The Maid: Ein Zimmermädchen ermittelt
- Droemer
- Erschienen: Februar 2022
- 12
- Übersetzung: Alice Jakubeit
- Hardcover
- 368 Seiten
Molly, das Zimmermädchen, liebt seinen Job, Puzzles und Inspektor Columbo
Molly Grays geliebte und mittlerweile verstorbene Großmutter hat einmal gesagt „Wer seinen Beruf liebt, der wird niemals in seinem Leben arbeiten müssen!“ und so muss Molly tatsächlich niemals arbeiten. Das was andere nämlich mit einem gewissen Naserümpfen betrachten, ist ihre große Leidenschaft: Sie liebt es zu putzen, unordentliche Zimmer auf Vordermann zu bringen und die hässlichen Spuren, die der menschliche Körper nun manchmal hinterlässt, zu beseitigen.
Molly ist mit Leib und Seele Zimmermädchen und hat in dem großen Grand Hotel auch schon Freunde gefunden. Sicher – es gibt einige, die sie ein wenig bespötteln, die sie mit einem Roboter vergleichen und behaupten, dass sie schon sehr eigenartig sei – aber der mehr als charmante Rodney, der sich so rührend um andere Kollegen bemüht und sich mit seinen – zugegeben – recht groben, ungeschlachteten Freunden aufmerksam nach deren Familie erkundigt, der ist schon ein Goldschatz! Das kann man auch von einigen Gästen sagen, wenn auch der eigenartige Mr. Black ganz bestimmt nicht zu denen gehört. Nein, das kann man bestimmt nicht behaupten. Auch wenn Mr. Black eines Tages ganz still und schweigend in seinem Bett liegt und gar nicht gut aussieht. Er wird doch wohl nicht…?!
“Könnten Sie bitte Bescheid geben, dass hier ein Gast ist, der... dauerhaft unpässlich ist…!“
Nita Prose erzählt in ihrem Debutroman vom mehr als schlichten Leben des Zimmermädchens Molly Gray und sicherlich mag so mancher fragen: „Was kann denn ein Zimmermädchen schon so spannendes erleben?“ Grundsätzlich sehe ich das - ehrlich gesagt - ähnlich, aber Nita Prose lässt ihre Heldin, die als Ich-Erzählerin auftritt, so fesselnd, freundlich und klar aus ihrem Leben erzählen, dass selbst die gesammelten kleinen Begebenheiten ihres Alltags eine lesenswerte Geschichte ergeben hätten.
Molly hat von ihrer Großmutter, die sie allein aufgezogen hat, eine große Gelassenheit und Heiterkeit erlernt, mit der sie in ihr Leben blickt. Einiges mutet dabei naturgemäß ein wenig altmodisch an, anderes gewollt und offensichtlich ungewöhnlich. Molly hat Schwierigkeiten ihre Gefühle zu zeigen und noch größere Probleme damit, auf zwischenmenschliche Situationen angemessen zu reagieren. Man muss kein Mediziner sein, um autistische Züge zu erkennen und verbunden mit einer Arglosigkeit, die ihre Oma ihr anerzog, führt dies manchmal zu eigenartigen Situationen. Diese Konstellation macht den besonderen Reiz des Buches aus, denn wenn Molly aus dem beruflichen Umfeld erzählt, wird oft sofort klar, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zu geht. Auch in ihrem Privatleben gibt es ein paar Baustellen. Für mich führte das nicht immer zu einer leichten Lektüre, fiel es mir doch schwer anzusehen, wie die junge Frau teilweise von ihrem Umfeld für deren Zwecke missbraucht oder sogar ausgebeutet wird.
„Ich habe die Wahrheit nicht verborgen. Aber ich habe sie auch nicht von mir aus offenbart.“
Dennoch lebt Prose’s Roman nicht nur von den kleinen Delikten, die sich im Grand Hotel oder im Leben seiner Angestellten abspielen, sondern es gilt auch noch ein Kapitalverbrechen zu klären – der Mord an dem undurchschaubaren Geschäftsmann Mr. Black. Seine Rolle ist von Anfang an so angelegt, dass kaum jemand sein Ableben betrauern dürfte und das ist etwas, das mir nicht so recht an der Geschichte gefiel. Molly zeigt hier deutlich, wo ihre Sympathien liegen und das ist natürlich menschlich und grundsätzlich nachvollziehbar. Dennoch bringt es sie auch dazu, einige Dinge dann lieber für sich zu behalten, denn hier kann unsere Heldin doch recht klar mögliche Konsequenzen ihrer Aussagen erkennen.
Natürlich wird Justitias Waagschale damit auch in eine bestimmte Richtung gedrückt und manchmal fragte ich mich dann doch, ob die Heldin, die doch teilweise als ein wenig naiv oder leichtgläubig dargestellt wird, nicht wesentlich mehr versteht, als man dem Leser glauben machen will.
Von allen Verbrechen abgesehen, gefiel mir auch am besten, wie sich der „Krimi“ über Mollys Herkunft und die besondere Geschichte ihrer Großmutter auflöst. Eigenartig fand ich übrigens die Aussage auf dem Buchrücken, dass sich das beschriebene Grand Hotel in London befindet, denn ich hatte beim Lesen eher das Gefühl, dass es doch eher in den USA oder Kanada liegt. Hier würde auch der mexikanische Hilfskoch, der sich mittlerweile illegal im Land aufhält, wesentlich logischer hinpassen als ins weit entfernte Europa.
Fazit:
Nita Prose erzählt frisch und lebendig von dem Zimmermädchen Molly, das seinen Beruf liebt, einiges an den Menschen nicht versteht und Hals über Kopf in eine Geschichte schlittert, die ganz böse hätte ausgehen können, wenn es doch nicht auch für die guten, reinen und arglosen Seelen manchmal in letzter Minute Hilfe geben würde.
Nita Prose, Droemer
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