft das Interesse an den vielleicht mit der Liste zusammenhängenden Morden jedoch recht schnell und konzentriert sich völlig auf die Person Malcom Kershaw, der sehr viel mehr zu verbergen scheint als er den Anschein erwecken will.
Ein Protagonist mit vielen Geheimnissen
Zu Beginn der Handlung erfahren wir nur, dass Kershaw seine Frau vor einigen Jahren durch einen tragischen Unfall verloren hat und er seitdem sehr zurückgezogen wohnt. Sein Interesse an Krimis ist auch vergangen, was er aber keinem eingesteht, führt er doch einen Buchladen voll von Büchern über Mord und Totschlag. Erst nach und nach erlangen wir tiefere Einblicke in diesen Menschen, der uns häppchenweise immer mehr von sich erzählt. Das baut enorm viel Spannung auf, denn Kershaw ist anders als angenommen und hat mehr als ein Geheimnis.
Swanson schafft es durch die eingeschränkte Perspektive dieser Person eine Tiefe und eine Vielschichtigkeit mitzugeben, die sich manchmal lediglich in einem Gedankengang zeigt, aber meistens durch unvorbereitete neue Erkenntnisse offenbart. Doch dieses Mittel ist nicht endlos einsetzbar und so ergibt sich in der Mitte des Buches ein Durchhänger, wenn Kershaw mal den Einen, mal den Anderen als Täter verdächtigt. Aber diesen kleinen Spannungsabfall überbrückt Swanson geschickt mit einer gut geschilderten Atmosphäre, die uns in das winterliche Boston und die Regionen der US-amerikanischen Nordküste entführt.
Ein krachender Schluss à la Swanson
Was und wer wirklich hinter den Morden steckt, ist fast schon nebensächlich, je weiter man in den Menschen Kershaw hineinsehen kann. Und die Lösung zu den Taten ist auch ein wenig weit hergeholt und kaum als glaubhaft bezeichnen. Aber was wirklich die Erzählung abschließt, ist ein Kracher, wie ihn nur ein so (im positiven Sinn) manipulativer Autor, wie Swanson, es hinbekommt.
Fazit
Für Liebhaber von überraschenden Twists und nie offen daliegenden Fakten, ist „Acht perfekte Morde“ genau das Richtige! Swanson erzählt atmosphärisch dicht, psychologisch tiefgründig und absolut spannend! Auch wenn die Geschichte etwas realitätsfern erscheint, reißt sein Protagonist alles wieder raus und fesselt von der ersten bis zur letzten Seite an die Geschichte.
Peter Swanson, Blanvalet
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