Schärennacht
- Goldmann
- Erschienen: April 2022
- 1
- Sofia Hjortén 1
- Übersetzung: Susanne Dahmann
- Originaltitel: "Ur Askan"
- Taschenbuch, Klappenbroschur
- 496 Seiten
Und noch eine schwedische Krimi-Reihe
In Schweden scheinen sich viele Menschen mit literarischen Ambitionen zu befinden, denn mit „Schärennacht“ wurde abermals eine neue Krimi-Serie ins Leben gerufen, von deren Autorin man bisher noch nichts gehört oder gar gelesen hat. Man weiß von ihr nur, dass sie an der Höga Kusten aufgewachsen ist und auch heute noch dort lebt – immerhin eine gute Voraussetzung um das Debüt dort anzusiedeln.
Mord auf einer Schäreninsel
Sofia Hjortén ist in das Haus ihres Vaters auf der Schäreninsel Ulvön zurückgekehrt. Sie hat ihren Job und ihre Karriere als Kommissarin in Stockholm an den Nagel gehängt und arbeitet heute als Polizistin in ihrer alten Heimat Örnsköldsvik, der Stadt an der malerischen Höga Kusten. Als sie am Mittsommerabend Fredrik, ihre erste Liebe, nach Jahren überraschend wieder sieht, weiß sie nicht, dass er schon bald Verdächtiger in einem Mordfall sein wird. Ausgerechnet auf Ulvön wird ein reicher Hotelbesitzer aus Stockholm tot aufgefunden und schnell schießen sich Sofias Kollegen auf Fredrik als Täter ein. Doch Sofia hat Zweifel und Fredrik kommt auf eine Spur, die in die Vergangenheit von Ulvön und ihren Bewohner führt.
Eine Verbindung zur Vergangenheit erzeugt die Spannung
„Schärennacht“ braucht etwas um in die Gänge zu kommen. Das ist nicht zuletzt der ausführlichen Einführung aller Charaktere geschuldet. Während Fredrik schnell als tragische Figur des Lonely Rangers mit trauriger Vergangenheit auszumachen ist, kann man Sofia während des ganzen Geschehens schlecht einschätzen. Privat geht sie eher unkonventionelle Wege, beruflich erscheint sie manchmal lediglich als Mitläuferin, nur um dann im Hintergrund die richtigen Schlüsse zu ziehen und vielleicht doch auf den Chefsessel ihrer Vorgesetzten zu schielen. Es kann sein, dass die Autorin in den kommenden Bänden der Serie Sofias Charakter mehr Identität verleiht, was man nach dem Ende von „Schärennacht“ annehmen könnte.
Die langsam wachsende Spannung im Krimi wird vor allem durch die Rückblicke in die Vergangenheit der Insel Ulvön geschürt, die scheinbar eng mit dem gegenwärtigen Mord zu tun haben, der dann auch nicht der einzige bleibt.
Noch mehr Spannung versucht Areklew zu erzeugen, indem sie die aktuelle Handlung gerafft in ein paar Tage packt. Doch gerade dadurch schadet sie der Geschichte.
Nicht immer ganz logisch
So wie sich die Autorin die Geschichte überlegt hat, wäre sie in der Realität kaum möglich. Viele Handlungen sind dem Plot geschuldet, damit dieser funktioniert, entbehren aber jeder Logik und Glaubwürdigkeit. Was sich als Auslöser allem Übels herausstellt, ist zwar durchaus spannend, aber so gebogen, das es passt. Das nimmt sehr viel an Authentizität und Spannung. Wenn dann auch noch diverse angestoßene Stränge nicht auserzählt werden, verlangt die Autorin ihrer Leserschaft schon viel Wohlwollen ab. Gerade der dann doch sehr plötzlich kommende Schluss lässt mehr als eine Frage offen.
Ein wirkliches Highlight in diesem, der Dramaturgie geschuldet unlogisch-spannenden Krimi ist allerdings die Schilderung der Schäreninseln bei Mittsommer. Hier macht es sich bemerkbar, dass Areklew die Örtlichkeiten kennt und weiß, wie man die ganz spezielle Atmosphäre beschreibt.
Fazit
„Schärennacht“ hebt sich durch nichts aus der Masse der schwedischen Krimis ab. Für einen Nordic-Noir ist Areklews Debüt nicht düster genug, für einen neuen Stern am Krimihimmel reicht die relativ unlogische Geschichte nicht aus. Bleibt zu hoffen, dass sie sich in den Fortsetzungen noch steigern kann.
Lina Areklew, Goldmann
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