Talberg 1935
- Heyne
- Erschienen: November 2021
- 6
- Die Talberg-Reihe 1
- Taschenbuch, Klappenbroschur
- 400 Seiten
Düsterer Beginn einer Trilogie
Max Korn ist das Pseudonym eines erfolgreichen deutschen Autors, der den Ort Thalberg im Bayrischen Wald aus seiner Jugend kennt. „Dessen Geschichte und Legenden“ inspirierten ihn zu „seiner großen Spannungstrilogie“, die in drei unterschiedlichen Zeiten spielt. Es bleibt zu hoffen, dass der realistische Ort Thalberg in jeder Beziehung weniger düster ist als sein fiktives Pendant.
War es ein Unfall oder Mord?
1935 – Talberg, ein kleiner Ort in einem einsamen Tal im Bayrischen Wald wird vom Waldbauer beherrscht – die Leute im Dorf gehorchen ebenso, wie seine Familie. Jetzt wird der älteste Sohn zerschmettert am Fuß eines Aussichtsturmes gefunden und jeder fragt sich ob es ein Unfall oder Mord war, denn Wilhelm war sowohl der strenge Lehrer im Dorf als auch Erbe des elterlichen Hofes und sein jüngerer Bruder, ein kriegsversehrter Zurückgesetzter, war mit dieser Erbfolge nicht einverstanden. Zwischen allen Stühlen sitzt Wilhelms Frau Elisabeth, die Tochter der Hexe, die von jedem im Ort schief angesehen wird und nach vielen Jahren Ehe noch immer kein Kind geboren hat. Was in der Dunkelheit mit dem Lehrer am Aussichtsturm geschah, soll der junge Major Leiner von der Bayrischen Landespolizei herausfinden, dessen Onkel zudem Bäcker und Ortsvorsteher ist.
Eher Mittelalter als 1935
Was Max Korn hier schildert erinnert eher an tiefstes Mittelalter als an Deutschland kurz nach der Machtergreifung Hitlers. In Talberg herrscht eine eiserne Hierarchie, die von niemandem in Frage gestellt und schon gar nicht beklagt wird. Die Menschen sind eingeschüchtert, versuchen ihr Leben zu fristen ohne mit dem Waldbauern anzuecken. Die Frauen werden wie Leibeigene behandelt, geschlagen und gedemütigt, die Männer leiden noch immer an den Folgen des grausamen 1. Weltkrieges - hier gibt es keinen sympathischen Charakter, kein freundliches Gemüt. Die Figuren sind sehr pauschal dargestellt, alle haben eine Eigenschaft, die sie charakterisiert, Schattierungen in der Figurenzeichnung gibt es nicht. Dadurch erscheinen die Personen eher unglaubhaft, was der ansonsten sowieso dünnen Geschichte noch mehr schadet.
Lange passiert nicht viel
Nach Auffindung der Leiche passiert erst einmal nicht viel. Der Autor lotet die Abhängigkeiten im Ort aus, lässt die Figuren durch Handlungen ihre Charaktere verdeutlichen und ergeht sich ansonsten in der Beschreibung der Düsternis im Tal. Die Atmosphäre der Angst, des Belauerns und der finster erscheinenden Natur beschreibt Korn bestens, davon lebt der Roman und gleichzeitig könnte das die Leserschaft auch abstoßen, denn Sympathieträger gibt es nicht – keinen einzigen auf weiter Flur! So fällt es auch schwer, dem Geschehen über immerhin fast 400 Seiten gespannt zu folgen, denn packend ist das Geschilderte außerdem nicht. Die Handlung plätschert vor sich hin, wird durch Rückblicke aufgelockert, zeigt immer wieder die unfassbar destruktiven Charaktere und mündet in einem Finale, das glaubhaft alles auflöst, aber leider auch kein atemraubender Kracher ist.
Fazit
Ein sehr düsterer Einstieg in eine Trilogie, die den Ort Talberg zu verschiedenen Zeiten als Mittelpunkt hat. Die atmosphärisch dichte, aber wenig spannende Handlung wird von durchweg negativen Figuren dominiert, die den Leser kaum an die Geschichte binden können. Bleibt zu hoffen, das der nächste Band, „Talberg 1977“, weniger depressiv ist und mit mehr schwungvoller Spannung aufwarten kann.
Max Korn, Heyne
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