Tod im Olivenfass
- Knaur
- Erschienen: März 2022
- 1
- TB, 352 Seiten
- Bd. 1 [Sophia Lange & Commissario Andreotti]
Himmel voller Geigen
Commissario Andreotti ist Chef der Carabinieri und Leiter der Mordkommission von Salò, einer bekannten Einkaufsstadt am Gardasee. Was sich dem Titel nach wichtig anhört ist in der Praxis ein ruhiger Job; kein Vergleich zu Rom, wo er sich vor einigen Jahren mit den falschen Leuten anlegte. Seitdem also das für seinen Geigenbau bekannte Salò. Und dann geht es plötzlich drunter und drüber. Auf dem Hof des Bauern Antonio Marveggio steckt ein Toter kopfüber in einem Olivenfass. Dass das Opfer erstochen wurde ist offensichtlich, weniger hingegen, warum er keine Hose anhat. Bei dem Toten handelt es sich um Alessandro Ferregina, ein Geigengutachter aus Verona. Nur wenige Stunden später wird die Leiche von Alberto Bianchi aus dem Gardasee gezogen, der sich vermutlich selbst von einer hohen Klippe stürzte. Oder half doch jemand nach? Bianchi war ein bekannter Geigensammler und dass ein Gutachter und ein Sammler binnen vierundzwanzig Stunden sterben, hält Andreotti nicht für einen Zufall.
Widerwillig muss Andreotti ermitteln und dies in einer Welt der Sammler, Kenner und Geigenbauer. Alte Geigen sind kostbar, es geht um zehntausende Euro. Da kann man mit guten Fälschungen einen ordentlichen Schnitt machen. Nur dumm, dass sich Andreotti hier überhaupt nicht auskennt. Zu seinem Glück kann ihm die Halbitalienerin Sophia Lange, die bis zu ihrer Jugend in Salò aufwuchs, helfen. Lange ist Geigenbauerin und möchte nach einem privaten Fehlschlag bei Giuseppe Maggio ihr Wissen weiter vervollkommnen. Womöglich auch deswegen, weil dessen Sohn Luigi ihr Jugendfreund war. Obwohl in der Werkstatt der Maggios viel Arbeit wartet, ist Sophia bald dem Reiz der Ermittlungsarbeit erlegen. Dabei machen es ihr weder der griesgrämige Guiseppe, noch der kauzige Andreotti besonders einfach.
Klassischer Plot vor Urlaubskulisse
Der Titel „Tod im Olivenfass“ ist ein wenig irreführend, denn wenngleich der erste Tote in einem solchen steckt, so geht es im weiteren Verlauf nicht um die mitunter leckeren Früchte, sondern um Geigen. Wo Kenner und Sammler sind, sind Fälscher und Blender meist nicht weit entfernt. So trifft man auf einige exzentrische Snobs aus der Oberschicht, die wertvolle Geigen sammeln oder sich billigere Exemplare andrehen lassen, ohne es zu bemerken. Schließlich können auch Gutachten gefälscht oder echte Gutachten der falschen Geige beigefügt werden.
Da die zweite Protagonistin neben Commissario Andreotti, der vor allem zu Beginn eher die Karikatur eines Ermittlers abgibt, selbst eine Geigenbauerin ist, sollten hier vor allem Freunde klassischer Musik oder Menschen, die selber ein Instrument spielen, zugreifen. Der Krimi ist zwar durchweg unterhaltsam und kurzweilig, allerdings auch ein wenig überfrachtet mit den unterschiedlichen Geigentypen und mit Fragen wie jener, welcher Hals wohl auf welche Geige passt.
Dennoch ist „Tod im Olivenfass“ ein solider Whodunnit, dessen Hintergrundkulisse, der Gardasee, nicht ganz so aufdringlich im Vordergrund steht, wie man es von vergleichbaren Werken, zum Beispiel diversen Frankreich-Krimis, kennt. Verdächtige gibt es einige, Blindspuren ebenfalls und so darf man bis zum Schluss rätseln, ob der tote Geigensammler ein Suizidfall und wer der Mörder des Gutachters war. Darauf einen leckeren Rotwein zur Olivenschale!
Fazit
„Tod im Olivenfass“ ist eine kurzweilige Urlaubslektüre für Gardasee-Fans, aber zudem vor allem interessant für Freunde klassischer Musik, denn hier dreht sich (fast) alles um die Geige. Crescendo!
Renato Pozzi, Knaur
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