Finsterhaus
- Heyne
- Erschienen: März 2022
- 4
- Übersetzung: Ulrike Brauns
- Die Hanna Duncker-Serie 2
- Originaltitel: "The Shadow Lily"
- Taschenbuch, Klappenbroschur
- 500 Seiten
Wenig mitreißender zweiter Teil der Trilogie
Johanna Mo hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht, doch erst mit dem ersten Band der Hanna-Duncker-Trilogie ist ihr der Durchbruch gelungen. Mit „Finsterhaus“ legt sie jetzt die Fortsetzung vor, die leider zu einem für Trilogien typischen Verbindungsband zwischen dem einleitenden Auftakt und dem (hoffentlich) packenden Finale geworden ist.
Vermisstensuche und Vergangenheitsbewältigung
Hanna hat sich intensiv mit den Ermittlungsakten ihres Vaters beschäftigt, doch bevor sie sich ein umfassendes Bild machen kann, wird sie beruflich gefordert: ein Vater ist mit seinem kleinen Sohn spurlos verschwunden. Die Ermittlungen laufen zäh und Hanna wird die Gedanken an die Tat ihres Vaters nicht los – in jeder Hinsicht tauchen immer mehr Fragen auf. Während die Suche nach Vater und Sohn immer drängender wird, muss Hanna erkennen, dass in dem Fall vor 16 Jahren nicht alles hinreichend logisch erscheint und die Frage, ob ihr Vater wirklich zum Mörder wurde und welche Rolle ihr Bruder spielte, wird immer lauter.
Zwei gegensätzliche Personen ermitteln
Man muss den ersten Teil „Nachttod“ nicht unbedingt gelesen haben, um in das Geschehen einsteigen zu können. Die Charaktere der Protagonisten spielen eine so große Rolle, dass sie auch jetzt noch einmal deutlich gezeigt werden. Hanna ist eine sehr verschlossene Person, die sich kaum öffnen kann und unter der Tat ihres Vaters extrem leidet. Sie glaubt, alle reduzieren sie nur auf die Tochter des Mörders, selbst wenn das nicht so ist. Ihre Komplexe werden zusätzlich durch ihre Größe von über 1,80 noch verstärkt.
Das genaue Gegenteil ist ihr Kollege Erik: kontaktfreudig und aufgeschlossen geht er durch die Welt und schon einmal an seine Grenzen, wenn er z.B. den „Ironman“ mitmacht. Wie Hanna hat er private Probleme, die ihm ziemlich zusetzen. Die Schilderung dieser zwei Personen ist durchaus gelungen, obwohl sie vollkommen dem Klischee einer Traumatisierten und eines Sonnyboys entsprechen, die zusammen im Team arbeiten müssen. Hier wurden keine Schattierungen eingearbeitet, die Hanna und Erik aus der Masse dieser schon so oft geschilderten Charaktere abheben würden. Das hat auch Einfluss auf die sehr ereignislose Geschichte.
Plot und Spannung dümpeln etwas vor sich hin
Der Beginn des Krimis lässt auf Spannung hoffen, doch obwohl Mo das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven erzählt, auch aus der des vermissten Vaters, bleibt die Spannung auf niedrigem Niveau. Das liegt nicht zuletzt an der relativen Ereignislosigkeit, die sich durch den ganzen Plot zieht. Die fast 500 Seiten hätten nicht sein müssen und eine Raffung des Geschehens hätte dem Buch in jeder Hinsicht gutgetan. So aber muss man mit überhäufigen Wiederholungen leben: dass die Suche nach einem Kleinkind absolut dringlich ist, dürfte auch ohne ständige Erwähnung klar sein und, dass Hanna immer mehr Zweifel an der Schuld ihres Vaters hat, ist auch relativ schnell offensichtlich und wird bei unablässiger Wiederholung auch nicht konkreter.
Manche Wendungen lassen die Spannung allerdings nicht auf den Tiefpunkt fallen, obwohl sie manchmal doch sehr konstruiert wirken. Der Schluss kommt dann ziemlich überraschend und es wird offensichtlich, dass der Autorin Zwischenmenschliches und die Charaktere ihrer Figuren wichtiger sind, als ein packender Plot. Der Cliffhanger auf den letzten Zeilen ist jedenfalls eine sehr bekannte Methode, die Leserschaft zum Kauf des letzten Bandes der Trilogie zu animieren.
Fazit
„Finsterhaus“ verbindet abermals einen aktuellen Fall und die Hannas Suche nach der Wahrheit. Leider krankt die Geschichte an zu vielen Wiederholungen und relativer Ereignislosigkeit. Wer aber gerne einen Krimi liest, bei dem die Figuren und ihre Probleme im Mittelpunkt stehen, dürfte durchaus am zweiten Teil der Hanna-Duncker-Trilogie Gefallen finden.
Johanna Mo, Heyne
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