Wild

  • HarperCollins
  • Erschienen: März 2021
  • 1

- OT: A Solitude of Wolverines

- aus dem Englischen von Joannis Stefanidis

- TB, 400 Seiten

- Bd. 1 [Alex Carter]

Wild
Wild
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Sabine Bongenberg
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2021

Sorgfältig aufgebaute Spannungsmomente - einfach so verschenkt

Alex Carter wollte gemeinsam mit ihrem Freund Brad die Welt verändern. Als Biologin träumte sie davon, die Fauna und Flora der Welt bewahren; sein Anteil als Rechtsanwalt bestand darin, die Menschenrechte zu verteidigen. Aber was ist daraus geworden? Brad interessiert sich nur noch für möglichst lukrative Mandanten und von ihren gemeinsamen Idealen ist nicht mehr viel geblieben. Als Alex nun auch noch um Haaresbreite einem Anschlag entgeht, wird es Zeit, ihr Leben neu zu ordnen. Sie ist daher mehr als dankbar, als sie ein neues Jobangebot erhält, das die Erforschung eines besonderen Tieres in der Wildnis von Montana beinhaltet. Der Vielfraß, zu der Familie der Marder gehörend, hat hier eine Zuflucht gefunden, und Alex soll seine Gewohnheiten untersuchen. Alsbald stellt sie aber fest, dass sie in der einsamen Forscherstation offensichtlich nicht unbeobachtet ist und überhaupt ihre Arbeit nicht nur auf Zustimmung trifft. Alex sieht sich einer zunehmenden Bedrohung ausgesetzt, eigenartige Vorkommnisse häufen sich, und plötzlich sieht sie sich in den Bergen Montanas gefangen ...

Dies ist sicherlich nicht die allerneuste Idee, aber dennoch ein Garant für Grusel, lässt Alice Henderson doch ihre Heldin Alex Carter mit Sack und Pack in eine einsame Forscherstation ziehen, die dem „Overlook Hotel“ aus Stephens Kings berühmtem Roman Shining bedenkenlos das Wasser reichen könnte: Ein aufgegebenes Skiressort, halb zerfallen, nur mit einigen bewohnbaren Räumen, die aber dafür auf den Gastronomie-Betrieb ausgerichtet und riesengroß sind, alles in einem Gebiet gelegen, das bei Schneefall absolut abgeschnitten ist. Der Leser gruselt sich allein schon bei dieser Beschreibung, und spätestens als die aufgestellten Fotofallen belegen, dass nicht nur Tiere in diese geraten, mag er das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Dann aber setzt der wirkliche Überraschungsmoment ein: Henderson macht aus diesem grandiosen Aufbau - nichts mehr. Wo ein nervenzerfetzender Thriller im dunklen Wald möglich wäre, setzt die Autorin auf einen Krimi, der die vorher sorgfältig entwickelte Atmosphäre von der gruseligen Forschungsstation, dem Raunen im Wald, offensichtlich feindseligen „Hillbillies“ und dem grantigen, abweisenden Sheriff gegen ein recht konventionelles Actionszenario austauscht. Sicher: Auch die neue Richtung des Romans vermag zu fesseln, macht dem Namen des Romans nicht zuletzt alle Ehre und legt den Grundstein für die neue Serie, die Alex Carter und einen mysteriösen „Retter“ aus tödlichen Gefahren begleiten wird. Dennoch ist das Ergebnis zwar ein zwar stringent erzählter Krimi, der aber bei weitem nicht mehr die atemlose Spannung halten kann, wie sie zu Beginn des Montana-Aufenthalts zu spüren war. Ein bisschen Mysterium bleibt nur dadurch erhalten, dass sich doch ein unbekannter Ich-Erzähler, der offensichtlich bereits so einiges auf dem Kerbholz hat, in die Handlung mischt und vermutlich auch bei den weiteren Fortsetzungen eine Rolle spielt.

Fazit

Wenn auch Alice Henderson nicht den absolut gruseligen Thriller bietet, den die ersten Kapitel erhoffen lassen, erzählt sie doch einen spannenden, soliden Krimi, in dem – bezogen auf den Einzelband – keine Fragen offen bleiben. Der Auftakt für neue Abenteuer im Reiche der wilden Tiere wird auch schon gelegt; doch bleibt nur zu hoffen, dass dann so ein sorgfältig aufgebautes Storyfundament besser hält, was es zum Anfang der Geschichte verspricht.
 

Wild

Alice Henderson, HarperCollins

Wild

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