Doggerland - Bd. 3: Fester Grund
- Ullstein
- Erschienen: März 2021
- 2
- OT: Mellan djävulen och havet
- aus dem Schwedischen von Stefanie Werner
- TB, 400 Seiten
Karen muss gleich zwei Fälle bearbeiten
Maria Adolfsson entführt uns zum dritten Mal nach Doggerland, die fiktive Inselgruppe in der Nordsee. Wer die ersten beiden Bände der Trilogie gelesen hat, weiß, dass dieser kleine Staat eine Mischung aus Skandinavien und England ist - wilde Natur und ein nordisch anmutendes Ambiente, gepaart mit einer Pubdichte, die sich sehen lassen kann. Aber man muss nicht die Vorgänger gelesen haben, um dem Geschehen folgen zu können - wobei es natürlich Sinn macht, nicht gerade mit dem finalen Band in eine Trilogie einzusteigen.
Der Sommer auf Doggerland hat es in sich
Karen Eiken Hornby, Kommissarin der Kriminalpolizei, ist eifersüchtig auf Luna, die wohl größte Berühmtheit Doggerlands. Die Sängerin nimmt - verborgen vor der Öffentlichkeit - neue Lieder auf, und Leo, Karens Freund, ist als Gitarrist mit dabei. Doch dann ist Luna spurlos verschwunden, und Karen wird beauftragt, sie zu suchen, ohne dass jemand etwas merkt. Zeitgleich schlägt das „Moerbeckschwein“ wieder zu – ein Vergewaltiger, der Frauen mit kaputten Flaschen malträtiert. Auch hier kann Karen in die Ermittlungen einsteigen. Gleichzeitig häufen sich ihre privaten Probleme: Das Verhältnis zu Leo ist angespannt, ihre junge Mitbewohnerin Sigrid hat einen neuen Freund, gesundheitlich hat Karen auch zu kämpfen, und dann steht auch noch der jährliche polizeiliche Gesundheits- und Fitnesscheck an.
Und alle sind sie wieder dabei …
Dreh- und Angelpunkt ist auch dieses Mal wieder Karen Eiken Hornby, die Kommissarin der Doggerländischen Kriminalpolizei; sie agiert eigenwillig wie immer. Ihre Vergangenheit macht ihr nicht mehr so viel zu schaffen, aber beeinflusst sie natürlich nach wie vor. Beruflich scheint sich die Lage etwas entspannt zu haben - jedenfalls sind weniger frauenfeindliche Sprüche zu hören und sexistische Ausfälle der lieben Kollegen kommen auch kaum noch vor. Und natürlich sind alle wieder dabei: vom immer korrekten Karl Björken, über den stets karriereorientierten Chef Jounas Smeed, bis hin zum Dauernörgler Evald Johannisen. Der Freundeskreis rund um Kore mischt selbstredend auch wieder mit, und die etwas andere Wohngemeinschaft mit Leo und Sigrid ist ebenfalls gleichbleibend konfliktbeladen. Adolfsson führt kaum neue Charaktere ein, sondern konzentriert sich auf altbekannte aus den ersten zwei Krimis. Das hat auch seinen Vorteil, hat der Leser so doch das Gefühl, sie alle zu kennen und an ihrem Leben teilzuhaben. Selbst das „Moerbeckschwein“ ist schon bekannt - doch dieses Mal sind die Ermittler ihm dicht auf den Fersen.
Spannung ist garantiert
Gewohnt packend und flüssig zu lesen, präsentiert die Autorin einen Krimi, der zwar nicht atemraubend spannend ist, aber nie ins Langweilige abgleitet. Dabei verknüpft sie Karens private und berufliche Herausforderungen gekonnt. Gleichzeitig wird die scheinbar idyllische Inselwelt Doggerlands auch von ihrer weniger schönen Seite gezeigt: Drogenkriminalität, Problemviertel, Arbeitslosigkeit und wieder einmal strenge Evangelikale, die in einer Art Parallelwelt leben. Immer wieder eingebaute Wendungen lassen beide Fälle ständig in einem anderen Licht erscheinen, wobei die verschwundene Sängerin noch für reichlich Aufregung sorgt und den Leser fast mehr bei der Stange hält als der Vergewaltiger. Das Ende ähnelt aber leider sehr den Vorgängern: Karen kommt in große Gefahr und muss einmal mehr ihre eigene Haut retten.
Abschied von Doggerland?
Bis jetzt war immer von der Doggerland-Trilogie die Rede, doch sind die Krimis rund um Karen Eiken Hornby so eingeschlagen, dass man vielleicht doch auf weitere Fälle mit ihr in dem fiktiven Inselstaat hoffen darf. Ich jedenfalls würde mich freuen, mehr von der eigenwilligen Kommissarin mit der schwierigen Vergangenheit zu lesen. Und der Schluss lässt ja auch noch reichlich Raum für Neues.
Fazit
In Fester Grund lässt Maria Adolfsson ihre Kommissarin gleich in zwei Fällen ermitteln und gleichzeitig auch noch private Probleme lösen. Das macht sie durchgängig spannend bis zum Schluss, der hoffentlich nicht das endgültige Ende der Kriminalfälle auf Doggerland bedeutet.
Maria Adolfsson, Ullstein
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