Kill Club
- Knaur
- Erschienen: Februar 2022
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- aus dem Englischen von Frauke Czwikla
- TB, 416 Seiten
Spannend erzählte, leichte Unterhaltung
Jazz weiß nicht mehr ein noch aus: Das Leben ihres kleines Bruders Joaquin wird von dessen böser Adoptivmutter beherrscht. Nicht nur, dass diese den Jungen zwingt, sich ihrem Weltbild anzupassen, nicht nur, dass für sie die Schule nur eine nachrangige Rolle spielt – nein, sie verleugnet auch die Existenz jeder Krankheit. Damit gefährdet sie aber den Jungen, der unter Diabetes leidet, jeden Tag. Jetzt ist sie auch noch mit dem Kind abgetaucht und Jazz muss stündlich damit rechnen, dass die Polizei mit schlechten Nachrichten bei ihr auftaucht. Wenn der alten Hexe doch etwas zustoßen würde! Wenn sie plötzlich und unvorhergesehen verunglücken würde – oder rein zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort wäre. Jazz hat keine Ahnung, dass es tatsächlich eine Organisation gibt, die so etwas anbietet. Natürlich nicht umsonst, denn das ist nicht einmal der Tod. Der „Kill Club“ kann unliebsame Zeitgenossen entfernen – aber er erwartet eine Vorleistung und das beinhaltet einen Mord, den Jazz begehen muss. An einem Fremden – an einem, den sie nicht kennt und wie es heißt, an einem Bösen und Gemeinen. Das dürfte nicht so schwer sein. Dennoch – der Kill Club versteht keinen Spaß, wenn jemand die Vorleistung nicht erbringt.
Meine Tote – deine Tote
Wendy Heard widmet sich in ihrem Roman wieder einmal der alten Frage nach dem perfekten Mord. Was wäre, wenn man sich bei der Beseitigung unliebsamer Zeitgenossen quasi unterstützen und austauschen könnte? Ich „kümmere“ mich um deinen untreuen Ehemann und du lässt dafür meinen habgierigen Bruder verschwinden, der viel zu viel vom Erbe beansprucht. Das wäre eine einfache Sache und die Polizei würde mangels eines Motivs im Dunkeln tappen.
Heard hat hier immerhin diese Geschichte noch verfeinert: Es hat sich ein ganzer Club gegründet, der im großen Stil „arbeitet“. Dem auserkorenen Opfer – bei dem es sich jedes Mal um jemanden handelt, den in einer halbwegs freundlichen Nachbarschaft niemand vermisst - wird kurz und knapp eine Giftinjektion verabreicht, eine Spielkarte wird als „Visitenkarte“ hinterlassen, der Mörder flieht unerkannt und fertig ist die Laube. So ganz vollkommen neu ist diese Idee nicht, hier wird aber ein neuer Handlungsstrang installiert, nach dem es der „Kill Club“ nicht so wahnsinnig gerne sieht, wenn ein Mordversuch nicht funktioniert. Hier kann es dann passieren, dass jemand der einen Mord plante, wegen seines Versagens plötzlich selbst zum auserkorenen Opfer wird und damit dann selbst um sein Leben rennen muss.
Da grüßt das Klischee schon von Weitem
Ehrlich gesagt, hatte ich von dieser Konstruktion nicht sonderlich viel erwartet. Für meinen Geschmack ist die Ausgestaltung des Covers allein zu reißerisch. Hier blickt eine langhaarige „Rockerbraut“ mit schweren Springerstiefel und tief ausgeschnittenem Tanktop lässig auf den Betrachter während sich im orangeroten Hintergrund ein paar struppige Palmen gen Himmel strecken. Natürlich ist die abgebildete Langhaarige dann auch noch Lkw-Fahrerin und spielt nebenher in einer Rockband und spätestens hier wären ein paar Euros für die Klischee-Kasse fällig gewesen. Dennoch erzählt Wendy Heard die Geschichte gut, flüssig und spannend. Der Leser bekommt das, was er von einem guten Krimi erwartet – vielleicht nicht die Suche nach einem Mörder aber nach dem, der im Hintergrund die Strippen zieht und andere zu Mördern macht.
Was Heard an Spannung aber durchaus zu vermitteln vermochte, das fehlt ihr unglücklicherweise bei der Darstellung ihrer Hauptpersonen. Hier gibt es eigentlich nur die Bösen – die aber dann so richtig fies und gemein sind und es natürlich verdienen, dass sie um die Ecke gebracht werden – und die armen Opfer, die keine andere Möglichkeit mehr sehen, als gerade das mit der Ecke durchzuziehen. An der Spannung ändert das nicht sonderlich viel, dennoch drängte sich für mich der Einruck eines Boulevard-Romans auf. Natürlich haben auch die Romane aus dieser Richtung ihre Berechtigung und auf einer Liege am Pool muss ich nicht unbedingt immer nur ernsthafte Literatur verfolgen, aber dennoch war es mir abschnittsweise ein wenig zu holzschnittartig und zu simpel gestrickt.
Fazit
Gut gemachte Spannung mit recht einfach gezeichneten Charakteren – super für die leichte Lektüre am Pool und das reicht ja auch dann mal….
Wendy Heard, Knaur
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