Licht aus!
- KBV
- Erschienen: April 2021
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- TB, 370 Seiten
- Bd. 2 [Ben Pruss]
Wenn ein Krimi mit Lokalkolorit keinen Lokalkolorit hat
Ben Pruss ist sauer: Da hatte der Dortmunder Detektiv (und Gelegenheits-Zauberkünstler), der seit seinem mit Bravour gelöstem ersten Fall eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, einen neuen Kunden an Land gezogen und da erscheint der einfach nicht! So etwas muss ein Top-Detektiv allerdings nicht auf sich sitzen lassen und so macht er sich auf die Suche nach dem abhanden gekommen Kunden, stolpert in die Entführung eines berühmten Kunstwerkes mit Lösegeldübergabe, in das eine oder andere Kapitalverbrechen und nicht zuletzt in einen Mord. Alles ein bisschen viel für einen, bei dem die Tinte der Detektiv-Lizenz noch nicht einmal richtig getrocknet ist. Aber für was hat er schließlich seinen guten alten Kumpel Kai Siebert und wenn der immerhin schon ein Dauergast auf Ben’s Couch geworden ist, dann kann er für seine nicht gezahlte Miete immerhin ein bisschen was leisten…
Gelegentlich wird mir bei Buchbesprechungen ja vorgeworfen, dass ich nichts anderes lese, als den Klappentext des entsprechenden Werkes, aber bei der Lektüre dieses Textes stieß ich auf die Passage, dass der Held von den „fiesesten Typen die Dortmund“ zu bieten habe, gejagt werde. Was also erwartete ich da, wenn nicht einen schönen „Cosy-Krimi“ mit viel Lokalkolorit, charmanten, wenn auch zwielichtigen Typen aus dem Kohlenpott und eher weniger Handlung? Diese Erwartung wurde leider nicht ganz erfüllt – aus verschiedenen Gründen:
Pleiten, Pech und Pannen
Die gute Nachricht dabei war, dass die Handlung sich zu Beginn recht rasant und spannungsgeladen präsentierte. Mir erschloss sich zwar nicht, aus welchem Grund sich ein auftragsloser Detektiv auf die Suche nach einem Kunden macht, der ihn offensichtlich versetzt hatte, aber es gibt nun unterschiedliche Herangehensweisen an den Kunden und möglicherweise war hier auch nur eine besonderes genaue Arbeitsweise zu beobachten. André Storm jagte seine Helden anschließend durch eine Vielzahl von verschiedenen Abenteuern und was mich hier wirklich störte, war dieses ungeschickte Umhergetrampel, was hier präsentiert wurde. Manchmal hatte ich das Gefühl, in die guten alten Zeiten versetzt zu sein, wo ein zuckender, grimassierender Louis de Funés sein Bestes tat um den Erzbösewicht Fantomas zu schnappen. Kein Fahrrad, das nicht im entscheiden Moment platt ist, kein Handy, dessen Taschenlampe aus diversen Gründen nicht will und kein Schlüssel der nicht gerade so nicht zu erreichen ist. Irgendwann war einfach vollkommen klar, dass alles am Ungeschick seiner Helden scheitern musste.
Immerhin – es blieb die Hoffnung auf den Krimi mit viel Ruhrpott-Lokalkolorit. Aber hier fragte ich mich dann doch irgendwann, warum Storm sein Buch in Dortmund spielen ließ, denn von Dortmund war für meinen Geschmack einfach sehr wenig zu finden. Das rissen dann auch die resolute Oma und die Dortmunder Kaffeetafel, der Ben zwangsläufig bewohnen muss nicht mehr aus, denn auch hier fehlten die farbigen Beschreibungen. Hier hätte ich mir doch einiges mehr gewünscht.
Fazit:
André Storm hätte die „Kirsche“ mit lebendig erzähltem Kohlenpott-Charme „reinmachen können“, aber manchmal fragte ich mich, warum seine Geschichte nicht in Düsseldorf, Münster oder Aachen spielte, so austauschbar schienen mir Land und Leute. So bleibt unterm Strich ein ordentlicher Krimi mit herumhetzenden Helden, die nix so recht „auffe Kette kriegen“ und da – meint zumindest die Kölnerin – wäre schon mehr Drin gewesen.
André Storm, KBV
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