Schreib oder stirb

  • Droemer
  • Erschienen: März 2022
  • 14

- Hardcover

- 352 Seiten

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Sabine Bongenberg
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2022

Wenn die Spannung fehlt, kann es dann der Witz rausreißen?

David Dolla ist Literaturagent und ist es gewohnt, knallhart um Vertragsbedingungen seiner Klienten zu feilschen. Unter denen vertritt er auch ein paar „eigenwillige Vögel“ und da er nebenbei auch noch verlobt ist und mittlerweile Vaterfreuden entgegensieht, ist sein Leben vieles – aber nicht langweilig. Es kommt also daher gar nicht so passend, als der Psychiatrie-Patient Carl Vorlau ihm ein mehr als ungewöhnliches Angebot macht: Für einen Vorschuss von rund einer Million Euro liefert der ihm einen Roman über ein kleines Mädchen, das entführt wurde und das ein Literaturagent im letzten Moment rettet. Natürlich könnte Dolla jetzt mit dem Hinweis auf andere Verpflichtungen abwinken, doch hat die Geschichte einen Haken: Vorlau bedient offensichtlich das Fach des „True Crime“ und das entführte Kind heißt im wirklichen Leben Pia und wird seit Wochen von der Polizei gesucht.  

“Er sah mich an, als hätte ich erzählt, nackt auf Einhörnern durch eine Cocktailbar reiten zu wollen…“

Sebastian Fitzek ist ja mittlerweile bekannt dafür, dass er nicht nur das Feld der Romane bedient, sondern auch gerne einmal über den Zaun schaut und weitere Aktionsfelder in seine Bücher einbaut. Im letzten Roman „Playlist“ gab es daher eine Vernetzung mit verschiedenen Bands und eine eigene CD und Playlist zum Thema, jetzt liegt seinem neuen Werk eine Zusammenarbeit mit dem Kolumnisten Micky Beisenherz zu Grunde. Wem sein Name bisher nicht so viel sagte: Beisenherz bedient unter anderem im Stern die Kolumne „Sorry, ich bin privat hier“. Beworben wird das ganze mit dem Versprechen, dass hier eine „extreme spannende Handlung auf Spuren von Humor trifft.“

“Bekommt man einen Oberdeck-Zarella standardmäßig mitgeliefert, wenn man sich eine schwimmende Penispumpe kauft?“

Möglicherweise könnte das klappen, denn es ist ja nun nicht so ungewöhnlich, dass sogar ein Thriller gelegentlich einen guten Gag verbaut. Für meinen Geschmack hat das allerdings hier nicht funktioniert. Fitzek kann tatsächlich mit schnellem Tempo und Cliffhangern am Ende jedes Kapitels eine gewisse Grundspannung installieren, doch fällt diese immer wieder so fix in sich zusammen, wie Donald Trumps Träume von der zweiten Präsidentschaft. Natürlich ist auch dieser Vergleich nicht so wahnsinnig lustig, aber damit wollte ich schon einmal auf die angekündigten „Spuren von Humor“ vorbereiten. Tatsächlich sind diese oft – aber nicht immer - lustig, treten aber in einer Fülle und in unpassenden Momenten auf, dass den Leser schnell der Verdacht beschleicht, dass damit etwas kompensiert werden soll. Das trifft auch in der Tat zu: Es ist eine wirre Handlung mit unlogischen Abfolgen und eine dann doch zu simple Auflösung, die bei mir so einige Fragen offenließ.

“…den angeblich ach so sympathischen Lackaffen konnte ich nicht leiden“

Bei Fitzeks Büchern ist man einiges an Tempo gewöhnt, das gerne die Logik und Wahrscheinlichkeit irgendwo weit hinter sich lässt. Aber es war immer seine Kunst, den Leser so einzubinden, dass das bei der Lektüre des Buches gar nicht auffällt. Zumindest bei mir hat das nicht funktioniert. Dennoch hat das Buch ein paar gute Momente: Mir gefiel die kleine Lästerei von Fitzek über Fitzek - und tatsächlich gelacht habe ich über die Geschichte mit der Autorinnenlesung. Auch hier passt zwar der Aufbau nicht zur eigentlichen Auflösung, aber das war – schwarzhumorig – lustig. Vielversprechend und witzig fand ich auch den Auftakt über den Liebesschmonzetten schreibenden Ex-Rotlicht-…hüstel…-Mitarbeiter Engin. Unglücklicherweise braucht es mehr als die Summe von skurrilen Personen um daraus auch noch mehr als einen funktionierenden Krimi – oder hier sogar „Thriller“ – zu verfassen.

Fazit

“Extreme Spannung und Spuren von Humor“ – es hätte funktionieren können, wäre das Ergebnis etwas ausgewogener gewesen. Hier aber fragt man sich gelegentlich – greift man Fitzeks und Beisenherz Rhetorik auf – ob die im Titel angesprochene Alternative vielleicht gar nicht mal so schlecht…
Aber gut - Lassen wir das.

Schreib oder stirb

Micky Beisenherz, Sebastian Fitzek, Droemer

Schreib oder stirb

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