Das große Aufräumen
- Suhrkamp
- Erschienen: November 2020
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- OT: Old Scores
- aus dem Englischen von Sven Koch
- TB, 327 Seiten
- Bd. 3 [Frank Swann]
Actionreicher Hardboiled aus Australien
Acht Jahre ist es her, da war Frank Swann noch selber Polizist. Nachdem die Bordellchefin Ruby Devine mit vier Kopfschüssen getötet wurde, ermittelte Swann auf Hochtouren, obgleich klar war, dass ihr Mörder aus den Reihen der Polizei stammen musste. Einige Polizisten fürchteten um ihre liebgewonnenen Schutzgelder. Swann machte sich namhafte Feinde, darunter Ben Hogan, der heute, 1983, Chef des Criminal Investigation Branch, kurz CIB, ist. Swann arbeitete danach als Privatdetektiv, doch jetzt hat er einen neuen, nahezu unglaublichen Job: Er soll für den frisch gewählten Premierminister Rob Farrell als Sicherheitschef arbeiten - mit anderen Worten, für dessen rechte Hand die Drecksarbeit erledigen.
„Also, nur dass wir uns richtig verstehen: Das hier ist das größte Stadtentwicklungsprojekt im Bundesstaat, und der Premier traut seinem eigenen Ministerium nicht? Na prima. Das klingt schon mal spannend.“
Kaum im neuen Job angekommen, droht gewaltiger Ärger: Ein vom Premier angekündigtes Großbauprojekt sorgt für Aufruhr in der Unterwelt, denn es geht das Gerücht, dass ein staatliches Casino entstehen soll - eine Kampfansage, aber die wichtigsten Player haben ihre Fühler längst ausgestreckt. Swann soll die Angebote prüfen. Währenddessen erfährt er von einem Ganoven, dass ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt ist. Gus Riley, Chef der berüchtigtsten Motorradgang von Perth, hat derweil Probleme mit einer neuen Gang aus Neuseeland, die den Cops höhere Schutzgelder zahlen kann, und bittet Swann um Hilfe. Der meistgesuchte Mann Australiens, Des Foley, ist auf dem Weg nach Perth und kreuzt ebenfalls Swanns Wirkungskreis. Und „on top“ ist natürlich wieder Ben Hogan mit im Spiel - neben zahllosen weiteren Gangstern ...
„Dreckiger“ Abschluss der Perth-Trilogie
Nach Die Ratten von Perth und Die Gruben von Perth endet die Perth-Trilogie mit dem vorliegenden Band, der zeitlich acht Jahre später (1983) spielt. Natürlich geht es auch in diesem Hardboiled dreckig zur Sache, Waffen jeglicher Art sind schnell zur Hand. Was will man auch erwarten, wenn der Chef des CIB, Ben Hogan, einer der größten Kriminellen ist, der keiner Schutzgeldeinnahme widerstehen kann? Einst versuchte er gar mit Hilfe von Gus Riley, den Protagonisten der Reihe aus dem Verkehr zu ziehen. Doch Swann ist nach wie vor aktiv, an neuer, wirkungsmächtiger Stelle. Hier hat er alle Hände voll zu tun; die Ereignisse überschlagen sich rekordverdächtig.
Auch wenn das Gewehr nicht geladen war, konnte das Tragen einer Waffe in der Öffentlichkeit vom Gesetz mit Gefängnis geahndet werden. Allerdings nahm die Tactical Response Group der Western Australia Police selten jemanden fest. Soweit sich Swann erinnerte, war jedes Mal, wenn die TRG angefordert wurde, ein schwarz gekleidetes Einsatzkommando angerückt, hatte den Täter erschossen und war wieder in seine schwarzen Mannschaftswagen gestiegen.
David Whish-Wilson (auf der Buchrückseite werbewirksam von Adrian McKinty empfohlen) dankt übrigens in seinem Nachwort unter anderem seinen Kollegen Michael Robotham und Alan Carter. Es sind nicht die schlechtesten Autoren dieser Zeit - ganz im Gegenteil: Australien bietet eine spannende Krimiszene auf (Jane Harper und Garry Disher seien vorneweg beispielhaft genannt), die sich allerdings überwiegend auf die Gegenwart konzentriert. Whish-Wilson siedelt seine Trilogie hingegen 1975/1983 an, in einer Zeit, als Perth, die „einsamste Großstadt der Welt“, ein Paradies für ebenso machtgierige wie korrupte Polizisten und Politiker war.
Fazit
Wer actiongeladene Kost und einen dreckig-rauen Erzählstil zu schätzen weiß, der kommt hier auf seine Kosten. Die Kenntnisse der beiden Vorgänger sind nicht zwingend erforderlich, aber zum besseren Verständnis von Vorteil.
David Whish-Wilson, Suhrkamp
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