Tod auf Schloss Sandringham
- Lübbe
- Erschienen: November 2021
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Viel Palastgeflüster und ein wenig Krimi
Nach „Tod im Buckingham Palast“ liegt nun auch der zweite Band der Reihe „Ihre Majestät ermittelt“ vor. Wie schon bei seinem Vorgänger ist auch hier das englische Original bereits 1997 erschienen, was aber dieses Mal nur durch die nicht mehr ganz aktuelle Familienkonstellation der englischen Royalen Familie zu merken ist, denn Weihnachten im Schloss Sandringham wird wie eh und je ohne die geringste Änderung zelebriert – nur die Leiche dürfte (hoffentlich) einmalig gewesen sein.
Krönchen richten und weiter funktioniert hier nicht
Queen Elizabeth II begeht wie gewohnt Weihnachten und die anschließende Zeit auf ihrem Schloss Sandringham House in Norfolk. Doch dieses Jahr gibt es nicht nur Geschenke, Jagd und tristes Regenwetter, sondern auch eine Tote im Gemeindesaal – und die sieht der Königin zum Verwechseln ähnlich, von der gewachsten Barbourjacke bis zum funkelnden Diadem. Die königliche Sicherheitsmaschine wird angeworfen, doch die in Verdacht stehenden militanten Tierschützer sind nicht so leicht dingfest zu machen. Überhaupt glaubt das zu schützende Oberhaupt des Commonwealth nicht an diese Theorie und beauftragt wieder einmal ihre Putzkraft Jane Bee ihr Arm und Ohr in der unroyalen Außenwelt zu sein. Und die legt zwischen Staubwischen und Fleckentfernung los!
Mehr Cozy als Krimi
Wie es bei dieser Art von Krimis üblich ist, spielt die Atmosphäre eine beträchtliche Rolle – vom Wetter über literweise Tee bis hin zum kuscheligen Pub darf da nichts fehlen. Und was wäre ein Cozy-Krimi ohne die schrulligen Figuren, die ihn bevölkern!? Das alles gibt es auch hier zur Genüge und sogar ein bisschen mehr.
Wenn Jane einmal ins Schwärmen gerät, erfährt die Leserschaft mehr über die prachtvollen Räume in Sandringham House, die Kleidung der erlauchten Herrschaften oder die Gepflogenheiten bei der Fasanenjagd (die sie übrigens nicht sehr mag), als über das Geschehen rund um das bedauerliche Opfer. Das macht die Lektüre ziemlich ausufernd und zäh, was in Bezug auf die Spannung in der Geschichte nicht gerade hilfreich ist. Das Geschehen plätschert so vor sich hin, und die Spannung bewegt sich selten über ein Mindestmaß hinaus. Erst sehr spät (nachdem man auch noch so einiges über den abtrünnigen Duke of Windsor und seine glamouröse Frau Wallis, die nur „Hoheit“ ohne „königlich“ war) gelernt hat, kristallisiert sich ein mögliches Szenario heraus. Natürlich löst I.M. oder besser „Mother“ die Sache in perfekter Poirot-Manier, doch packend ist (heaven knows!) etwas anderes.
Fazit
Wer die Briten mit ihren ganzen Eigenarten, verbunden mit dem dazugehörigen Ambiente, mag und den nächsten Urlaub auf der Insel inklusive Drink im Pub und einen (Museums-) Besuch in einer der royalen Behausungen herbei sehnt, ist hier genau richtig! C.C. Benison hat die Atmosphäre wieder einmal hervorragend eingefangen und ergänzt sie dazu noch mit einem Mordfall, bei dem wieder einmal Ihre Majestät die Queen ermittelt – natürlich in Unterstützung von Putzfee Jane.
C. C. Benison, Lübbe
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