Der Verdächtige
- Heyne
- Erschienen: April 2022
- 6
- Übersetzung: Kristiana Dorn-Ruhl, Bea Reiter & Imke Walsh-Araya
- Originaltitel: "The Judge's List - NN 28"
- Hardcover mit Schutzumschlag
- 420 Seiten
Grisham kann das besser
Lacy Stoltz arbeitet bei der Gerichtsaufsichtsbehörde in Florida. Normalerweise hat sie es mit Richtern zu tun, die ihre Fälle nicht schnell genug bearbeiten, oder korrupt sind. Doch dann schneit Jeri Crosby in ihr Büro und behauptet, es gäbe einen mordenden Richter. Lacy kann es kaum glauben, doch Jeri hat gut recherchiert und ist dem Serienmörder schon seit mehr als 20 Jahren auf der Spur. Zusammen wagen sie sich an einen brandgefährlichen Menschen heran.
Lacy ermittelt ein zweites Mal
Es ist der zweite Teil um die Anwältin Lacy Stoltz. Der erste Band, „Bestechung“, erschien 2017. Grisham sagt selbst, dass es in der Geschichte der Vereinigten Staaten noch keinen amtierenden Richter gegeben hat, der wegen Mordes beschuldigt oder verurteilt wurde. Dieser Fakt hat ihn dazu bewegt, einen Thriller zu schreiben, bei dem zwei Themen in einer Person zusammenkommen: Mord und die Person des Staatsdieners.
Gesellschaftskritik
Grisham übt in fast jedem seiner Werke Gesellschaftskritik. Dies gelingt ihm auch hier wieder sehr gut, indem er Richter als eine Berufsgruppe darstellt, zu denen alle hochschauen, die niemand in ihrer Integrität anzweifelt, und die blitzsauber sind. Er zeigt, was sich hinter den edlen, unantastbaren Juristen verbirgt, die sich in diversen Country Clubs und auf Golfplätzen herumtreiben und gleichzeitig über Recht und Gerechtigkeit entscheiden. Nichts ist, wie es scheint und auf einmal wechselt die Perspektive und es zeigt sich, welcher Mensch wirklich unter dieser Robe steckt.
Hauptperson mit wenig Tiefgang
In Sachen Hauptprotagonistin Lacy geht Grisham nicht so sehr in die Tiefe, wie ich es von ihm gewohnt bin. Sie befindet sich mit ihrem Job bei der Behörde beruflich in einer Sackgasse. Auch privat weiß sie nicht so genau, wo es mit ihrem langjährigen Freund Allie hingehen soll, und das Verhältnis zu ihrem Bruder Gunter erschöpft sich darin, dass er sie ständig damit nervt, beruflich und privat endlich Nägel mit Köpfen zu machen und voranzukommen. Es ist alles in allem zu wenig und zu langweilig für einen Nebenplot.
Kein Page -Turner
Bleibt nur noch der Hauptplot um den Kriminalfall des serienmordenden Richters. Relativ früh bekommt der Leser bereits mitgeteilt, wer der Mörder ist. Der Plot beschränkt sich also hauptsächlich darauf, ihn zu fangen. Um einen derartigen Handlungsstrang spannend zu machen, braucht es einen spannenden, fesselnden Schreibstil. Leider bleibt Grisham jedoch in seinem klassischem Erzählstil und schafft damit wenig Spannung und Cliffhanger-Momente.Die tatsächliche, spannende Actionhandlung beschränkt sich auf mehr oder weniger 20 Seiten. Insgesamt gibt es im Buch zu wenige Fesselmomente.
Fazit
Wer es dem Autor verzeihen kann, dass das Buch keine Spannungskanone ist, der hat sicherlich Spaß beim Lesen, denn eine unterhaltsame Geschichte ist es allemal. Schließlich war es aber zu wenig Anreiz für mich, auf die nächste Seite zu blättern.
John Grisham, Heyne
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