Keiner stirbt allein
- Goldmann
- Erschienen: August 2022
- 1
- Übersetzung: Marie-Luise Bezzenberger
- Originaltitel: "Exit"
- Taschenbuch, Broschur
- 420 Seiten
Sehr ruhig erzählter Krimi
Belinda Bauer konnte bis jetzt meistens mit ihren Büchern begeistern, was sich in renommierten Auszeichnungen genauso niederschlug, wie in den Kritiken ihrer Leserschaft. Sie wird als „kreatives Ausnahmetalent“ bezeichnet, das keine ausgetretenen Pfade einschlägt und immer abwechslungsreich bleibt. Mit dem Thema der Sterbehilfe nimmt sie sich in ihrem neuen Krimi dieses Mal ein wirklich schwieriges Thema vor.
Die Exeteers haben ein Problem
Felix Pink ist ein Exeteer: Er leistet passive Sterbehilfe, indem er die Todkranken in den letzten Stunden nicht alleine lässt. Doch beim ersten Einsatz mit einer neuen und ungewohnten Partnerinpassiert der Supergau – der falsche Mann stirbt! Schnell ist Felix klar, hier steckt mehr als ein Versehen dahinter und bald ermittelt nicht nur die Polizei, sondern auch der erschütterte Exeteer.
Nur keine Aufregung
Die Autorin gilt als Könnerin der eher leisen Töne. Doch dieses Mal ist ihr der Plot etwas zu unspektakulär gelungen. Die teilweise pauschale Handlung zieht sich, bis erst einmal der auslösende Faktor passiert – der Tod des falschen Mannes. Doch auch dann tröpfelt alles eher, als dass es fließt. Statt voranzutreiben, hält die Autorin sich bei Nebensächlichkeiten auf. Dadurch wird die Spannung durchgehend auf sehr niedrigem Niveau gehalten, was durch den schlichten, allerdings manchmal auch humorvollen Stil noch untermauert wird. Selbst die eingebauten Wendungen ändern hieran nur wenig. Was sie dann als Schluss präsentiert, wirkt wie das Kaninchen aus dem Hut gezaubert und kann durch den Verlauf der Geschichte nicht abgeleitet werden, obwohl die manchmal schon sehr vorhersehbar scheint.
Figuren sind keine Charaktere
Die mühselige Story hätte durch abwechslungsreiche und gut gezeichnete Figuren durchaus noch gerettet werden können. Doch auch hier hat Bauer eine Menge Potential verschenkt, indem sie in der Schilderung von Klischees und Stereotypen stecken bleibt. Allen voran Protagonist Felix Pink: ein pedantischer Ex-Buchhalter, der nichts dem Zufall überlässt, alles nach Plan abarbeitet und dem Spontanität völlig fremd ist. Könnte ein Buchhalter nicht auch einmal anders sein?! Dasselbe kann man sich bei fast allen anderen Handelnden auch fragen, denn der Seemann ist einfach ein rauer Geselle; die Nachbarin natürlich sehr zum fremdelnden Felix hingezogen und die Haushaltshilfe und ihre Familie sind so klischeehaft Unterschicht, dass es schon fast peinlich ist. Selbst der junge Polizist Calvin Bridge bleibt farblos, obwohl er mit seiner Familiengeschichte durchaus für Abwechslung in der ansonsten faden Figurenzeichnung hätte sorgen können. Doch gerade hier wird die Autorin leider sehr unlogisch und bringt damit auch diesen Charakter zur Strecke.
Fazit
Wer die sehr leisen Töne liebt, könnte mit „Keiner stirbt allein“ vielleicht zufrieden sein. Doch man muss sich auf stereotype Figuren in einem wenig spannenden Plot einstellen, der in einem unglaublichen Schluss endet.
Belinda Bauer, Goldmann
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