Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau
- Penguin
- Erschienen: September 2021
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Ein verheißungsvoller, aber irreführender Titel
Die kanadische Journalistin und Autorin Karma Brown hat schon einige Romane veröffentlicht, doch der vorliegende ist ihr erster auf Deutsch. Als begeisterte Köchin hat sie ein Thema für diese Geschichte gewählt, das ihre Leidenschaft sowohl in die Handlung einbindet, als sie auch in Form von eingestreuten Rezepten Einlass finden lässt. Leider ist der deutsche Titel sehr irreführend, impliziert er doch einen Krimi mit spannender Handlung, was zusätzlich noch durch das Zitat der New York Times („Klug erzählt und wahnsinnig spannend...“) auf dem Cover unterstrichen wird, doch der englische Originaltitel „Recipe For A Perfect Wife“ ist eindeutig passender, denn was erzählt wird ist kein Krimi, sondern ein Roman über zwei Frauen, die das gleiche Problem haben.
Nellie und Alice und ihr Problem
Alice zieht mit ihrem Mann in einen Vorort von New York. Das heruntergekommene Haus birgt so manche Überraschung, u.a. ein zerlesenes und scheinbar viel benutztes Kochbuch von Nellie, der Besitzerin des Hauses in den 1950er Jahren. Aus Langeweile beginnt Alice die Rezepte nach zu kochen. Doch als sie auch noch an Briefe von Nellie kommt, ist ihre Neugier für diese Frau geweckt, die zwar vor langer Zeit in diesem Haus wohnte, aber scheinbar mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatte, wie sie selbst: einen Alleinverdiener-Ehemann, der unbedingt Vater werden will. Langsam zeigt sich, dass Nellie ihre ganz eigene Strategie hatte, mit diesem Anspruch umzugehen.
Zwei Zeitebenen machen die Geschichte halbwegs interessant
Eigentlich ist, aufgrund des Titels von Anfang an klar, wie Nellie dieses Problem lösen wird. Die angebliche Spannung, die das Buch zu einem Pageturner machen soll, existiert einfach nicht. Lediglich die zwei verschiedenen Zeitebenen machen die Geschichte halbwegs interessant und die Frage, wie wohl Alice mit ihrem kinderwunsch-gesteuerten Ehegatten umgehen wird, hält den Leser bei der Stange. Doch das Geschehen plätschert vor sich hin, Blumen werden gepflanzt und wieder ausgerissen; Kuchen und andere Gerichte werden zubereitet und gegessen; Problemchen werden aufgebauscht und tot gewalzt und ansonsten passiert nicht viel. Andeutungen machen selbst dem Begriffsstutzigsten klar, was kommen wird. Damit ist der Schluss auch nicht wirklich eine Offenbarung, sondern erlöst den Krimi-Fan von einer mauen Geschichte, die höchstens als Roman mit dem Aspekt des Feminismus und dem Schaudern über das restringierte Frauenbild der 50er-Jahre lesenswert ist.
Charaktere reißen auch nichts mehr
Gut geschilderte und differenzierte Charaktere hätten noch etwas retten können, in dieser wenig packenden Erzählung. Doch auch diese sind einfach zu pauschal ausgefallen. Natürlich ist Nellie genauso eine Frau ihrer Zeit, wie Alice, die zwar berufstätig war, aber aufgrund einer Unachtsamkeit gefeuert wurde – und schon ist der Unterschied zwischen den beiden Frauen wieder dahin. Auch wenn 50 Jahre zwischen Alice und Nellie liegen, gleichen sich beider Leben ziemlich. Statt die Möglichkeit einer emanzipierten Alice und selbstständig handelnden zu ergreifen, lässt Brown sie das Leben von Nellie noch einmal leben. Bis hin zur umgebundenen Küchenschürze und lavendelduftenden Muffins ist alles gleich und selbst der Umgang mit dem Kinderwunsch des Ehemannes könnte äquivalent gelöst werden – oder vielleicht liegt darin der einzige individuelle Unterschied. Hier hat Brown jedenfalls eindeutig eine Menge Potential verschenkt, das zu einer glaubwürdigen und damit auch spannenden Geschichte beigetragen hätte.
Fazit
Für Krimi-Fans ist dieser Roman zwar nicht zu empfehlen, aber wer ohne große Mühe eine ruhige Geschichte über zwei Frauen in unterschiedlicher Zeit, aber mit demselben Problem lesen will, ist hier richtig und dürfte an dem Bestseller aus Kanada seine Freude haben.
Karma Brown, Penguin
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