Mörderfinder
- S. Fischer
- Erschienen: März 2021
- 9
- TB, 352 Seiten
- Bd. 1 [Max Bischoff]
Die Idee ist gut ...
Man kann Arno Strobel wohl durchaus als Vielschreiber bezeichnen. Deshalb dürfte für Fans des Autors Max Bischoff auch kein Unbekannter sein: Bischoff ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden und unterrichtet jetzt angehende Polizistinnen und Polizisten. Als ein verzweifelter Vater zu ihm kommt, ist Bischoff erst irritiert und dann fasziniert. Vor sechs Jahren verschwand Leni Benz spurlos, jetzt tauchen in ihrem Elternhaus Gegenstände aus ihrem Besitz wieder auf und ihr Vater schwört, dass sie zurückgekommen ist. Als wieder zwei Mädchen verschwinden, weiß Bischoff, dass er nicht nur Leni suchen muss ...
Infodump macht das Lesen mühselig
Obwohl Strobel einen Thriller nach dem anderen schreibt, hat man das Gefühl, mit Mörderfinder ein Debüt vor sich zu haben. Jedenfalls sind hier genügend Schwächen zu finden, die häufig nur Schreibanfängern passieren. Das beginnt mit dem Stil: Viele Passagen sind für den Fortschritt der Geschichte völlig uninteressant. So muss anscheinend Max‘ Schwester unbedingt mehrmals erwähnt werden, obwohl sie rein gar nichts mit den Geschehen zu tun hat. Ob der Protagonist gut oder schlecht geschlafen hat und wann er das letzte Mal etwas aß, muss ich auch nicht unbedingt wissen. Die Spannung kommt wegen dieses ständigen Infodumps nur sehr schwer in die Gänge. Und wenn sie dann doch einmal Fahrt aufnimmt, bremst die fehlende Logik sie gleich wieder aus: Max Bischoff gehört nicht mehr der Polizei an, agiert aber so und erhält vor allem von leitenden Polizeibeamten Informationen und Kompetenzen zugeschrieben, von denen ich hoffe, dass sie im wirklichen Leben nur den zuständigen Beamten zustehen.
Die Welt wird der Geschichte angepasst
Eigentlich ist die Grundidee der Geschichte nicht schlecht: Eine Entführte scheint wieder aufzutauchen; zwei weitere Mädchen verschwinden. Das könnte ziemlich gruselig oder zumindest sehr mysteriös und überaus spannend sein – ist es aber nur sehr selten. Strobel konstruiert einen völlig verschrobenen Plot, der den Eindruck macht, zu Lasten der Logik dem Geschehen angepasst worden zu sein. Die Tatsache, warum der Entführer nach sechs Jahren erstmals wieder zuschlägt, bleibt im Dunkeln, und was hinter der Entführung von Leni und ihrem eventuellen Wiederauftauchen steckt, ist so abstrus, dass Enttäuschung das einzige Gefühl beim Lesen sein könnte. Das Ende schließt das Ganze dann dementsprechend ab: Zwar wird alles bestens erklärt, aber wieder so gebogen, dass es passt; auch hier fehlen der Handlung und den Handelnden jegliche Wahrscheinlichkeit und Logik.
Max Bischoff scheint eine bewegte Vergangenheit zu haben
Die Charakterisierung von Max Bischoff ist ganz gut gelungen. Auch wenn man ihm bis jetzt noch nicht begegnet ist, kann man seine Zerrissenheit spüren. Tragische Ereignisse haben ihn dazu veranlasst, seinen Dienst bei der Polizei zu quittieren, und das hängt ihm noch immer an. Zwar mag er seine neue Tätigkeit als Dozent, doch die Arbeit vor Ort und die Suche nach dem Täter fehlen ihm. Dabei ist er scheinbar immer beherrscht und geht bedacht vor, ohne seine Emotionen auszublenden. Die Beziehung zu seiner Schwester scheint gut, aber durch die Vergangenheit belastet zu sein. Auch wer Max Bischoff bis jetzt noch nicht kennengelernt hat, kommt mit der gegebenen Beschreibung gut zurecht und muss nicht unbedingt die Vorgänger zu Mörderfinder lesen, um zu wissen, mit wem er es hier zu tun hat. Dass wir Max noch öfters begegnen könnten, lassen sowohl das Ende als auch die Schreiblust des Autors vermuten.
Fazit
Leider kann man wieder einmal feststellen, dass Masse nicht unbedingt Klasse bedeutet. Mörderfinder ist Mainstream pur - was ja nicht schlecht sein muss, aber die Umsetzung der eigentlich guten Idee ist so misslungen, dass nur ziemlich enttäuschende Massenware dabei heraus gekommen ist.
Arno Strobel, S. Fischer
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