Sieben Opfer
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2022
- 4
- Übersetzung: Marie-Luise Bezzenberger
- Ein Fall für Ziba MacKenzie 1
- Originaltitel: "Blood for Blood"
- Taschenbuch
- 448 Seiten
Packender Reihenstart mit Londoner Profilerin
Rushhour in London. Seit langer Zeit traut sich die Profilerin Ziba MacKenzie endlich einmal wieder aus dem Haus - um es gleich wieder zu bereuen. Der vollbesetzte Pendlerzug, in dem sie Platz nimmt, rast mit Höchstgeschwindigkeit gegen einen verunglückten Tankwagen und explodiert. Die Katastrophe fordert hunderte Verletzte und zahlreiche Opfer. Ziba überlebt die Flammenhölle leicht verletzt. Während sie sich um die Verletzten kümmert, vertraut eines der Opfer im Sterben der Profilerin eine rätselhafte Nachricht an: „Er hat es getan. Sie müssen es jemandem sagen.“ Wer kann mit der merkwürdigen Botschaft gemeint sein?
Jagd nach dem Täter
Am nächsten Morgen wird MacKenzie zu einem spektakulären Mordfall hinzugezogen: Der meistgesuchte Serienmörder Großbritanniens hat wieder zugeschlagen – 25 Jahre nach seiner letzten Tat. Warum hat der Killer so lange mit dem nächsten Mord gewartet? Auch wenn es sich eindeutig um den sogenannten „London Lacerator“ handelt, hat sich dennoch sein Vorgehen etwas verändert. Gemeinsam mit DI Nigel Fingerling setzt Ziba alles daran, den Täter zu enttarnen. Als ein nächstes Opfer zu beklagen ist, lässt sich die Profilerin auf eine rätselhafte „Schnitzeljagd“ mit dem Unbekannten quer durch London ein - und kommt dabei dem Killer bedrohlich nahe.
Debütroman aus England
Autorin Victoria Selman lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in London. Nach dem Studium in Moderner Geschichte und Kreativem Schreiben in Oxford und London schrieb sie als Journalistin für verschiedenen Zeitungen, u.a. dem Independent. Die Co-Moderatorin des Podcasts Crime Time FM beschäftigt sich darüber hinaus intensiv mit Profiling und Kriminalpsychologie. Ihr Romandebüt „Sieben Opfer“ stand auf der Shortlist für den britischen Dagger Award und wurde auf Anhieb ein Bestseller.
Bereits am 14. März 2022 erscheint beim Goldmann Verlag der zweite Band der Reihe mit dem Titel „Drei Gräber“. In Großbritannien wurde bereits 2019 der dritte Teil „Snakes and Ladders“ publiziert. Im Sommer erscheint im englischen Quercus-Verlag ihr Stand-Alone-Thriller „Truly, Darkly, Deeply“.
Starkes Erstlingswerk
Victoria Selman gelingt mit „Sieben Opfer“ ein wirklich beeindruckender Debütroman voller Dramatik, Spannung und mit einem cleveren Plot. Der erste Fall der Profilerin Ziba MacKenzie ist so gut konstruiert, dass es wirklich schwerfällt, den Roman aus den Händen zu legen. Zugegeben: Die Idee, eine Profilerin ermitteln zu lassen, die unter einem persönlichen Schicksalsschlag leidet, ist nicht neu. Aber was Selman daraus macht, ist mehr als großartig. Ziba MacKenzie erinnert in ihrer Art etwas an die Figur der Fiona Griffith des englischen Krimiautors Harry Bingham und gleichzeitig ist sie auf ihre Art einzigartig.
Nach dem Mord an ihrem Mann Duncan hat Ziba nicht mehr den emotionalen Abstand und die notwendige Selbstkontrolle, um für das SRR, eine britische Spezialeinheit, zu arbeiten. Nun bietet die ausgebildete Profilerin und Überwachungsspezialistin ihre Dienste als Beraterin unter anderem Scotland Yard an. Ziba ist eine nach außen hin taffe, durchsetzungsstarke Frau. Aber der Tod ihres Mannes hat alles für sie verändert. Nun gilt es, den Kampf gegen die Finsternis, wie sie es sagt, zu gewinnen. Sie hofft, durch die aktuellen Ermittlungen ihren inneren Nebel etwas zu lichten.
Die Profilerin ist eine Außenseiterin, die andere Leute nicht versteht, obwohl sie Expertin für menschliches Verhalten ist. Die Absurdität ihres Lebens. Hinzu kommt, dass es ihr schwer fällt, sich als Teamplayerin zu sehen. Sie behält die Fäden gerne in der Hand und ist auch ihrem neuen Kollegen Fingerling gegenüber äußerst misstrauisch.
Temporeiche Erzählweise
Selman wirft den Leser mit dem Zugunglück unmittelbar in die Handlung. Die Darstellung dieser Tragödie läuft auch deswegen wie ein Film ab, da die Autorin nicht nur hier ihre Protagonistin das machen lässt, was sie am besten kann: ihre Mitmenschen aufgrund ihrer Erscheinung genau zu analysieren und ihre Umwelt aufmerksam wahrzunehmen. Dadurch entsteht der Eindruck, mit im Zug zu sitzen, dessen Explosion die Fahrgäste genauso wie den Leser mit voller Wucht trifft.
Auch wenn ein Teil der Geschichte aus der Sicht des Täters geschildert wird, bleibt bis zum Schluss unklar, um wen es sich handelt. Zunehmend wird aber dessen Motiv deutlich. Dennoch versteht es Selman meisterhaft, den Leser in die Irre zu führen. Immer, wenn man glaubt, auf der richtigen Spur zu sein, nimmt die Handlung eine überraschende Wendung. Dabei ist der Roman trotz aller Spannung wundervoll leicht und flüssig geschrieben.
Besonders temporeich wird die „Schnitzeljagd“ durch London geschildert. Aber es gibt auch leise Momente. Dies gilt besonders für das, was der Täter selber erlitten hat. Selman gelingt es dann mit wenigen Worten, Mitleid und gleichzeitig Ekel zu erzeugen. Vielleicht ist das die Stärke des Romans, dass auch das Motiv des Täters glaubwürdig erscheint.
Fazit:
Selman gelingt mit ihrem Debüt ein packender und gleichzeitig temporeicher Thriller, der einen nicht mehr loslässt. Figurendarstellung, Tempo und Thrill. Hier stimmt einfach alles. Ein komplexer, vielschichtiger Roman mit einer Ermittlerin, der die Zukunft gehört. Einfach ein Thriller der Extraklasse.
Victoria Selman, Goldmann
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