Nur wenn du mir vertraust
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2004
- 19
- München: Goldmann, 2004, Seiten: 448, Übersetzt: Andreas Jäger
- New York: William Morrow, 2003, Titel: 'Now may you weep', Seiten: 367, Originalsprache
- München: Goldmann, 2007, Seiten: 480
Vortreffliche Unterhaltung mit wunderbarer Atmosphäre
Achtmal haben Inspector Gemma James und ihr ehemaliger Vorgesetzter und jetziger Lebensgefährte Duncan Kincaid nun schon zusammen ermittelt. Inzwischen leben sie schon eine Weile in einer gemeinsamen Wohnung und die Patchwork-Familie bestehend aus Toby, dem Sohn Gemmas aus erster Ehe, Kit, Duncans Sohn, von dem er bis vor einiger Zeit gar nichts wusste, den beiden Hunden und dem Kater hat sich gut arrangiert. Stand in den bisherigen Serienbänden Duncan Kincaid im Vordergrund, so ist es nun bereits das zweite Mal, dass Gemma die Hauptrolle übernimmt.
Gemma fährt mit ihrer Freundin Hazel Cavendish nach Schottland zu einem Kochseminar. In Aviemore angekommen, hat sich dort eine illustre Gesellschaft eingefunden:
- Louise und John Innes sind die Besitzer des kleinen Gasthofes, wo der Kochkurs stattfindet. Louise ist mit Hazel zur Schule gegangen und hat auch einige Zeit in Schottland mit ihr verbracht.
- Donald Brodie war vor vielen Jahren mit Hazel verlobt und die Liebe scheint wieder neu entflammt zu sein, nachdem sich die beiden in London wieder begegnet sind. Genau wie bei den Familien Capulet und Montague waren die Familien zerstritten und ihre Liebe hatte keine Chance.
- Heather Urquhart ist Hazels Cousine und Angestellte in der Whisky-Brennerei Benvulin, die Donald Brodie gehört.
- Pascal Benoit arbeitet bei einem Konzern, der an Benvulin interessiert ist.
- Martin Gilmore ist der jüngere Halbbruder des Gasthofbesitzers. Was ihn zu dem Kochkurs getrieben hat, ist nicht bekannt.
Da sind sie wieder, die typischen fünf Verdächtigen. Doch wer wird ermordet? Gemma findet den leblosen Donald Brodie morgens auf einer Wiese, erschossen mit einer Schrotflinte. Am Abend zuvor hat er sich noch mit Hazel gestritten und das macht sie natürlich verdächtig. Aber auch Tim Cavendish, Hazels Mann war das Wochenende über nicht in London. Die Polizistin in Gemma ist nicht zu bremsen, sie muss die Unschuld ihrer Freundin beweisen, auch wenn sie sich bei der örtlichen Polizei damit keine Freunde macht.
Und der neunte Streich folgt sogleich
Die Serie hat sich nach einem echten Durchhänger wieder erholt. Tiefpunkt war meines Erachtens das verflixte siebte Buch "Von fremder Hand", wo Deborah Crombie schon fast ins Esoterische abgerutscht ist. Mit "Nur wenn du mir vertraust" hat sie jedoch wieder einen typisch englischen Krimi abgeliefert, der so cozy ist, wie es nur geht, aber nicht in einem schnuckligen kleinen Dörfchen spielt, bei dem plötzlich die halbe Bevölkerung unter Mordverdacht steht - die meisten Mordverdächtigen sind nur zu Besuch. Hier ist nichts zuckersüß, es wird kein Übermaß an unrealistischer Behaglichkeit produziert (diesen Ausdruck hätte ich gerne erfunden), aber Land und Leute werden mit viel Atmosphäre geschildert, so dass man einfach weiterlesen muss. Man könnte glatt meinen, in der nächsten Minute kommt Highlander um die Ecke. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass Deborah Crombie zu dem beliebten Mittel greift, das sie bereits im letzten Band eingesetzt hat, nämlich Kapitel aus der Vergangenheit einzuschieben, die erst nach und nach einen Sinn ergeben. Allein die Familiengeschichte der Beteiligten ist lesenswert, von der interessanten Beschreibung der Whisky-Herstellung mal ganz abgesehen.
Diana Gabaldon lässt grüßen
Obwohl ich von besagter Dame mit Namen Gabaldon nur ein halbes Buch gelesen habe, erinnerte mich der Stil daran. Allerdings habe ich das hier nicht negativ gesehen, sonst hätte ich dieses Buch bestimmt nicht mit großem Vergnügen beendet. Abgesehen von Atmosphäre und Landschaft hat die Autorin aber auch einen spannenden Kriminalfall entwickelt, der einem zwar nicht den Schlaf raubt, aber mit einem gut durchdachten Spannungsbogen aufwartet, genügend Verdächtige mit verschiedenen Motiven bereithält, wo der Mörder wirklich erst auf den letzten Seiten enthüllt wird und der Leser aufs Vortrefflichste unterhalten wird. Wobei man zugeben muss: wahrscheinlich spricht "Nur wenn du mir vertraust" eher die weibliche Klientel an.
Deborah Crombie, Goldmann
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