Richter morden besser
- Heyne
- Erschienen: Juli 2022
- 6
- Taschenbuch, Klappenbroschur
- 304 Seiten
Gibt es den perfekten Mord?
Vielleicht schon, wenn ein Richter ihn ausübt. Morden Richter denn überhaupt? Und wenn ja, wie?
Der Autor, Thorsten Schleif, ist Amtsrichter und Autor. Zuvor hat er Sachbücher über die deutsche Justiz veröffentlicht, teilweise mit großem Medienecho. Er benennt die Probleme der Justiz und tritt in Talkshows auf, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Rezensiert wurden seine Bücher auch vom ehemaligen BGH-Richter Thomas Fischer, der Schleif´s Sachbücher kritisch sieht.
Ein Justizsystem mit Schwachstellen
Strafrichter Siggi Buckmann schiebt nur noch Dienst nach Vorschrift, als ein obdachloser Junkie, den er kennt, plötzlich stirbt. Sein Tod wirft Fragen auf, die Siggi beschäftigen. Als die Ermittlungsakte um den Tod seines Bekannten droht geschlossen zu werden, nimmt Buckmann das Heft selbst in die Hand und sucht nach Antworten. Kann der Richter die Schwachstellen im System nutzen, um mit einem Verbrechen davon zu kommen?
Kriminalfall mit Realitätsbezug
Es ist Schleif´s erstes fiktives Buch. Doch der Autor sagt selbst, dass er in diesem Krimi 15 Jahre Richterleben und somit einige Fälle und Persönlichkeiten aus dem Berufsalltag untergebracht hat. So wirkt es auch, denn wie Schleif seine Kollegen und vor allem die Strukturen, Vorgehensweisen und Hierarchien im Gericht und deren innerer Verwaltung beschreibt, ist sehr realistisch.
Manche Szenen erzeugen im Leser jedoch ein ungutes Gefühl, denn wenn es so wirklich in der Justiz abläuft, kann man sich schon Sorgen machen. Seilschaften innerhalb der Justiz, Karrieristen, Einflussnahme durch die Regierung und in dessen Mitte ein durchaus kluger Siggi Buckmann, der versucht, durch dieses Haifischbecken hindurchzuschwimmen, ohne gefressen zu werden.
„Der Weg in die freie Wirtschaft ist [den Karrieristen] versperrt, da dort Unfähigkeit mit dem Verlust des Arbeitsplatzes bestraft werden kann, während im öffentlichen Dienst Inkompetenz noch nie ein Karrierehindernis war, sondern eher Beförderungsvoraussetzung.“
Als Richter geht es nicht ohne Humor. Besser noch, schwarzer Humor und Sarkasmus. Das macht Thorsten Schleif überdeutlich, indem er Siggi Buckmann mit so vielen witzigen Sprüchen ausstattet, dass man denkt, man sitzt im Kabarett. Flankiert wird die Geschichte mit einem Kriminalfall aus dem Drogenmilieu und abgerundet mit humorvollen Szenen beim Essen mit Siggis Tochter und ihrem neuen Freund, dem Siggi skeptisch gegenübersteht.
Das Buch endet mit einem Cliffhanger und ein zweites liegt auch schon beim Lektor, welches im Sommer 2023 erscheinen soll.
Fazit
Fiktive Bücher setzen immer voraus, dass sie zum größten Teil erfunden sind. Dieses macht jedoch den Eindruck, als würde Schleif die Hierarchien und Strukturen der Justiz offenbaren, wie sie in Wirklichkeit sind. Alles verpackt in einem Kriminalfall mit Witz und Spannung. Ein perfektes Buch, um sich vom trüben Herbstwetter abzulenken.
Thorsten Schleif, Heyne
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