Zwölf Sünden
- Knaur
- Erschienen: Mai 2021
- 0
- TB, 368 Seiten
- Bd. 1
Auftakt einer neuen Trilogie um Würzburger Ermittlerteam
Der erste gemeinsame Fall für Oberkommissarin Victoria Stahl und ihren neuen Partner Daniel Freund, der gerade aus Köln nach Würzburg gezogen ist, hat es in sich: Während des Events „Würzburg läuft“ stürzt sich der IT-Spezialist Stephan Waldner von der Alten Mainbrücke. Alles deutet zunächst auf einen Suizid hin. Kurz darauf wird ein Pharmavertreter vergiftet und ein DJ auf einer Party am Mainufer ermordet. Zunächst scheint es keinerlei Verbindung zwischen den Mordfällen zu geben. Doch plötzlich erhält Daniels Freundin, die Journalistin Susanne Riehl, eine anonyme Mail: Die selbst ernannten „Wächter“ Würzburgs bekennen sich zu den Morden – und fordern Susanne auf, über ihre Taten zu schreiben. Schließlich machen sie ihr auch das Angebot, ein Menschenleben zu retten – doch zu welchem Preis?
Eiskalter Serienmörder
Victoria Stahl hat keinen leichten Stand bei der Würzburger Polizei. Erst verabschiedet sich ihr langjähriger Kollege in den Ruhestand, dann erhält sie von ihrem Vorgesetzten, Kriminalhauptkommissar Rolf Haller, wegen eines erneuten beruflichen Alleingangs eine zweite Abmahnung. Zu allem Überfluss muss sie sich nun auch noch mit einem neuen Partner herumschlagen. Es bleibt dem Ermittlerteam aber nicht viel Zeit, sich kennenzulernen, denn die mysteriöse Mordserie verlangt ihre ganze Aufmerksamkeit. Die „Wächter“ scheinen der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein. Gleichzeitig wittert die Journalistin Susanne Riehl die große Story. Sie wird nicht nur zu einer wichtigen Kontaktperson und damit zum Sprachrohr der Mörder, sondern lässt sich leichtsinnigerweise auf Treffen ein – mit fatalen Folgen ...
Krimi aus Unterfranken
Autorin Kirsten Nähle, gebürtige Westfälin, ist als PR-Managerin, Pressereferentin und Journalistin weit herumgekommen. Ihr beruflicher Weg führte sie von Köln über Basel und schließlich nach Würzburg, wo sie heute lebt und schreibt. Nähle veröffentlichte bereits mehrere Kurzgeschichten und 2013 (noch unter Pseudonym) ihren ersten Roman als Self-Publisherin. Außerdem ist sie als Übersetzerin für spanische Romane (u.a. für den Thriller Custus - Der Beschützer von Pilar Fernandez Rivas) tätig.
Ihre Wahlheimat Würzburg hat sie zu einer neuen Kriminalroman-Trilogie inspiriert. Der erste Band Zwölf Sünden rund um das Ermittlerteam Stahl / Freund ist nun bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur erschienen.
Neues und Altbekanntes
Mit Würzburg bietet die neue Krimi-Reihe um das Ermittlerteam Stahl und Freund einen interessanten Handlungsort, der thematisch geschickt in die Handlung eingebunden wird. Kirsten Nähle versteht es, das Flair der Frankenmetropole einzufangen und gleichzeitig wichtige Orte einzubinden. Warum der Knaur Verlag allerdings den Titel Zwölf Sünden gewählt hat, ist nicht ganz klar, da dieser sowohl etwas über das Motiv der Täter als auch die Anzahl potentieller Opfer verrät.
Die Grundidee, die hinter dem Roman und damit auch hinter der Mordserie steckt, ist gelungen und bietet genügend Spannung. Leider ist das Motiv der Täter altbekannt. Die Spuren führen zu traumatischen Kindheitserlebnissen. So naheliegend dies als Begründung für ihre Taten sein mag – nicht jeder wird deswegen zum Serienmörder. Sieht man über diese nicht ganz originelle Idee hinweg, entwickelt sich ein durchaus unterhaltsamer und wendungsreicher Kriminalroman. Dass die Freundin des neuen Kölner Ermittlers bei den „Würzburger Nachrichten“ als Journalistin arbeitet und man dadurch aus zweierlei Perspektiven auf den Fall schaut, ist zwar ebenfalls nicht neu (zuletzt in der erfolgreichen „Blix-Ramm“-Reihe von Thomas Enger und Jørn Lier Horst umgesetzt), dennoch ist es gerade diese Kombination, die für Abwechslung und Spannung sorgt.
Kleinere Schwächen
Der Roman hat leider auch vereinzelt kleinere Schwächen. So erschließt sich zum Beispiel das Ziel des Prologs leider überhaupt nicht. Hier wird aus der Sicht des ersten Opfers eine kurze Zeitspanne bis zum vermeintlichen Selbstmord beschrieben; dies wäre soweit auch absolut stimmig. Leider springt Autorin Kirsten Nähle dann zwei Tage in die Vergangenheit, um schließlich erneut den Suizid zu schildern – diesmal aus der Sicht der Ermittler. Diese Dopplung stört etwas. Die spätere Lösung, die Taten immer aus der Perspektive der Opfer zu beschreiben, bietet eine spannende Perspektive und wäre auch hier ausreichend gewesen. Alternativ hätten die Ermittlungen unmittelbar mit dem Selbstmord beginnen können.
Insgesamt entspricht der Roman fast ausschließlich den gängigen Merkmalen einer Kriminalerzählung, d.h. heißt man bekommt als Leser, was man erwartet. Es wäre aus meiner Sicht aber wünschenswert, wenn die Autorin noch mehr Mut beweisen würde, um die Reihe zu etwas Besonderen zu machen. Das Potential ist zweifellos vorhanden, aber wird zu wenig genutzt.
Viel Raum für Privates
Wer es liebt, mehr über das Privatleben der Ermittler zu erfahren, liegt hier richtig. Besonders das Leben der 36-jährigen Victoria Stahl, die alleine mit ihrer Tochter Marie zusammenlebt, rückt immer wieder in den Vordergrund. Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter, die unter Demenz leidet und mittlerweile in einem Seniorenheim lebt, sowie zu ihrem Ex-Mann Tom und ihrer Schwester Marta wird immer wieder zum Thema. Einige Leser werden genau dies mögen, andere werden die genaue Schilderung des Privatlebens eher als überflüssig empfinden. Dies muss jeder für sich entscheiden.
Insgesamt ist die Darstellung des Ermittlerteams gelungen. Beide Figuren bieten genügend Divergenz, um sich klar voneinander abzugrenzen und gleichzeitig gerade diese Andersartigkeit für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu nutzen. Auch dass beide Figuren sehr lebensecht beschrieben werden, trägt dazu bei, dass man gerne ihrer Ermittlungsarbeit folgt.
Fazit
Kirsten Nähle gelingt ein guter Start in ihre Stahl-Freund-Reihe. Handwerklich ist der Roman gelungen, inhaltlich darf die Autor ruhig die Handlung noch etwas stringenter vorantreiben und ihre Hauptfiguren in ihrer Zusammenarbeit noch mehr in den Fokus rücken. Die Reihe ist (noch) nicht außergewöhnlich, aber allemal lesenswert.
Kirsten Nähle, Knaur
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