Dunkelwald
- Heyne
- Erschienen: März 2023
- 2
- Übersetzung: Ulrike Brauns
- Die Hanna Duncker-Serie 3
- Originaltitel: "NN"
- Taschenbuch, Klappenbroschur
- 500 Seiten
Wieder mehr Psychologie als spannende Krimihandlung
Johanna Mo setzt mit „Dunkelwald“ ihre Hanna-Duncker-Reihe fort. Hanna hat inzwischen erfahren, dass ihr Vater nicht der Mörder ist, für den ihn alle halten. Sie weiß, wer Ester Jensen umgebracht hat, doch sie braucht auch Beweis dafür. Dann brennt ihr Haus ab und Hanna ist endgültig klar, dass sie in Gefahr schwebt. Gleichzeitig muss sie an einem Cold Case arbeiten: 1999 verschwand ein junger Mann, dessen Skelett nun gefunden wurde. Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich schwierig, denn Erinnerungen verblassen und Hinweise sind nur schwer zu finden, von Beweisen ganz zu schweigen.
Es geht im gewohnten Stil weiter
Schon die ersten beiden Bände der Reihe haben an Spannungsarmut gekrankt. Mit diesem ist es leider nicht anders. Wieder stehen die Protagonisten mit ihren persönlichen Problemen im Vordergrund, während die Krimihandlung quasi nebenbei abläuft. Bei Hanna dreht es sich mehr oder weniger immer wieder um das Problem mit dem wahren Mörder von Ester Jensen. Wie soll sie mit diesem Wissen umgehen, wie soll sie Beweise finden und wann soll sie wen einweihen? Ständig werden diese Fragen in einer Art Endlosschleife wiederholt, ohne das eine wirkliche Weiterentwicklung dieser Situation in Sicht ist. Wiederholungen bestimmen auch die nur wenig packende Suche nach dem Mörder des jungen Mannes.
Gegenwart und Vergangenheit
Hanna und ihr Kollege Erik müssen herausfinden, was 1999 vor dem Mord geschah um so den Täter stellen zu können. In Frage kommen eigentlich nur Freunde aus dem direkten Umfeld des getöteten Mikael, die mit ihm zusammen den Schulabschluss feierten. Gespräche mit den einzelnen Personen machen es möglich, den letzten Tag in dessen Leben zu rekonstruieren. Gleichzeitig erlebt man ihn in Rückblicken mit Mikael und seinen Freunden. Das führt zu ständigen Wiederholungen, wird doch alles aus verschiedenen Perspektiven wiedergegeben. Spannung kommt dabei so gut wie nicht auf und wird dann ganz zum Auslaufmodell, wenn reihum jeder einmal verdächtigt wird. Jeder hat eigentlich ein Motiv und Geheimnisse gibt es in dieser Gemeinschaft auch ausreichend. Das Ergebnis ist dann zwar überraschend, aber eigentlich auch die logische Konsequenz aus dem Abklopfen aller anderen Beteiligten im Vorfeld.
Tragische Figuren mit Problemen
Bei Johanna Mo haben immer alle Figuren ein massives Problem. Hannas ist schon weitestgehend durchgekaut und Eriks hat sich eigentlich in Luft aufgelöst. Doch auch die anderen Charaktere haben zu kämpfen. Sei es der Absturz in den Alkohol, eine sehr unglückliche Ehe oder der Verlust des Kindes. In der Gegenwart haben die Figuren die Probleme Erwachsener, 1999 haben sie mit Teenie-Problemen zu kämpfen. Wer ist in wen verliebt, wer wird gerade verlassen und hat man vielleicht doch Chancen bei der angebeteten Flamme? Das gehört dazu, wenn man in diesem Alter ist, doch auch hier killt das ständige Wiederholen alle Spannung und zum Schluss sogar weitestgehend das Interesse an der Geschichte überhaupt. Psychologische Momente in Krimis sind meist überaus hilfreich um die Geschichte anzukurbeln und am Laufe zu halten, doch Johanna Mo übertreibt es und bremst das Geschehen damit fast vollständig aus. Da hilft der mittlerweile schon übliche Cliffhanger am Ende des Buches auch nicht mehr viel. Aber er zeigt zumindest, dass aus der geplanten Trilogie nun doch eine ganze Reihe wird.
Fazit
Wer die ersten beiden Bände verschlungen hat, wird auch diesen lieben, denn es geht im gewohnten Stil weiter. Johanna Mo baut wieder auf die Psychologie und hält damit leider die Spannung in Grenzen. Bleibt wieder einmal die Hoffnung auf den nächsten Band, doch ob die Autorin ihren Stil ändern wird ist zumindest fraglich.
Johanna Mo, Heyne
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