Wilsberg und die Malerin
- Grafit
- Erschienen: Januar 2003
- 4
- Dortmund: Grafit, 2003, Seiten: 192, Originalsprache
Wilsberg und die Schill-Partei...(?)
Jürgen Kehrer ist routiniert, er weiß, was seine Leser von ihm erwarten: Hübsche kleine Krimileinchen mit einem sehr geradlinigen Handlungsfaden, der einen zu komplizierten Verbrechenstatbestand einfach nicht zulässt. Dazu die Figur des ewig klammen Detektivs Wilsberg, der sich immer wieder in junge Frauen verguckt und dessen unstetes Privatleben teilweise chaotische Züge annimmt. Ein liebenswerter Onkeltyp, den man gerne bei seiner kleinen Verbrecherjagd begleitet.
Im Auftrag eines Schweizer Bankiers kauft Wilsberg Räubern ein Bild ab und bringt es zurück zu den Eidgenossen. Wie er herausfindet, ist die jüngere Tochter des Bankiers, Lena, die Diebin und er erhält von deren älterer Schwester Nina den Auftrag, sie zu suchen und zu bitten, in die Schweiz zurück zu kehren. Kurz nachdem er die Grüße aus der Heimat der jungen Lena ausrichten kann, stirbt deren Freund auf mysteriöse Weise. Wilsberg nimmt Lena auf und muss feststellen, dass sie verfolgt wird. Sie wird schließlich sogar entführt und die Spur führt Wilsberg zu der populistischen Rechtspartei DAD des charismatischen Gottfried Guber. Was hat Lena gegen den Sprücheklopfer, der die Stammtische der Region erobert, in der Hand? Mit Hilfe von Lenas Schwester Nina kommt Wilsberg in Liechtenstein den Machenschaften der DAD auf die Spur.
Das Lena die Malerin aus dem Titel sein soll, spielt eigentlich keine große Rolle. Diese Figur hat eigentlich nur eine Nebenrolle erhalten und außer einer Wandmalerei in Wilsbergs Wohnung malt sie auch nicht viel. Wichtiger ist da schon ihre Schwester, die genau in das Wilsberg-Schema passt: junge, hübsche Frau, die Wilsberg den Kopf verdreht und sich zu dessen Überraschung aus irgendeinem Grund für ihn zu interessieren scheint. Auch sonst viel bekanntes, wie des Detektivs leicht trottelige und leicht chaotische Art oder aber auch die eher schnell und unkompliziert wirkende Auflösung.
Warum aber Lena ein Bild ihres Vaters stehlen muss oder sonstige Unterlagen von seinem Schreibtisch mitgehen lässt, wird nur unbefriedigend beantwortet. Naja, Wilsberg muss als Detektiv ja auch nur das Bild wieder bei ihrem Vater abliefern und nicht auch noch ihr Motiv. Aber mit solchen Unwesentlichkeiten hält sich Kehrer nun mal nicht gerne auf. Sein Held verirrt sich nun mal nicht in unwichtigen Nebenschauplätzen, nein, die Handlung geht stetig voran. Wie immer entwickelt sich ein sehr angenehmes Erzähltempo, so dass das Ende des Buches eigentlich viel zu schnell erreicht ist. Und zu der Auflösung bei der "Malerin" bleibt zu sagen, dass es Kehrer bei diesem Roman wirklich sehr gut gelungen ist, sich an einen doch recht komplexen Gesamtzusammenhang über gut 180 Seiten unkompliziert heranzuarbeiten. Sicherlich einer der besseren Wilsberg-Krimis.
Jürgen Kehrer, Grafit
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