Forsberg und der Tote von Asperö
- Droemer
- Erschienen: Juli 2022
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- Die Frederik-Forsberg-Reihe 2
- Taschenbuch
- 352 Seiten
Menschliche Tragödien dominieren das Geschehen
Asperö ist eine kleine heimelige Schäreninsel vor Göteborg, doch jetzt ist es vorbei mit der Idylle. In einem der wenigen Ferienhäuser wurde der Hamburger Anwalt Julius Reichenbach brutal ermordet. Kommissar Forsberg befindet sich privat selbst gerade in einer sehr angespannten Situation und muss jetzt auch noch in der Gruppe der zurückgebliebenen Freunde und der Ehefrau ermitteln Die scheinen jedoch den Toten alle nicht sehr zu vermissen. Ein Unfall mit schweren Folgen macht Forsberg und seinem Team das Leben noch zusätzlich schwer und dann geschieht auch noch ein weiterer Mord.
Zweiter Teil der Serie
Auch im zweiten Band der Forsberg-Serie verlegt der deutsche Autor Ben Tomasson das Geschehen zum größten Teil auf eine der Schäreninseln vor Göteborg. Und wieder dominiert der menschliche Aspekt das Geschehen. Der Mord dient nur als Aufhänger, um in das komplizierte Beziehungsgeflecht der Gruppe inklusive der Ehefrau zu blicken. Wahre Abgründe und Tragödien tun sich hier auf, die von Abhängigkeiten bestimmt sind und aus dem Opfer bald einen Täter machen. Dieser psychologische Tiefgang setzt sich in den privaten Problemen Forsbergs fort, der seine Freundin nicht dazu bringen kann, ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen, sich und Tochter Emma in Sicherheit zu bringen. Auch die Dynamik in der Ermittlungsgruppe ist Thema, obwohl sich hier die Fronten sehr gefestigt zu haben scheinen. Doch dieses Mal ist der promovierte Diplom-Psychologe Tomasson mit den zwischenmenschlichen Aspekten zu sehr über das Ziel hinausgeschossen.
Wiederholungen und Klischees tilgen fast die Spannung
Auch wenn man den ersten Teil der Serien nicht gelesen hat, findet man sich schnell unter den Figuren zurecht, denn diese werden abermals sehr ausführlich vorgestellt. Doch nicht diese weitere Einführung macht der Spannung Probleme, es sind die darauffolgenden ständigen Wiederholungen. Irgendwann hat man einfach genug von dem sanftmütigen Forsberg, der jeden aus seinem Team zu handhaben weiß und selbst die Geduld in Person ist. Wieso kracht es da nicht einmal ordentlich? Der Geschichte und dem Geschehen würde es nur guttun, gerade wenn die Ermittlungen auch noch viel zu oft durch einen Augenaufschlag zum falschen Moment oder ein Zucken in der Mimik vorangetrieben werden.
Dazu kommen die Klischees von den sanftmütigen und sozialen Schweden und den überaus korrekten steifen Deutschen, die in Variationen immer wieder aufs Tapet kommen. Der Krimi hat eindeutig ausgeprägte Längen. Wirkliche Spannung kommt nur durch eine zweite Perspektive auf, die von einer Tragödie mit einem behinderten Kind in der Vergangenheit erzählt. Da Tomasson mehr als eine mögliche Person als Erzähler oder Erzählerin plausibel erscheinen lässt, ist die Frage nach dieser Lösung wesentlich spannender als nach dem Mörder des Rechtsanwaltes. Natürlich hängt beides zusammen und der etwas unlogische Schluss gibt dem psychologischen Moment noch einmal gehörig Zündstoff, wobei einzelne Fragen, der Geschichte geschuldet, offen bleiben.
Fazit
„Forsberg und der Tote von Asperö“ ist eine eher schwache Fortsetzung der Serie. Die psychologischen Aspekte drängen sich inklusive oft wiederholter Klischees zu sehr in den Vordergrund und verhindern dadurch eine hohe Spannung. Bleibt zu hoffen, dass Ben Tomasson das im nächsten Teil unterlässt, denn die Grundlagen für eine spannendere Fortsetzung sind eindeutig vorhanden.
Ben Kryst Tomasson, Droemer
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