Nomade

  • Rotbuch
  • Erschienen: August 2021
  • 1
Nomade
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Marcel Zenk
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2021

Wüstendrama mit deutschem Held

Ein Afrika – Krimi. Da habe ich mich auf Elefanten, Dschungel und Safaris gefreut. Nichts davon. Stattdessen führt mich Jörg Juretzka nach Südalgerien. Juretzka schreibt über die andere Seite von Afrika: Über Flüchtlingsströme durch die Sahara, Warlords, Söldner und Gewalt gegen Frauen. Diese Geschehnisse verpackt er in einen Krimi mit dem Protagonisten Kristof Kryszinski.

Abschalten in Afrika?

Der ehemalige Europol – Mitarbeiter und Privatdetektiv will seine Ruhe von den Strapazen der vergangenen Jahre und fährt mit seinem umgebauten Militär-LWK durch die Sahara, um in der Wüste Frieden zu finden und abzuschalten. Er muss schmerzlich feststellen, dass nur ein Ortswechsel nicht ausreicht um von der Sucht loszukommen sich mit den Abgründen der menschlichen Seele zu beschäftigen. Bald lernt er die nervige Migrantin Jamilah kennen und ein neues Abenteuer beginnt.

Kryszinski der Einzelgänger

Kristof Kryszinski wirkt wie ein Fremdkörper zwischen den Hilfesuchenden in der Wüste. Er ist distanziert und emotionslos. Ein Einzelgänger der hilft, weil es seine Pflicht ist und nicht aus innerer Überzeugung heraus. Das einzige Lebewesen zu dem er eine feste Bindung aufgebaut hat ist seine Hündin. Leichenfunde gehen ihm nicht besonders nahe.

„Ich verabschiedete mich mit einem Nicken. Mit einem Nicken, seinem Gürtel und seiner Wumme. Ich weiß, es nennt sich Leichenfledderei und ist der gesellschaftlichen Ächtung unterworfen, doch rational betrachtet enden sämtliche Besitzansprüche mit dem Ableben des Inhabers, und ich mag sie nun mal, die rationale Sicht.“

Ein etwas anderes Buch

Jörg Juretzka schreibt atmosphärisch und lebendig. Schwarzer Humor ist allgegenwärtig in diesem Werk. In trockener und makabrer Weise beschreibt er menschliches Elend. Man muss sich auf das Buch einlassen, sein Schreibstil ist nicht jedermanns Sache.

Fazit

Ein Migrationskrimi mit deutlicher Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik im Norden Afrikas. Teilweise fehlt zwar der rote Faden, aber ein empfehlenswertes Buch wenn man mal etwas anderes lesen will. Eine Abenteuergeschichte mit einer breiten Mischung aus warmen Sahara-Vibes und erbarmungslosem menschlichem Elend.

Nomade

Jörg Juretzka, Rotbuch

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