Bittersüße Zitronen
- Diogenes
- Erschienen: März 2021
- 1
- TB, 336 Seiten
- Capri-Krimi 2
Krimi mit viel Lokalkolorit
Bereits zum zweiten Mal entführt der Autor mit dem Pseudonym Luca Ventura den Leser nach Capri, jener kleinen Insel in der Bucht von Neapel. Wie schon im ersten Band der Reihe ermitteln Enrico Rizzi und seine Kollegin Antonia Cirillo in einem Todesfall, der alles andere als unkompliziert ist ...
Ein Unfall, der keiner ist
In einer regnerischen Herbstnacht verunglückt Elisa Constantini auf den Serpentinen von Capri. Doch die dreirädrige Ape gehörte nicht ihr, sondern Aurora Bellini - und sie war manipuliert. Sofort drängen sich Agente Rizzi Fragen auf: Wem galt der Anschlag: Elisa? Aurora, der ehemaligen Chefin der Limoncello-Fabrik? Oder Simon Mugele, der heute den Betrieb leitet? Rizzi und Cirillo tauchen ein in die Welt der Zitrusplantagen und ihrer Besitzer mit dem Zwiespalt zwischen ökologischem Anbau und gewinnbringender Vermarktung, der Herstellung von Limoncello und dem Preiskampf um jede Zitrone.
Zwei sehr unterschiedliche Ermittler
Enrico Rizzi und Antonia Cirillo könnten unterschiedlicher nicht sein: Rizzi ist Capreser durch und durch, auf der Insel verwurzelt und gut vernetzt. Auf Capri kennt er jeden, und jeder kennt ihn. Rizzi sieht die Menschen hinter den Namen und geht auf seine ganz persönliche Art die Dinge an, ohne sich groß um Vorgaben zu kümmern. Cirillo ist anders: Sie kommt aus dem Norden und wurde nach Capri zwangsversetzt – warum ist (noch) nicht offensichtlich, jedoch fehlt ihr die Leichtigkeit der süditalienischen Lebensauffassung. Sie geht strikt nach Gesetz und Ordnung vor, eckt immer wieder an und kommt so oft nicht sehr weit. Und sie hat persönliche Probleme, die nicht nur aus ihrem Hang zum Alkohol zu bestehen scheinen. Zwischen Rizzi und Cirillo herrscht ein Spannungsfeld, in dem Cirillo wie ein schnaubender Stier agiert, während Rizzi sie mehr oder weniger unbeeindruckt machen lässt und die Fälle auf seine Art löst.
Atmosphäre punktet vor Spannung
Man könnte Bittersüße Zitronen durchaus als Cozy-Krimi bezeichnen, denn hier steht eindeutig die Atmosphäre auf der Insel, in Sorrent und Neapel im Vordergrund; die Spannung ist nur zweitrangig. Obwohl sich die Ermittlungen um die manipulierte Ape und das bedauernswerte Opfer drehen, werden sie durch andere Themen fast überlagert: die ökonomische Lage auf Capri, die Herstellung von Limoncello, die Flüchtlingskrise und natürlich das Geflecht der alteingesessenen Familien auf dem Eiland. Doch das bedeutet nicht, das der Krimi nicht lesenswert wäre - denn die Frage, wer hier wem schaden wollte, wird wunderbar in dieses Ambiente eingebettet. Der leicht zu lesende Stil tut sein Übriges, und schnell ist man von Capri, seinen Einwohnern und dem Fall gefesselt. Einige Wendungen sorgen dann auch dafür, dass man sich gerne einmal auf die falsche Fährte begibt. Der Schluss ist logisch und tragisch zugleich und so nicht unbedingt zu erahnen gewesen.
Fazit
Mit Bittersüße Zitronen kann man sich herrlich nach Capri träumen! Der Fall ist nur zweitrangig und steht hinter der Atmosphäre auf der Insel und ihrer Umgebung zurück, fesselt aber trotzdem. Die Lektüre ist genau das richtige für Italien-Fans und macht auch ohne verfügbaren Limoncello Spaß.
Luca Ventura, Diogenes
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