Auslöschung

  • Polar
  • Erschienen: Juni 2021
  • 0

- OT: Disappeared

- aus dem Englischen von Sven Koch

- hrsg. v. Jürgen Ruckh

- mit einem Nachwort von Ulrich Noller

- TB, 330 Seiten

- Bd. 1

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Carola Krauße-Reim
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2021

Ruhiger aber intensiver Kriminalroman

Anthony J. Quinn ist einer der bekanntesten Kriminalautoren Irlands. Bereits 2012 erschien sein erster Roman rund um den Belfaster Polizeiinspektor Celcius Daly im Original. In Deutschland wurde kurioser Weise 2019 mit „Gestrandet“ zunächst der fünfte Band der Reihe veröffentlicht und erst im Nachgang 2021 der eigentlich erste, „Auslöschung“. Es ist zu hoffen, dass in Zukunft auch für die in Übersetzung erscheinenden Bücher die chronologische Reihenfolge eingehalten wird.

Drei Stränge werden gemächlich verknüpft

Auf einer der kleinen Inseln im Lough Neagh wird die Leiche eines alten Mannes gefunden. Inspector Celsius Daly von der Polizei Belfast wird mit den Ermittlungen betraut. Er stößt auf Hinweise, die zum Verschwinden des IRA-Kämpfers Oliver Jordan führen. Dessen Sohn Dermot sucht bis heute die Leiche seines Vaters. Gleichzeitig verschwindet ein anderer alter Mann. Er ist an Alzheimer erkrankt und braucht dringend Hilfe. Völlig unaufgeregt schildert Quinn dieses Geschehen und die langwierigen Ermittlungen.

Zuerst ist ein Zusammenhang überhaupt nicht ersichtlich, doch ganz bedächtig führt der Autor die Stränge zusammen und erst ganz zum Schluss kann der Leser die ganze Tragweite der Ereignisse überblicken. Der manchmal etwas langatmige, aber sehr intensive Schreibstil schwört Bilder herauf, die manchmal fast plastisch erscheinen:

„Für Daly waren alle immer noch in einem Netz aus Dunkelheit gefangen, in dem es zu wenig Platz zum Nachdenken gab.“

Spannung wird dabei zum einen aus der anhaltenden Ermittlungsarbeit generiert, zum anderen aber auch aus der Zeit der „Troubles“, der IRA und den beiden verfeindeten Lagern der katholischen Iren und der protestantischen Briten. Doch vor allem Celsius Daly und die fast greifbare Atmosphäre sind ein absolutes Plus in der Geschichte.

Ein knorriger Charakter und Nature Writing

Mit Celsius Daly hat Quinn nicht nur einen ungewöhnlichen Namen erschaffen, sondern auch einen ebenso ungewöhnlichen Charakter. Daly ist geschieden, ein absoluter Eigenbrötler, der in dem kleinen Cottage seines verstorbenen Vaters lebt. Er liebt die Gegend am Lough Neagh, dem See im Grenzgebiet zur Republik Irland und ist auch einem Whiskey nicht abgeneigt, den er vor allem während seiner tiefschürfenden Gedanken genießt.

Obwohl das Haus noch vollgestopft ist mit den Sachen seines Vaters, schafft Daly die Entrümpelung nicht wirklich und steckt damit irgendwie in der Vergangenheit fest. Dieser knorrige Charakter wird vom Autor ebenso eingehend beschrieben, wie die Landschaft in der er lebt. Man merkt Quinn seine Liebe zur Natur an. Mit wenigen gut gesetzten Worten schafft er eindrucksvolle Bilder, welche die winterliche Atmosphäre am Lough Neagh einfangen und vermitteln.

Die fantastische Natur rund um den See, das sehr wechselhafte Wetter mit viel Nebel und noch mehr Regen sowie die Einsamkeit der abgelegenen Höfe und Cottages ist schon fast als eigener Charakter im Buch zu werten, so viel Gewicht haben sie in der Handlung, die dadurch ein überaus wirkungsvolles Setting erhält.

Fazit

„Auslöschung“ hat alles was einen anspruchsvollen Krimileser begeistern kann! Eine vielschichtige und spannende Handlung mit Bezug zur Geschichte, eine äußerst dichte Atmosphäre und einen Protagonisten, der genauso ungewöhnlich ist, wie sein Name. Lediglich die sehr bedächtige und unaufgeregte Erzählweise ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Doch wer damit zurechtkommt, freut sich mit Sicherheit auf weitere Fälle mit dem Belfaster Inspektor Celsius Daly.

Auslöschung

Anthony J. Quinn, Polar

Auslöschung

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