Sieben Lügen
- Lübbe
- Erschienen: Juni 2021
- 2
- OT: Seven Lies
- aus dem Englischen von Rainer Schumacher
- TB, 384 Seiten
Der ganz normale Wahnsinn
Marnie Gregory und Jane Baxter waren seit dem ersten Tag an ihrer weiterführenden Schule allerbeste, unzertrennliche Freundinnen. Daran ändere sich nichts, als sie älter wurden. Sie studierten zwar in unterschiedlichen Orten, zogen aber dann wieder zusammen, traten ihre Jobs an und richteten ihr Leben ein. Hatte die eine Probleme, trat die andere für sie ein. Als sich Jane in Jonathan verliebte und auszog, änderte sich die Freundschaft natürlich ein wenig aber als Janes Ehe tragisch endete, war Marnie für sie da. Marnie und Jane, Jane und Marnie. Aber jetzt gibt es ein neues Gespann: Marnie und Charles – aus Janes’ Sicht eine bezaubernde, kluge, erfolgreiche Frau und ein aufgeblasener Wichtigtuer und alle tun so, als wäre er charmant und genau der Richtige für sie! Jane beschließt alles genau zu beobachten und – wenn es nicht anders geht – einzugreifen. Aber dazu muss man sehr, sehr vorsichtig vorgehen…
Elizabeth Kay schildert in ihrem Krimi-Debüt die Geschichte einer Freundschaft, die für zwei Teenies das Leben erleichtert, zwei Twens Spaß und Zusammenhalt bringt und sich langsam und unaufhaltsam in eine toxische Mischung wandelt. Die Autorin nimmt sich dabei Zeit, ihre Geschichte aufzubauen und macht ihre beiden Heldinnen damit noch glaubhafter. Jane, die im gesamten Buch als Ich-Erzählerin auftritt, berichtet nüchtern und scheinbar abgeklärt darüber, wie sich ein Gefühl der Abneigung, das sicher von uns jeder einmal verspürt hat, sollte er den Partner einer Freundin nicht so recht leiden können, so weit steigert, dass irgendwann jedes Mittel recht ist, um das Objekt der Ablehnung loszuwerden.
Der Leser muss hier miterleben, wie kalt und abgeklärt die eine Freundin sich gegen den Partner der anderen wendet, wie obsessiv sie in deren Leben eindringen will und wie gnadenlos und zielgerichtet sie letztendlich ihre Wege verfolgt.
Ich weiß, was gut für dich ist
Jane sieht sich dabei vollkommen im Recht. Sie ist diejenige, die ihre Freundin vor einem falschen Mann schützt, diejenige, die entscheidet, was gut für beide ist und die damit natürlich auch den Überblick hat. Bei aller Ruhe in der berichtet wird, fiel es mir manchmal schwer weiterzulesen, weil mich diese Lektüre abschnittsweise aufwühlte. Kay erzählt ihre Geschichte zwar langsam und geduldig, so als würde eine Erwachsene einem Kind alles darlegen und erklären, doch ist es gerade dieser einfache Ton, diese Banalität einer kranken Psyche, die den Leser beunruhigen. Kay dreht die Schrauben langsam und geduldig und erst mit der allerletzten Wendung weiß der Leser alles – und hofft, dass das Unvermeidlich scheinende nicht eintreten möge.
Fazit:
Elizabeth Kay berichtet ruhig und gelassen über Unfassbares, über den Wahnsinn der die Maske der Normalität trägt und über Wahn, der meint, regelnd und bestimmend in alle Schicksale eingreifen zu können. Für Freunde der temporeichen Actiongeschichte mag dieser Stil manchmal zu träge sein, aber gerade das macht meiner Meinung nach seine besondere, unheilvolle Spannung aus.
Elizabeth Kay, Lübbe
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