Tod im Buckingham Palast
- Lübbe
- Erschienen: März 2021
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- OT: Death at Buckingham Palace
- aus dem Englischen von Heike Rosbach
- TB, 336 Seiten
- Bd. 1 [Ihre Majestät ermittelt]
Eine Geschichte so zäh wie der Kaugummi auf dem Axminster-Teppich
Tod im Buckingham Palace ist ein weiterer Krimi aus der Reihe „Mord in bester Tradition“ des Lübbe Verlags. Der kanadische Journalist und Autor Douglas Whiteway, alias C.C. Benison, entführt den Leser in den Londoner Amtssitz der britischen Königin – Buckingham Palace. Die junge Jane Bee ist Hausmädchen in dem ehrwürdigen Gemäuer, das gerade für einen Staatsbesuch auf Hochglanz geputzt wird. Da kommt es mehr als ungelegen, dass ausgerechnet die Queen über die Leiche des Dieners Robin Tukes stolpert. Weil der als depressiv gilt, wird schnellstens Suizid angenommen – doch Jane glaubt nicht daran, und Ihre Majestät erst recht nicht …
Eintauchen in eine andere Welt
Der Buckingham Palace ist ein kleiner Kosmos für sich mit seinen unzähligen Zimmern und Sälen und seinen eher weniger glamourösen Einrichtungen, wie dem eigenen Postamt, der Bediensteten-Kantine und den kleinen Stuben für Lakaien und Hausmädchen. In diese Welt taucht der Leser ein, und während Jane den Weißen Salon oder das Musikzimmer reinigt, lernt er einiges über das Interieur und den Bodenbelag von Intarsienparkett bis Axminster-Teppich. Dieses Ambiente ist das eigentlich interessante an diesem Krimi, der ansonsten ziemlich spannungsfrei erscheint. Lediglich die Queen als Strippenzieherin hinter den Kulissen, die andeutungsweise skandalträchtige restliche royale Familie und die nicht immer nüchternen und protokollgerecht agierenden Dienstboten lassen den Krimi nicht zum Komplettreinfall werden. Und natürlich die heute schon als antiquiert geltenden Dinge wie z.B. Walkman oder Telefonzellen, die immer einmal wieder zum Einsatz kommen – denn Tod im Buckingham Palace erschien bereits 1997 im Original.
Jane berichtet
Jane berichtet selbst von ihrer Tätigkeit als Dienstmädchen und Ermittlerin im Namen Ihrer Majestät – im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei literweise Tee und ausreichend süßen Beilagen wird sie von dieser beauftragt, nachzuforschen, was denn da so alles vorgeht im alten Gemäuer. Leider wiederholt sich Jane in ihren Ausführungen ständig, und nach der x-ten Erwähnung von diesem oder jenem lässt die Aufmerksamkeit des Lesers langsam nach. Der sehr simple Stil und die ausladenden Erklärungen tun ihr Übriges, und so ist nicht nur die Queen not amused, der Leser dürfte es auch nicht sein. Die Geschichte an sich ist dabei leider auch wenig wahrscheinlich und glaubwürdig, aber so verworren, dass man schon aufmerksam lesen muss, um überhaupt durchzublicken. Wieder sind es nicht die Tat oder die Ermittlungen, die ein bisschen Pepp in die Handlung bringen, sondern die Anspielungen auf nicht sehr sittliche Vorgänge im Palast und die leicht humorvolle Darstellung des Erbgesetzes im britischen Adel. Der Schluss beendet den Krimi entsprechend wenig logisch und noch weniger spannend, aber wenigstens passt er zum Rest.
Von Footmen, Dienstmädchen, privaten Sekretären und der Queen
Die Queen wird mit ihrem Pflichtbewusstsein und ihrer Integrität noch am glaubwürdigsten charakterisiert. Was die anderen Handelnden betrifft, ist das teilweise fraglich. Zwar schafft es der Autor mit einem leichten Anflug von Humor, die undurchsichtige Rangfolge in der Dienerschaft in den Krimi einzubinden, aber was Jane Bee betrifft, greift er schon sehr daneben: Eine junge Frau, die ihr Studium abbricht um zu reisen, kommt als Dienstmädchen in den Buckingham Palace und bleibt dort auch noch länger im Dienst als die meisten anderen? Jane mutiert von einer relaxten Travelerin zu einer staubtuchschwingenden Frühaufsteherin, die sich in biederer Hausmädchenuniform pudelwohl zu fühlen scheint und so gar keine Ambitionen mehr hat, die weite Welt kennenzulernen. Das erscheint doch sehr konstruiert und nimmt der Geschichte viel an Glaubwürdigkeit. Zwar entsteht dadurch die unkonventionelle Beziehung zwischen einer jungen Dienstbotin und der gesetzten Königin, doch eine gelungene Charakterisierung ist das nicht.
Fazit
Ein ungewöhnlicher Tatort und zwei unkonventionelle Ermittlerinnen! Aber dennoch dürften nur eingefleischte Cozy-Krimi-Fans begeistert sein, denn es fehlt an Spannung und packendem Plot. Lediglich die kleinen Seitenhiebe auf die Marotten der Briten machen Spaß und halten den Leser bei der Stange.
C. C. Benison, Lübbe
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