Die Stunde des Propheten
- Goldmann
- Erschienen: Juni 2021
- 1
- OT: Den falksa profeten
- aus dem Schwedischen von Katrin Frey
- Broschur, 448 Seiten
- Bd. 2/3 [Elias Krantz]
Elias mutiert zum Agenten
Mit „Die Stunde des Propheten“ legt Håkan Östlundh den zweiten Band seiner Elias-Krantz-Trilogie vor. Die Handlung setzt ein halbes Jahr nach den Ereignissen aus „Der Winter des Propheten“ ein. Man sollte den Auftakt gelesen haben, denn die Figuren werden nicht noch einmal eingeführt und auch die Handlung wird als weitgehend bekannt vorausgesetzt, denn sie wird nur sehr punktuell in dem vorliegenden Buch erwähnt.
Elias jagt den Mörder seines Vaters
Nachdem Elias und Ylva herausgefunden haben, wer hinter dem Attentat in Sarajevo steckt und was die Gründe dafür waren, will Elias Rache. Er lässt sich von einer schwedischen Sondereinheit anwerben um sich mit einer neuen Identität an Eric Hands heranzukommen. Das schafft er auch, doch bald ist er sich nicht mehr sicher, ob er die Aktion durchziehen kann. Ylva Grey wird zwischenzeitlich von unbekannter Seite als neue Generaldirektorin von Sida diskreditiert und erhält außerdem ein Foto mit den mutmaßlichen Attentätern aus Sarajevo zugespielt. Für sie steht nicht nur ihr Ruf auf dem Spiel, sie gerät auch in die Machenschaften des französischen Geheimdienstes.
Es fehlt die Komplexität des ersten Bandes
„Der Winter des Propheten“ verknüpft in fulminantem Tempo Hilfsorganisationen, die schwedische Regierung und Geheimdienste zu einem korrupten Konstrukt, das skrupellos seine Ziele verfolgt und dafür auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Von diesem Tempo und der resultierenden Spannung ist in „Die Stunde des Propheten“ nichts mehr zu spüren. Die meiste Zeit begleitet man Elias oder besser Tom, wie er in seiner neuen Identität heißt. Als reicher Student getarnt, wird er in die Familie von Eric Hands eingeschleust um dessen Computer so zu manipulieren, dass die schwedische Sondereinheit Zugriff auf alle Dateien bekommt. Das erzeugt zwar einige spannende Momente, doch die meiste Zeit dümpelt die Handlung vor sich hin.
Elias verliebt sich in Hands Tochter Ulrika, lebt das Leben eines reichen Jetsetters und hat ab und zu Skrupel wegen seiner Unehrlichkeit und seinem dennoch starken Willen Hands zur Strecke zu bringen. Die ganze Handlung hat die Komplexität des ersten Bandes verloren, wirkt ziemlich konstruiert und driftet damit fast schon ins Triviale ab. Vor allem, wenn Elias auch noch Visionen hat, die er nicht einordnen kann, ist die Logik endgültig auf der Strecke geblieben.
Spannung kommt erst zum Schluss auf
Erst im letzten Drittel zieht die Spannungskurve dann an, wobei man auch jetzt nicht auf logische Handlungen hoffen darf. Elias kommt den Machenschaften von Eric Hands sehr nahe und gerät dadurch natürlich in Schwierigkeiten, die durch seine Naivität nur noch verschlimmert werden. Die Verstrickungen der unterschiedlichen Organisationen, ihre verdeckten Aktionen und Intentionen durchschaut Elias nicht zur Gänze und generiert dadurch doch noch einiges an Spannung für den Leser. Das Finale hat es dann in sich - Elias und der Leser müssen so einiges verkraften. Doch auch dieses fulminante Ende ist etwas verkrampft und kann die lange, weniger spannende Anlaufphase damit nicht wettmachen.
Fazit
„Die Stunde des Propheten“ kann mit dem ersten Buch aus der Elias-Krantz-Trilogie nicht ganz Schritt halten – der Plot wirkt konstruiert und Spannung kommt erst sehr spät auf. Das jedoch fulminante Ende schließt die Handlung dieses Bandes ab und lässt dennoch genügend Fragen für die abschließenden „Nacht des Propheten“ offen.
Håkan Östlundh, Goldmann
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